Weltseele zu Pferde

Hegel and Napoleon in Jena" (illustration from Harper's Magazine, 1895), an imaginary meeting that became proverbial due to Hegel's notable use of Weltseele ("world-soul") in reference to Napoleon ("the world-soul on horseback", die Weltseele zu Pferde)

***
1805/1806 hielt Hegel in Jena seine Vorlesungen zur Realphilosophie. Im Oktober 1806 hatte er gerade die letzten Seiten seiner Phaenomenologie des Geistes niedergeschrieben, als die Vorboten der Schlachten von Jena und Auerstedt aufzogen. In einem Brief an den mit ihm befreundeten Friedrich Immanuel Niethammer schrieb Hegel am 13. Oktober 1806: „Den Kaiser – diese Weltseele – sah ich durch die Stadt zum Rekognizieren hinausreiten; – es ist in der Tat eine wunderbare Empfindung, ein solches Individuum zu sehen, das hier auf einen Punkt konzentriert, auf einem Pferde sitzend, ueber die Welt uebergreift und sie beherrscht.“ Hegel erlebte kurz zuvor den Einzug Napoleons in die Stadt und war als Anhaenger der Franzoesischen Revolution begeistert, die „Weltseele zu Pferde“ – spaeter oft veraendert in „Weltgeist zu Pferde“ – gesehen zu haben. In Napoleon sah Hegel die Weltseele respektive den Weltgeist exemplarisch verkoerpert; die Idee des Weltgeistes wurde als metaphysisches Prinzip zum Zentralbegriff der spekulativen Philosophie Hegels: F;r ihn war die gesamte historische Wirklichkeit, die Totalitaet, der Prozess des Weltgeistes. Dadurch realisiere sich der „Endzweck“ der Weltgeschichte, und zwar die „Vernunft in der Geschichte“. Mit dieser These knuepfte er an die von Schelling erstmals publizierte Weltgeisttheorie an. Infolge der Besetzung Jenas durch franzoesische Truppen war Hegel gezwungen, die Stadt zu verlassen, nachdem sich franzoesische Offiziere und Soldaten in seinem Haus einquartiert hatten und ihm seine finanziellen Mittel ausgingen. Er wechselte nach Bamberg und wurde dort Redakteur der Bamberger Zeitung.

***
Weltgeist
Der Begriff Weltgeist als metaphysisches Prinzip ist zunaechst bekannt als Zentralbegriff der spekulativen Philosophie Hegels: Fuer ihn ist die gesamte historische Wirklichkeit, die Totalitaet, der Prozess des Weltgeistes. Dadurch realisiere sich der „Endzweck“ in der Weltgeschichte, und zwar die „Vernunft in der Geschichte“. Mit dieser Ansicht knuepfte er an die von Schelling erstmals publizierte Weltgeisttheorie an.

In Napoleon z. B. sah er ihn exemplarisch verkoerpert. Hegel sah in Napoleon die „Weltseele zu Pferde“, spaeter oft veraendert in das Wort vom „Weltgeist zu Pferde“.

Marx und Engels knuepften eher kryptisch an die hegelsche Bestimmung des Weltgeistes an. In der Deutschen Ideologie wenden sie den Begriff materialistisch und kritisch: Die Schikane des Weltgeistes bzw. die „List der Vernunft“ weise sich letztlich als Weltmarkt aus. Der ihnen verbundene Fruehsozialist Moses Hess hingegen vertrat eine Art von Messianismus des Inhalts, dass mit der franzoesischen Revolution ein neues Weltzeitalter begonnen habe.



***
Pferde und Reiten: Redewendungen / Sprichw;rter
In fr;heren Zeiten nahm das Pferd die Funktion des heutigen Autos ein. Damals als es noch keine Traktoren gab, erf;llten die Arbeitspferde – auch oft lieblos als Ackerg;ule bezeichnet, deren Aufgaben. Viele Redewendungen und Sprichw;rter, die wir heute noch verwenden, beziehen sich auf die alten Aufgaben und Funktionen der Pferde.
Daneben gibt es viele Redewendungen und Sprichw;rter rund ums Pferd und das Reiten, die ihren Ursprung in anderen Teilbereichen wie dem Pferdehandel oder der besonderen Anatomie des Pferdes haben. Andere Redewendungen und Sprichw;rter bedienen sich einfach nur typischer Ausdr;cke, die in Verbindung mit Pferden oder dem Reiten stehen.

