Milchmaedchenrechnung
Milchmaedchenrechnung, die
Bedeutung ;
Rechnung, Erwartung, die auf Trugschlue;ssen, Illusionen o. ;. aufgebaut ist
Beispiel
zu denken, auf diese Weise wuerde die Sache weniger teuer, ist eine Milchm;dchenrechnung
Herkunft ;
nach einer Fabel des franz;sischen Dichters J. de La Fontaine (1621–1695), in der sich ein Milchm;dchen viel Geld aus dem Verkauf seiner Milch ertr;umt, Pl;ne macht, aus Vorfreude zu h;pfen beginnt und dabei die ganze Milch versch;ttet
M;dchen mit vergossener Milch, Illustration von Grandville
Milchm;dchenrechnung ist die Bezeichnung f;r eine naive Berechnung oder Argumentation, die wesentliche Aspekte nicht beachtet und deshalb zu einem scheinbar plausiblen, jedoch unzutreffenden Ergebnis kommt. Der Schweizer Begriff Milchb;chleinrechnung kann die gleiche Bedeutung haben.
Begriff
Ein Milchm;dchen ist laut dem Deutschen W;rterbuch ein „M;dchen, das die Milch besorgt und sie auch feil hat.“[1] (anbietet). Zu dem Begriff „Milchm;dchenrechnung“ gibt es verschiedene Begriffsbeschreibungen
eine auf Trugschl;ssen oder Illusionen beruhende Rechnung.[2]
wenn jemand bei seiner Begr;ndung wichtige Parameter nicht mit einbezieht und dadurch zwar zu einem plausibel klingenden, aber dennoch falschen Ergebnis kommt[3]
dass ein komplexes Thema auf eine zu naive Art betrachtet wird. Man ignoriert relevante Aspekte, und das erhaltene Ergebnis mag zwar plausibel erscheinen, ist aber dennoch falsch[4]
Ein Beispiel daf;r sind Gl;cksspiele, bei denen der Spieler glaubt, gewinnen zu k;nnen, am Ende aber fast immer verliert.
Herkunft
Erste bekannte Erw;hnung
Die Bezeichnung Milchm;dchen-Rechnung ist zuerst in Heinrich Claurens Erz;hlung Der Blutschatz von 1824 bekannt.[5] Fl;mer ;berlegt bei einer Beerdigung, wie er Klotilde ein gutes Leben erm;glichen k;nnte.
„Klotilde sollte ein Leben haben, wie im Himmel. T;glich Syrup, Sonntags Zuckerkant im Kaffee. Von Arbeiten war gar nicht die Rede. Ein Bischen Stricken und Lesen war das Ganze. Uebrigens sollte sie ihr eigener Herr seyn, schlafen, so lange sie wollte, aufstehen, wann sie wollte, essen und trinken was sie wollte. (...) da polterten die ersten Erdkl;;e und Steine auf den eingesenkten Sarg hinab, und das grausende Ger;usch st;rte den Tr;umenden in seiner gl;cklichen Milchm;dchen-Rechnung“
M;gliche Vorl;ufer
M;dchen mit zerbrochenem Milchkrug, Illustration von Gustave Dor;
In der europ;ischen Literatur ist ein solches Motiv bei Bonaventure des P;riers in einer Kurzgeschichte aus dem Jahr 1558 bekannt, wo ein Alchemist mit einer „guten Frau“ verglichen wird, die vor lauter Luftschl;sserbauen die Milch versch;ttet.[6]
In der Fabel Die Milchfrau und die Milchkanne (La Laiti;re et le Pot au lait) von Jean de La Fontaine von 1678 wird die Geschichte des Milchm;dchens Perrette erz;hlt, das sich auf dem Weg zum Markt bereits vorstellt, was es mit dem Erl;s f;r die Milch – und wiederum von dem Gewinn aus dem Erworbenen und immer so weiter – alles kaufen k;nne, zuletzt aber unversehens die Milch versch;ttet und seine Tr;ume zerst;rt.[7]
„Auf dem Kopf tr;gt Perrette eine Kanne voll Milch […] sie starrt auf das vergo;ne Gl;ck.“[8]
In der Fabel Der Pfarrer und der Tote zitiert La Fontaine das Motiv noch einmal.
Diese Geschichte wurde von Johann Wilhelm Ludwig Gleim in seiner Erz;hlung Die Milchfrau von 1757 ;bernommen.[9] Ebenso in Johann Benjamin Michaelis’ Gedicht Der Milchtopf.
;hnliche Motive
In der alten indischen Erz;hlung Der Brahmane und der Reistopf aus der Panchatantra ist ein Mann der Tr;umer und versch;ttet Reis.[10]
Milchm;dchen
Die Bezeichnung wurde sp;ter auch in Beziehung gesetzt zu den Berechnungen von Milchm;dchen beim Verkauf von Milch, die sich dabei mitunter verrechneten. Zum Beispiel das Berliner Milchm;dchen Anna Schnasing.
Literatur
Dietmar Bartz: Die Ergebnisse der Milchm;dchenrechnungen. In: Wirtschaft von A bis Z. Frankfurt am Main 2002, S. 305–307.
Weblinks
Wiktionary: Milchm;dchenrechnung – Bedeutungserkl;rungen, Wortherkunft, Synonyme, ;bersetzungen
Einzelnachweise
W;rterbuchnetz. Abgerufen am 17. November 2024.
Milchm;dchenrechnung. In: Duden, Deutsches Universalw;rterbuch, 6. Auflage, Bibliographisches Institut (Dudenverlag), Mannheim 2006, ISBN 3-411-05506-5
Milchm;dchenrechnung M;nnersache, Abschnitt Vorschnell, ungenau, falsch; auch wenn jemand seinem Gegen;ber nachweisen will, dass das von jenem berechnete Modell keinerlei Nutzen hat, m;glicherweise gar ein Nullsummenspiel ist
Zur Ehrenrettung der Milchm;dchen Spektrum der Wissenschaft, von Florian Freistetter (Freistetters Formelwelt)
Heinrich Clauren, Der Blutschatz, 1824, Text (hier im unteren Teil des ersten Textabschnitts)
Jean de La Fontaine: Selected Fables. Oxford University Press, 2014, ISBN 978-0-19-150787-8, S. 212.
Milchm;dchenrechnung. Duden
La Fontaine: Die Fabeln. 1. Auflage. Eugen Diederichs Verlag, 1964
Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Die Milchfrau. In: Projekt Gutenberg-DE. Abgerufen am 15. Januar 2020.
Kaori Nagai: Imperial Beast Fables: Animals, Cosmopolitanism, and the British Empire. Springer Nature, 2020, ISBN 978-3-03051493-8, S. 28.
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