Liliputins in German -5338

Mit meinem Philippica habe ich wohl – wie Demosthenes mit seinen Steinen – den Mund ganz schoen voll genommen ... "
Cicero

Liliputins. What, the heck, is this?
http://stihi.ru/2021/11/24/7101

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Der Ausdruck Philippische Rede (Philippica) geht zurueck auf die zwischen 351 v. Chr. bis 341 v. Chr. von Demosthenes gehaltenen Reden  gegen Koenig Philipp von Makedonien, der Athen bedrohte. Es handelt sich offensichtlich um eine von Cicero selbst scherzhaft gewaehlte Bezeichnung, wie dem Briefwechsel mit Marcus Iunius Brutus – dem Caesarmoerder – zu entnehmen ist. Moeglicherweise legte er dadurch den Gedanken nahe, dass er sich als Roemer dem groessten griechischen Redner Demosthenes durchaus ebenbuertig fuehlte. Im Aufbau seiner 3. Philippischen Rede ahmte er Demosthenes deutlich nach. Cicero attackierte in den Philippicae Marcus Antonius und stellte ihn als eine Bedrohung fuer die Roemische Republik dar – diese Reden sind ein letzter Versuch des Verfassers, die freie Roemische Republik zu retten. Denn nach dem Tod Julius Caesars strebte Marcus Antonius danach, dessen fuehrende Stellung im Staat zu uebernehmen. Das veroeffentlichte Corpus besteht aus insgesamt vierzehn Reden. Die erste Rede wurde am 2. September 44 v. Chr. gehalten, die letzte am 21. April 43 v. Chr. Mit ihnen schwang sich Cicero ein letztes Mal als Wortfuehrer des roemischen Senates auf: Insofern flankieren die Reden die innenpolitischen Vorgaenge im Roemischen Reich vom Tode Caesars bis zur Doppelschlacht bei Forum Gallorum und Mutina in ihrer Aussagekraft als Quellentexte ersten Ranges. Zweifellos hat Cicero in dieser Zeitspanne ;fter das Wort ergriffen, doch wurden nur vierzehn Reden in diesem Zusammenhang veroeffentlicht.

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den Mund voll nehmen
Die Wendung wird haeufig durch eine Adverbialbestimmung erweitert (den Mund ein bisschen, etwas, ganz schoen, reichlich, sehr, ziemlich voll nehmen).

Bedeutung
umgangssprachlich ;jmd. nimmt den Mund voll;
grosse Versprechungen machen,
die Ziele hoch setzen;
prahlerisch uebertreiben, angeben
siehe auch den Mund zu voll nehmen, auf dicke Hose machen

Beispiele:
Deutsche Politiker nehmen den Mund gern voll, wenn sie aus einem moralischen Groessenwahn heraus besonders den westlichen Partnern Lektionen erteilen oder sich mit dem wichtigsten Verbuendeten des Landes, den Vereinigten Staaten von Amerika, anlegen. [Die Welt, 02.09.2019]

»[Nationaltrainer Joachim] Loew nimmt den Mund sehr voll, wenn er von einem Sieg spricht. Der klopft groesse Sprueche. Wer so redet, fuellt meistens vom hohen Ross«, erklaerte Christian F[…]. [Der Spiegel, 06.09.2013 (online)]

Als die Swiss vor vier Monaten startete, nahmen die Manager der neuen Schweizer Fluggesellschaft den Mund ganz schoen voll. Sie versprachen die »Rueckkehr des zivilisierten Fliegens«. […] [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.08.2002]

Bedeutungsverwandte Ausdruecke
Assoziationen
Angeber · Aufschneider · Bramarbas · Grosssprecher · Grosstuer · Moechtegern · Prahler · Renommist · Selbstdarsteller · Spr;cheklopfer · Spr;chemacher · Wichtigtuer · nichts dahinter (sein); (grosser) Zampano ital. · Aufpudler oesterr. · Wichtigmacher oesterr. · (der) Held vom Erdbeerfeld ugs. · Dampfplauderer ugs. · Gernegro; ugs. · Gleisner geh., veraltet · Graf Koks von der Gasanstalt (Ruhrdeutsch veraltend) ugs. · Graf Rotz von der Backe ugs. · Grosskotz derb · Grossmaul derb · Grossschnauze ugs. · Kneipenkaiser ugs. · Kneipenkoenig ugs. · Maulheld derb · Maulhure derb, weibl. · Muchtprinz ugs., berlinerisch · Poltron geh., veraltet · Poser ugs., engl. · Prahlhans ugs. · Profilneurotiker ugs. · Schaumschlaeger ugs. · Stammtischexperte ugs. · Windbeutel ugs. · aufgeblasener Gimpel ugs. · grosse Klappe und nichts dahinter ugs. · jemand, der viel erzaehlt, wenn der Tag lang ist ugs.