Auf Pferdchen.org sammeln wir an dieser Stelle
die bekanntesten Redewendungen und Sprichw;rter:

„Da bringen mich keine zehn Pferde zu.“
„Eine wahre Pferdenatur haben.“
„Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul.“
„Sich in irgendwas vergaloppieren.“
„Die Pferde scheu machen.“
„Das Pferd beim (tlw. auch am) Schwanz aufz;umen.“
„Auf dem hohen Ross sitzen.“
„Sich aufs hohe Ross setzen.“
„Vom hohen Ross herunterkommen.“
„Nicht den Karren vor das Pferd spannen.“
„Immer sachte mit den jungen Pferden.“
„Arbeiten wie ein Pferd.“
„Das h;lt ja kein Pferd aus!“
„M;de wie ein Karrengaul (tlw. auch Ackergaul).“
„Vom Hafer gestochen werden.“
„Jemanden an die Kandare nehmen.“
„Rosskur“
„Rossnatur“
„Ruhig Brauner!“
„Ein Pferdegebiss haben.“
„Die Stallt;r schlie;en, nachdem sich das Pferd davongemacht hat.“
„Ich glaub, mich tritt ein Pferd!“
„Er/Sie ist das beste Pferd im Stall.“
„Ein gutes Pferd springt nicht h;her als es muss.“
„Vom Pferd auf den Esel kommen.“
„Jemandem zureden wie einem lahmen Gaul.“
„Sich gegen etwas aufb;umen.“
„Auf Schusters Rappen.“
„Den Amtsschimmel reiten.“
„Der Amtsschimmel wiehert.“
„Ein Pferdenarr sein.“
„Da muss ja ein Pferd lachen.“
„Der Angeber kauft zuerst die Sporen und besorgt sich dann ein Pferd.“
„Auf alten Pferden lernt man reiten.“
„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.“
„Ein goldener Sattel macht einen Esel nicht zum Pferd.“
„Hochmut reitet zu Pferd aus und kommt zu Fu; wieder nach Haus.“
„Das Kleid macht nicht den Mann, der Sattel nicht das Pferd.“
„Gutes Pferd, kurzer Ritt.“
„Aufs hohe Ross setzen sich meist diejenigen, die nicht reiten k;nnen.“
„Das Denken sollte man den Pferden ;berlassen,
die haben die gr;;eren K;pfe.“
„;ber die Str;nge schlagen.“
ungeb;hrliches Verhalten wie ein auskeilendes Zugpferd / Gespannpferd
„Aufs richtige Pferd setzen.“
und: „Aufs falsche Pferd setzen.“
nehmen Bezug auf die Wetten bei Pferderennen
„Sporen muss man sich verdienen.“
auch: „Sich die ersten Sporen verdient haben.“
Wer sich die Sporen verdient hat, ist kein Anf;nger mehr, sondern schon ;ber Erfahrungen verf;gt und bereits Erfolge aufweisen kann.
„Jemand zum Pferdestehlen.“
auch: „Jemand, mit dem man Pferde stehlen kann.“
„Jemandem etwas vom Pferd erz;hlen.“
auch: „Jemandem die Geschichte vom Pferd erz;hlen.“
„Da geht der Gaul mit ihm durch.“
auch: „Da gehen die G;ule mit ihm durch.“
oder „Ihm geht der Gaul durch.“
„Ich hab schon ein Pferd vor der Apotheke kotzen sehen.“
auch: „Man hat schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen.“
Hinweis: Aufgrund ihrer Anatomie k;nnen Pferde nicht „kotzen“.
„Ross und Reiter nennen.“
auch: „Ross und Reiter beim Namen nennen.“
Diese Redewendung geht auf das Mittelalter zur;ck. Bei Ritterturnieren war es n;mlich ;blich (und aufgrund der R;stungen notwendig), vor den Wettk;mpfen Pferd und Ritter namentlich vorzustellen.
„Aus dem Stegreif“
Stegreif ist eine alte Bezeichnung f;r den Steigb;gel. Wenn beispielsweise Entscheidungen aus dem Stegreif getroffen werden, bedeutet dieses, dass die Entscheidungen unvorbereitet oder un;berlegt getroffen werden m;ssen. Dieses ist analog zum Reiter, der Anweisungen erteilte, obwohl er noch nicht vom Pferd abgestiegen war und dementsprechend noch mit den F;;en in den Steigb;geln „stand“.
Redewendungen und Sprichw;rter
mit direktem reiterlichen Bezug:

