Innokentij Annenski. Die Nerven. Eine Schallplatte

Wie staubig und wie heiae ist diese Strasse, wo
Die Tanne trauert, o mein Gott, im Status quo!

Das Dach und der Balkon. Die Frau spult die Wolle;
Unter dem Leinen sitzt der Mann in seiner Rolle.

So plump haengt der Balkon ueber das Blumenbeet.
“Er?” “Nein, nicht er!” “Weisst du, wer dort voruebergeht?”
“Du haekelst, haekelst nur, als ob ich niemand waere,
“Die Sumpfbrombeere, hei, die beste Sumpfbrombeere!”
“Verkaufen wir das lila Heft, kommt Zeit, kommt Rat...”
“Sagen Sie, Frau fuer Kueche brauchen wir Spinat?”
”Kaufen Sie, Annchen!”
           “Sieh! Das Unheil laesst vermuten
Der Zettel an der Wand...”
            “Die Kaemme, ja, die guten!”
“Der Postbote... Und uns bringt er die Briefe nicht?”
“Nein, nur die Zeitung, die gewoehnliche, “Das Licht”.               
“Wie hast du das gemacht?”
             “Unter dem Herd verbrannte...”
“Wie unvorsichtig! Sah die Koechin und erkannte?
Durchdenke ich Details im naechsten Zeitvelauf,
Zusammen nehmen wir Ereignisse in Kauf.
Wie glaubst du: kann dabei uns niemand ueberraschen?”
“Papiere sind verbrannt...”
               Sie seufzt und zaehlt die Maschen -
“Hast du noch nicht bemerkt:
                hartnaeckig geht ein Herr
Das dritte Mal an uns vorueber hin und her?”
“Bloss ein Passant veilleicht...”
               “Und siehst du nicht den Kitzel
In seinen Augen? Er ist zweifellos ein Spitzel”.
“Was kann er suchen hier? Du glaubst, dass man uns hetzt?”
“Und wo ist Wasja nun? Wo bummelt er bis jetzt?”
“Entschuldigen Sie, Herr! Der Hauswart fragt nach Paessen.”
“Ist heute Dienstag?... Ja, ich habe ganz vergessen.
Geh zu ihm, Liebste, ich bin heute ungesund”.
“Maiglueckhen, bitte sehr! Der frische Fruehlingsfund!”
“Der Hauswart... Sollen wir ihm den Gehalt zusetzen?”
“Unsinn! Sag mir, wofuer? Nein!”
                “Rasiermesser wetzen!”
“Du, Kaetzchen, setze dich und ruhig sei, du Schuft!”
“Spazieren willst du nicht? Du brauchst die frische Luft.
Oder du glaust, ich bin in meinen Sorgen freier?
Doch bin ich ganz erschoepft”.
                “Die Eier, frische Eier!”
So zuckt und so ergiesst das haeusliche Gewitter.
In ihren Ecken sitzen beide weinend bitter.
Wie staubig und wie heiss ist diese Strasse, wo
Die Tanne trauert, o mein Gott, im Status quo.

Deutsch von Wladimir MIKUSCHEWITSCH


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