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Sprechuebungen des Demosthenes

Vom schuechternen jungen Mann mit duenner Stimme zum groess;ten Vorbild der Redekunst. Demosthenes war ein sprachlich ungeschickter, zu leise sprechender junger Mann. Mit ungewoehnlichen Methoden feilte er an seiner Redekunst und wurde damit zu einem der bedeutendsten Redner der Antike und einem Vorbild fuer die roemische Redekunst, unter anderem fuer Julius Caesar.

Sprechen mit Steinen im Mund

Eine der bekanntesten Uebungen des Demosthenes war das Sprechen mit Steinen im Mund. Noch heute sprechen wir zur Verbesserung der Deutlichkeit und Resonanz ueber Hindernisse.

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Marcus Tullius Cicero * 3. Januar 106 v. Chr. in Arpinum; † 7. Dezember 43 v. Chr. bei Formiae) war der beruehmteste Redner des alten Rom, zudem Anwalt, Schriftsteller, Philosoph und Politiker, der als Homo novus im Jahr 63 v. Chr. das Konsulat bekleidete. Als oberster Magistrat der Roemischen Republik rettete er diese ein letztes Mal, indem er die Verschwoerung des Catilina niederschlug. Der Senat ehrte ihn dafuer mit dem Titel pater patriae (Vater des Vaterlandes).
Cicero war einer der vielseitigsten Koepfe seines Zeitalters. Als Schriftsteller war er schon in der Antike stilistisches Vorbild, dessen Werke als Muster einer vollendeten, „goldenen“ Latinitaet nachgeahmt wurden (Ciceronianismus).
An der Verschwoerung gegen Caesar war Cicero zwar nicht beteiligt, seine Aesserungen zeigten jedoch seine triumphierende Freude ueber den Tod des „Tyrannen“, wobei er allerdings die fehlende Planung und Weitsicht der Verschwoerer kritisierte, indem er bemerkte, das Attentat sei mit dem Mut von Maennern, aber dem Verstand von Kindern durchgefuehrt worden. Zudem stellte sich rasch heraus, dass Caesars Mitkonsul Marcus Antonius dessen Nachfolge in der Alleinherrschaft anstrebte. Nun trat Cicero Antonius entgegen und wurde mit seinen 14 philippischen Reden, welche er nach dem Vorbild der Reden des Demosthenes gegen Philipp II. von Makedonien benannte, zum Wortfuehrer der republikanischen Fraktion im Senat. Dadurch erhielt er einen Teil seines einstigen politischen Einflusses zurueck und gewann grosses Ansehen, erntete jedoch auch die unversoehnliche Feindschaft des leidenschaftlich Angegriffenen. Die erste Rede, gehalten am 2. September 44 v. Chr., beendete den Waffenstillstand zwischen Antonius und den Republikanern um Cicero. Die zweite Rede enthielt heftige (wenn auch nicht voellig unbegruendete) persoenliche Schmaehungen gegen Antonius. Er drueckte darin sein Bedauern darueber aus, dass Antonius an den Iden des Maerz (Todestag Caesars) nicht ebenfalls beseitigt worden war. Danach bemuehte sich Cicero, wenn auch nicht ohne Vorbehalte, Octavian, der in Rom erschienen war und auf eigene Faust Veteranentruppen angeheuert hatte, zum Krieg gegen Antonius mit der Rueckendeckung des Senats zu bewegen. Er hoffte auf dessen intellektuelle Faehigkeiten, fuerchtete jedoch gleichzeitig die persoenlichen Machtinteressen des damals kaum Zwanzigjaehrigen, die erneut den Buergerkrieg ausloesten. Die Sache der Republik schien zeitweilig sogar zu siegen. Wie von Cicero geargwoehnt, verlangte Octavian jedoch nach ersten Erfolgen im Sommer des Jahres 43 v. Chr. das Konsulat fuer sich und schloss sich danach oeffentlich mit Antonius und Marcus Lepidus zum zweiten Triumvirat zusammen. Die drei Triumvirn beschlossen Proskriptionen gegen ihre politischen Gegner. Cicero stand ganz oben auf der Todesliste des Antonius. Am 7. Dezember 43 v. Chr. wurde Cicero auf der Flucht nahe seiner Villa am Golf von Gaeta bei Formiae auf Geheiss des Antonius von Centurio Herennius und dem Militaertribunen Gaius Popilius Laenas getoetet. Der Leichnam wurde verstuemmelt durch die Strassen Roms geschleift, Kopf und Haende wurden auf den Rostra, der Rednertribuene, auf dem Forum Romanum, ausgestellt. Fulvia, die nacheinander mit seinen Feinden Clodius und Antonius verheiratet gewesen war, soll nach Cassius Dio seine Zunge mit ihrer Haarnadel durchbohrt haben. Ciceros Bruder und dessen Sohn fielen denselben Proskriptionen zum Opfer.


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