Liliputins in German - 5276
Edgar Richter
Liliputins. What, the heck, is this ?
http://stihi.ru/2021/11/24/7101
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Scherben bringen Glueck
scherzhafter Trost, wenn jemandem etwas Zerbrechliches entzweigegangen ist
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Superfest-Trinkglaeser sind bekannt fuer ihre schlichte Form. © museum-digital Brandenburg
Zu stabil: Einst verschmaehtes DDR-Glas wird Trendprodukt
Daniela Gschweng / 2.09.2024 Die Produktion von «Superfest»-Glaesern wurde eingestellt, weil sie nicht zerbrachen. Heute ist das ein Nachhaltigkeitsmerkmal.
Wer im deutschen Osten aufgewachsen ist, kennt sie: Die typische Form der «Superfest» oder «Ceverit» genannten Glaeser, die von 1980 bis zur Wende in der DDR produziert wurden. «Superfest», weil sie wegen eines speziellen Herstellungsverfahrens kaum zerbrechen.
Komplett unzerstoerbar sind die Glaeser nicht, aber viel bruchsicherer als herkoemmliche Trinkglaeser. Der volkseigene Betrieb (VEB) Sachsenglas Schwepnitz in der Lausitz stellte mehrere Formen her, auch Glaceschalen, Tee-, Saft- und Schnapsglaeser.
Vom Gastroglas zum Kultobjekt
Einige der aeusserst haltbaren Glaeser sind heute noch in Gebrauch. Am bekanntesten sind die duennwandigen, stapelbaren 0,5-Liter-Bierglaeser, die britischen Pint-Glaesern aehneln. «Ich habe auch noch irgendwo eins», sagt ein Bekannter aus Berlin auf Nachfrage und bestaetigt: «Die waren gut, man kann sie wirklich fallen lassen [und sie zerbrachen nicht].»
In der DDR-Gastronomie verhinderten Superfest-Glaeser enorm viel Glasbruch. Heute sind sie gesuchte Kult-Objekte, aus Gruenden der «Ostalgie» oder wegen ihres schlichten, zeitlosen Designs. Liebhaber spueren Restbestaende bei Betriebsschliessungen und Haushaltsaufloesungen auf. Auf Portalen wie Ebay werden sie teilweise zu hohen Preisen gehandelt. Dass sie nicht mehr hergestellt werden, ist einigermassen verwunderlich.
1990: Zu gut fuers vereinigte Deutschland
Grosse Haltbarkeit, lokal hergestellt, dazu ein schlichtes, praktisches Design – das sind eigentlich perfekte Voraussetzungen f;r wirtschaftlichen Erfolg. Dieser aber wollte sich nicht einstellen. Im Herbst 1990 wurde die Produktion eingestellt. Das Patent ist laengst ausgelaufen.
Ein Grund: Die Idee war ihrer Zeit voraus. Bruchsichere, stapelbare Glaeser, die Ressourcen schonen, waren eine Notwendigkeit in der abgeschotteten DDR, die staendig unter Ressourcenmangel litt. Neben dem Design wurden auch die Einsparungen ausgezeichnet, die das «CV-Glas» ermoeglichte. «CV» steht f;r «chemisch verfestigt».
Im vereinigten Deutschland gab es diese Notwendigkeit nicht. Auf den grossen Messen, an denen Sachsenglas um Kunden warb, verkaufte der Betrieb kein einziges Glas. Die Haendler winkten ab und sagten auch offen, warum: Wer verkauft schon ein Glas, das nicht kaputtgeht, wenn er Geld mit dem Verkauf von Glaesern verdient? Obsoleszenz als Geschaeftsmodell. Die Ironie daran: Um Handydisplays bruchsicherer zu machen, wird heute ein ;hnliches Verfahren verwendet.
Ein staendig gleichbleibendes Design sei ebenfalls nicht im Interesse der Konsument:innen, sagte Edgar Richter, einer der Chemiker, die die Superfest-Idee entwickelten, 2020 zur «Zeit». Und die Menschen im Osten wollten nach der Wende auch eher West-Produkte.
Ein weiteres Problem war die Herstellung der Superfest-Glaeser. Herkoemmliches Glas wird dabei mit fluessigem Salz behandelt. An der Glasoberflaeche werden dadurch Natriumionen durch Kaliumionen ausgetauscht, die etwas groesser sind. Die entstehende dichtere Oberflaechenschicht ist fester als normales Glas und kann das Kaputtgehen verhindern. Das geschmolzene Salz durfte aber nie abkuehlen, also mussten staendig Gl;ser produziert werden. Bis die Fertigung 1990 endgueltig stillstand.
2023: CV-Glas heisst jetzt «Ultraglas»
An die Umwelt dachte damals noch kaum jemand. Das hat sich inzwischen geaendert. Ein Berliner Unternehmen stellt das schwer zerbrechliche Glas nun wieder her. «Soulbottles» verkauft seit mehr als zehn Jahren bedruckte Glas-Trinkflaschen. «Soulmates», wie das Unternehmen seine Kunden nennt, k;nnen das Lifestyle-Produkt auch mit individuellen Aufdrucken bestellen.
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Das Unternehmen «Soulbottles» verkauft trendige Trinkflaschen aus Glas mit wechselnden Aufdrucken. © berlinlovesyou.com/Soulbottles
Glas als Material hat aber zwei Nachteile: Es ist schwer und zerbrechlich. Flaschen aus «Ultraglas», wie die in Zusammenarbeit mit der Uni Bayreuth entwickelte Form von Superfest heisst, haben diese Nachteile nicht. Sie brechen nicht so leicht und seien duenner und leichter, schreibt Soulbottles auf der Crowdfunding-Site Kickstarter, wo das Unternehmen Geld fuer die neue Flaschengattung gesammelt hat.
Dann eben Trinkflaschen
Derzeit laufe die Produktion f;r die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Crowdfundings an. Die ersten Flaschen wuerden mit gewohntem Gewicht von 530 Gramm ausgeliefert, gab das Unternehmen Anfang August an. Dazu, wie viel leichter die neuen Superfest-Stabilflaschen sind, macht das Unternehmen noch keine genauen Angaben. Ihre Festigkeit wird mit «2 bis 12-mal fester» angegeben – genauer ginge es derzeit nicht.
Unkaputtbar seien «Strongbottles» aber nicht. Jeder Schlag verursache Spannungen im Glas und beim zweiten oder dritten gehe es dann doch kaputt. Einen Sturz aus zwei Metern Hoehe haetten die Flaschen im Test aber ueberstanden.
2024: Glashersteller winken noch immer ab
Auch ein Unternehmer aus Sachsen forscht an der Fertigung stabiler Glaeser nach dem Vorbild von Superfest. Der Ingenieur Michael Heidan hat eine Methode gefunden, das H;rtungsverfahren zu vereinfachen, und bekam dafuer einen Innovationspreis. Die Anwendung, die den Ausschlag gab: ebenfalls Wasserflaschen, die Heidans Frau verkauft.
«Potenzial, Plastik zu verdr;ngen»
Auch ihm haetten Glashersteller erklaert, an superfestem Glas nicht interessiert zu sein, sagte Heidan im Juni 2024 gegenueber der «Saechsischen Zeitung». Das gehoertete Glas seiner Firma haette aber das Potenzial, «Plastik fast komplett aus dem Lebensmitteleinzelhandel zu verdraengen». Sein erster Kundenauftrag drehte sich um Glaeser fuer Kosmetika.
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