Ewgeny Boratynski. Die Fehlgeburt

Unter Geistern bin ich Geist
Doch nicht aus den Himmelschallen;
Und wenn ich aufsteige dreist,
Muss ich auf die Erde fallen,
Ich bin klein und schwaechlich auch;
Paradies ist zu entlegen;
Fliege ich, ein banger Hauch,
Und der Wind blaest mir entgegen.

In der Sonne bin ich froh,
Mit den Stralen spiel ich gerne;
Und mich lockt die Hoehe so,
Wie die farbenreiche Ferne
Wie ein Woelkchen bin ich zart,
Trinke duenne Luft und schwimme,
Singe nach der Vogelart,
Klingt im Weltall meine Stimme.

Doch entsteh  der Sturm geschwind,
Ploetzlich kommt das schlimme Wetter
Und erhebt der wilde Wind
Hoch gen Himmel Staub und Blaetter.
Armer Geist im duestern Raum
Mit den Wolken, mit den trueben,
Fliege, kreise ich wie Flaum
Von der Finsternis getrieben.

Das Gewitter fuerchterlich
Heult und rohrt in seinem Zuge,
Und das Blatt verwundet mich
Und erstickt mich Staub im Fluge.
Sehe ich ans Firmament,
Blicke ich an dunkle Erde,
Jedes droht mir Element,
So beginn’ ich die Beschwerde.

Manchmal hoer’ ich Geschrei
Der verbrecherischen Schlachten;
Und der Landsmann heult dabei:
Er muss elendig verschmachten,
Weil verurteilt alle sind
Auf der Erde zu der Plage;
Heftig weint ein krankes Kind
Weh mir tut auch seine Klage.

Mich verfolgt, verlockt und haelt
Ueberall das Himmelsbauer;
Grenzenlos ist diese Welt,
Aber eng fuer meine Trauer.
Das Gewitter ist mein Turm,
Regen schluchzt, und Menschen stoehnen;
Ich versuche mit dem Sturm
Menschengram zu uebertoenen.

Unzugaenglich ist die Furt,
Die mich trennt vom Himmelspsalter;
Ich belebte Fehlgeburt,
Armes Wesen ohne Aelter.
Es war nicht, es ist nicht mehr.
O verhaengnisvolle Schnelle!
Ewigkeit! Mir ist so schwer
Deine Pracht und deine Helle.

Deutsch von Wladimir Mikuschewitsch


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