Wer ist hier naiv, Hollywood?

Wer ist hier naiv, Hollywood?
 
Warum W;hler-Bashing von Prominenten keine gute Idee ist.
Tamara WernliTamara Wernli
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04.12.2024


Und sie tun es schon wieder. Nun hat auch Sharon Stone, die ber;hmteste Beine;bereinanderschlagerin der Welt, es f;r eine tolle Idee gehalten, die W;hler zu beleidigen (Stone hatte erwogen, bei einem Trump-Sieg das Land zu verlassen; sie lebt noch immer in L. A.). Bei einem Presseevent am Torino Film Festival wurde die 66-J;hrige politisch und bezeichnete die W;hler des k;nftigen US-Pr;sidenten als «ungebildet» und «ausserordentlich naiv», wie das Nachrichtenportal Mediaite berichtete. Die USA bef;nden sich «mitten in der Pubert;t». Pubertierende seien «arrogant», «naiv» und w;rden glauben, «alles zu wissen». Ihr basic instinct hat sie offenbar im Stich gelassen, sonst w;rde sie wissen, dass das Ungebildet-Label ;ber eine ganze W;hlerschaft zu st;lpen, ungef;hr so effizient ist wie ein Film ohne Handlung – niemand schaut wirklich zu, und am Ende bleibt der Beschimpfende der Einzige, der glaubt, einen Blockbuster gelandet zu haben.

La Stone scheint die noch immer pr;senten Worte des Ricky Gervais nicht mitbekommen zu haben. In seiner legend;ren Moderation bei den Golden Globe Awards 2020 rief der Comedian den «200 privilegierten Egos im Raum» zu, nicht politisch zu werden: «Wenn ihr einen Preis gewinnt, benutzt ihn nicht als Plattform f;r eine politische Rede. Ihr seid in keiner Position, die ;ffentlichkeit ;ber irgendetwas zu belehren. Ihr wisst nichts ;ber die echte Welt. Die meisten von euch haben weniger Zeit in der Schule verbracht als Greta Thunberg. Also, wenn ihr gewinnt, kommt hoch, nehmt euren kleinen Preis entgegen, bedankt euch bei eurem Agenten und eurem Gott und haut ab, okay?» Vielleicht h;tten sie besser auf diese goldenen Worte geh;rt, auch wenn der Oscar f;r die «Beste Moral» nat;rlich mit Neutralit;t nicht zu gewinnen ist.

Oft geht die Selbsternennung als moralische Instanz nach hinten los. Es nennt sich «Underdog-Effekt».

Ich bin nicht der Meinung, dass man sich einen guten Film nicht ansehen sollte, nur weil die Schauspieler nervige Ansichten haben; da sollte man abstrahieren k;nnen. Aber tats;chlich reagiert das Publikum empfindlich, wenn Prominente ihre Show-Plattformen nutzen (oder zweckentfremden), um sich moralische Urteile anzumassen. Was die Leute wollen, ist Unterhaltung – keine politische Predigt, und schon gar keine Kr;nkung ihres Intellekts. Binsenweisheit: Wenn du jemanden beleidigst, werden sie nicht leiser, sondern drehen die Lautst;rke noch weiter auf. Oft geht diese Selbsternennung als moralische Instanz auch nach hinten los, weil die Sympathien unbewusst zu denjenigen tendieren, die beschimpft werden. Es nennt sich der «Underdog-Effekt».

 

W;hler als dumm oder ungebildet abzukanzeln, war noch nie eine erfolgreiche Strategie – egal, auf welcher politischen Seite man steht. Das hat Hillary Clinton mit ihren deplorables (Verachtenswerte) genauso wenig geholfen wie Robert De Niro, der Trump-W;hler als «naiv und blind» bezeichnete, oder der Moderatorin Sunny Hostin, die «ungebildete weisse Frauen» herabsetzte. Die Aussagen m;gen in der eigenen Blase das Applausometer ausschlagen lassen wie ein Beyonc;-Konzert. Aber es ist naiv anzunehmen, dass solche abwertenden Bemerkungen beim Rest der Gesellschaft nicht als massivst elit;r, herablassend und arrogant r;berkommen.

 

Dass immer mehr Menschen von den Meinungen der Stars unbeeindruckt bleiben, zeigen nicht nur die Wahlergebnisse in den USA, wo unz;hlige Promi-endorsements f;r Kamala Harris nicht das gew;nschte Geh;r fanden; die W;hler entschieden sich mehrheitlich nicht nach dem glamour;sen «Who’s who», sondern nach den Ideen, von denen sie sich einen Nutzen in ihrer meist unglamour;sen Lebensrealit;t erhoffen. Auch in Deutschland ist offensichtlich: Die Unterst;tzung von Influencern, Pop- und Filmstars f;r mehrheitlich linke und gr;ne Politik ist zwar medienwirksam (was sonst?), aber der popkulturelle Einfluss l;sst sich nicht in W;hlerstimmen umsetzen; bei der Europawahl 2024 konnten Union und AfD die meisten Stimmen hinter sich versammeln.

Celebrities d;rfen selbstverst;ndlich ihre Popularit;t nutzen und die Menschheit dar;ber informieren, wer naiv und ungebildet ist und wer nicht – allerdings halte ich es wie Ricky Gervais: Wenn du schon die B;hne betrittst, sei dir bewusst, dass es die Show ist, die z;hlt, und nicht dein Versuch, die Welt zu erziehen.

 

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Рецензии

Завершается прием произведений на конкурс «Георгиевская лента» за 2021-2025 год. Рукописи принимаются до 24 февраля, итоги будут подведены ко Дню Великой Победы, объявление победителей состоится 7 мая в ЦДЛ. Информация о конкурсе – на сайте georglenta.ru Представить произведения на конкурс →