Ewgeny Boratynski. Auf Goethes Tod
Wie Adler, der lebenslang wachte;
Jetzt kann er geniessen die selige Ruh,
Ein Schoepfer, der alles vollbrachte;
Deswegen nicht weinet und euch nicht empoert,
Wenn auch dieser Schaedel den Wuermern gehoert.
So ist er erloschen, doch hat ohne Gruss
Er nichts auf der Rede gelassen;
Er hat alles Irdische ohne Verdruss
Nachsichtig und herlich erfassen,
Zu fliegen verstand er vernuenftig und kuehn,
Und grenzenlos waren die Grenzen fuer ihn.
Sein Geist war ernathrt von der sinnlichen Kunst
Von ihren begeisterten Werken;
Er ahnte die Zukunft in Dunkel und Dunst;
Verstand er, die Wahrheit zu merken,
Sein Traum ueberwand jede raeumliche Last
Und kam in die Huette und in den Palast.
Er lerbte und atmete mit der Natur;
Er konnte das Raunen begreifen
Der Baecher, der Blaetter, der fluesternden Flur,
Der Kraeuter, die spriessen und reifen.
Die Sterne wie Buchstaben waren ihm klar;
Mit ihm sprach die Welle und sagte ihm wahr.
Der Mensch ist vollstaendig von ihm untersucht;
Und wenn fuer die irdischen Lenze,
Fuer irdische Freude und irdische Zucht
Sind Bretter des Sarges die Grenze,
Und wenn Gott unsterblichkeit Menschen nicht gab,
Rechtfertiget Er sich mit dem ruehmlichen Grab.
Doch wenn nach den toedlichen Wirrnissen wir
Unsterblichkeit jenseits erlangen,
Hat er ausgesungen das Hiesige hier,
Verweilt er nicht unter den bangen
Geschoepfen, die sind auf die Schatten erpicht;
Im Himmel verwirrt ihn das Irdische nicht.
Deutsch von Wladimir Mikuschewitsch
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