„Solange Reiter denken, dass Pferde nicht f;hlen,
m;ssen Pferde f;hlen, dass Reiter nicht denken.“
„Verlass Dich nicht auf die Reit-Fehler der anderen –
mach Deine eigenen.“
„Beim R;ckw;rtsrichten ist das Stehenbleiben kein Fortschritt.“
„Vor der Pr;fung hofft der Dressurreiter,
dass der Richter beide Augen offen h;lt.
Hinterher kann er froh sein,
wenn er ein Auge zudr;ckt.“

***
(jemandem) etwas / einen vom Pferd erzaehlen


Bedeutung:
(jemandem) Unsinn erzaehlen S ; (jemandem) nicht die Wahrheit sagen S ; luegen S
Beispiele:
Mir persoenlich hat ein Controller auf jeden Fall zum letzten Mal was vom Pferd erzaehlt
Lasst euch nicht von der Verpackung taeuschen, dort wird natuerlich dem unbedarften User auch sehr viel vom Pferd erzaehlt
Der hatte wirklich null Plan von allem, hat aber immer einem vom Pferd erzaehlt, und das nicht zu knapp!
Endlich mal eine Firma, die ihren Kunden keinen "vom Pferd erzaehlt", sondern puenktlich, wie versprochen, liefern kann
Du glaubst doch nicht etwa, ich haette dir da was vom Pferd erzaehlt?
Wenn mir jemand von oben herab, ueberheblich oder sogar aggressiv etwas vom Pferd erzaehlen will, warte ich ab, bis er sich von selbst wieder beruhigt hat
Lassen Sie sich von keinem was vom Pferd erzaehlen!
Daher haette ich gern einen Paragraphen oder so etwas, damit die Herrschaften dort mir nicht "einen vom Pferd" erzaehlen koennen
Ergaenzungen:
umgangssprachlich, salopp
***
Redensart

Jemandem "was vom Pferd erzaehlen" – Woher kommt das?



Griechen greifen im Trojanischen Krieg zu einer List
Die Redensart geht zurueck auf eine der beruehmtesten Geschichten des Altertums, naemlich den Trojanischen Krieg und das Trojanische Pferd, Stichwort: Odysseus.

Die Griechen kaempften damals gegen Troja und lange sieht es gar nicht gut fuer sie aus. 10 Jahre lang muehen sie sich ab und verschleissen ihre Krieger. Dann faellt ihnen ein: Wir sind ja nicht nur stark, sondern auch listig! Und so denkt sich einer von ihnen die Sache mit dem Pferd aus. Vielleicht war’s auch Odysseus selbst – da gehen die Zeugenberichte aber auseinander.

Jedenfalls bauen sie das grosse Holzpferd, stellen es vor Troja am Strand ab und tun so, als machten sie sich mit einem lauten "Wir sind dann mal weg!" endgueltig aus dem Staub.

Sinon veraeppelt die Troer
Ein Grieche bleibt jedoch zurueck, naemlich Sinon. Und als die Troer an den Strand kommen, verlangt das natuerlich nach einer Erklaerung: Was soll denn dieses komisches riesige Holztier? Daraufhin stellt sich Sinon hin und erzaehlt ihnen was vom Pferd. – Ja, die Redewendung kommt genau aus dieser Geschichte. Er erzaehlt ihnen also: Das ist ein Opfergeschenk fuer die Goettin Athene, damit die ihnen eine sichere Heimfahrt gewaehrt. Aber, fuegt Sinon hinzu, aufpassen! Wer das Pferd zerstoert, wird mit grossem Unglueck bestraft. – Aber warum ist das Pferd so gross, wollen die Troer wissen. – Ist doch klar, erklaert Sinon: Wer das Pferd besitzt, wird von Athene beschuetzt. Die Griechen haetten es deshalb so gross gebaut, damit es nicht durch die trojanischen Stadttore passe. – So, so, sagen die Troer. Das wollen wir doch mal sehen. – Und komisch: Es passt doch durch das Stadttor.

Nicht mal Kassandras Warnung kann die Troer retten
Die Troer sind jetzt so scharf auf dieses Pferd, dass sie alle Warnungen in den Wind schlagen. Selbst die Warnung von Prinzessin Kassandra. Die hat kein gutes Gefuehl und ruft ihnen zu:

Lasst es! Das Pferd stuerzt uns ins Verderben!

Ruf der Kassandra
Doch dieser Kassandraruf – ja, auch der stammt aus dieser Geschichte – verhallt ungehoert.

Troer lassen sich hereinlegen – das bedeutet Trojas Ende
Und dann kommt es, wie es kommen muss: Nachts brechen die im Pferd versteckten Griechen aus und oeffnen die Stadttore fuer ihre Kampfgenossen. Die sind heimlich zurueckgekommen und dieser heimtueckische Ueberraschungsangriff bedeutet schliesslich das Ende von Troja.

Die Geschichte haette nicht funktioniert, wenn es nicht diesen einen Griechen, Sinon, gegeben haette, der auf die Bewohner Trojas gewartet und ihnen etwas vom Pferd erzaehlt hat.


***
das h;lt kein Pferd aus
GrammatikMehrwortausdruck
Nebenform das h;lt ja kein Pferd aus
HauptbestandteilePferd aushalten
ZDL-Vollartikel
Bedeutung
eine solche Anstrengung, Anforderung, Zumutung o.;;. ist (selbst f;r Personen mit robuster ;Konstitution, wahre Rossnaturen) kaum zu ertragen, zu bew;ltigen
siehe auch starkes St;ck
Beispiele:
30 Grad im Schatten – das h;lt doch kein Pferd aus. [Saarbr;cker Zeitung, 26.08.1997]
»Ich bin Reporterin, Mr. Sinclair«, sagte Ann […]. »Ich bin hier, um mal einfach auszuspannen. Ewig die Hetze in den Redaktionen. Das h;lt auf die Dauer ja kein Pferd aus.« [Jason Dark: John Sinclair. Gespensterkrimi Collection 1. [o. O.]: Bastei-Entertainment 2018]
scherzhaft[…] So viel Glanz und Gloria – das h;lt ja kein Pferd aus. Den Damen auf dem Foto scheint der Rummel aber Spass zu machen. Ein bisschen Ascot, ein bisschen Hut, ein bisschen Kr;nchen, ein bisschen Bl;mchen. Wir wollen ihnen den Spass von Herzen g;nnen. [Luzerner Zeitung, 21.06.2017]
Auf die schwer verw;stliche Rossnatur des Pferdes – und im ;bertragenen Sinne eines keineswegs kr;nklichen Menschen – verweist die Redensart: »Das h;lt kein Pferd aus!« Will eigentlich hei;en: nicht einmal ein Pferd! […] [Mittelbayerische, 16.01.2016]
»Ich m;chte mich ausruhen«, brummte Tom;s. »Ich kann nicht mehr, die Fahrt hat mich geschafft. Drei Tage im Zug h;lt ja kein Pferd aus.« [Jos; Rodrigues dos Santos: Das Element. [o. O.]: Knaur eBook 2010]


Ðåöåíçèè