Trill, ein Buehnenstueck, ïüåñà-ìþçèêë
von Marina Rosemann
St;ck mit Musik
F;r erwachsen gewordene Kinder,
Und Erwachsene, die jung geblieben,
Von Frechheit getrieben,
Sowie f;r alle, die V;gel lieb haben,
Ganz ohne Ausnahmen…
„Eckdaten“:
Genre: Theaterst;ck mit Musik bzw. Musical
Altersangaben: 12 +
Spiell;nge: ca. 110 Minuten
Personen:
Trill - ein junger ambitionierter Spatz
Prii - seine Schwester
Dr. Schwarz – der Ladenbesitzer, ein ;lterer Gesch;ftsmann in abgenutztem Anzug und mit nicht mehr ganz so frischem Hemd
Heinrich Wei; - der Kunstmaler, jung, talentiert, gutm;tig und erfolglos.
Paradiesv;gel
Das St;ck TRILL beinhaltet neben dem eigentlichen durchgereimten bzw. melodisch betonten Text auch Partituren und H;rproben zu den folgenden, speziell f;r dieses Theaterprojekt komponierten Musiknummern:
Musiknummer 00/06 – So grau, so grau bin ich geboren
Musiknummer 01 – Let me think the sun is shining for us
Musiknummer 02 – Tarantella
Musiknummer 03 – Mein lieber Trill
Musiknummer 04 – Ich wei;, was es hei;t…
Musiknummer 05 – Komm, Erfolg, wir werden siegen!;
Erster Akt
Szene 1
Besetzung: Trill, Prii
Ort/B;hne: Irgendein Platz in irgendeiner deutschen Gro;stadt. Fr;h am Morgen. Im Hintergrund - eine breite zugezogene Markise, hinter der sich das Schaufenster eines Ladens verbirgt.
Handlung:
Trill, zuerst allein, wirkt melancholisch und traurig: dazu die Melodie der Musiknummer00
Trill (singt):
So grau! So grau bin ich geboren,
Damit ist das Leben so gut wie verloren!
Vom Anfang verloren!
F;r immer verloren!
Verloren!... Verloren!... Verloren! Verloren!...
(Ende Musiknummer 00)
Trill (spricht):
Alles daneben
In meinem Leben,
Einfach alles...
Nur faules,
Langweiliges Treiben...
Wird wohl ewig so bleiben,
Diese ewige ;de
So fade, so bl;de...
Aus der Ferne kommt, zuerst leise, fr;hlich und unbesorgt der Beginn der Musiknummer01
Trill:
Jeden Tag -
F;hl' mich wie n Wrack,
Kein bisschen Spa;...
Prii erscheint, h;pfend, summend. Sie ist gutgelaunt, und das sieht man ihr auch gleich an.
Trill:
Und jetzt auch noch das...
Musiknummer 01 – Let Me Think the sun is shining for us – beginnt.----
Prii (singt und tanzt zu Musiknummer 01):
Let us think the sun is shining for us,
Let us think this day is starting for us,
We will spread our wings as wide as we can,
Shaking wings like shaking hands!
Let us believe,
We'll never leave,
As long we live,
This wish to give.
Let us forget,
Or not regret,
That life is great,
But quick to end.
Trill (spricht):
Tja…
Noch gestern hat sie Deutsch gesungen
Jetzt tut’s auf Englisch, zu jeder Stunde
Aus vollem Munde…
Muss wohl ihre Gr;nde
F;r die Verwandlung haben:
Prii (weiter singend):
Let us think the sky is that blue for us.
Let us think the flowers smell just for us,
We'll forget all daily duties and jobs,
And walk barefeet in the grass.
Let us believe,
We'll never leave,
As long we live,
This wish to give.
Let us forget,
Or not regret,
That life is great,
But quick to end.
Trill (spricht):
Ah, Liebe, Freude, H;ndchen halten!
Ob Deutsch oder Englisch – kaum auszuhalten!
Prii (weiter singend):
Let me think the pigeons turtling for us,
Showing us that we are in the paradise,
Our breath is full of freshness and spices,
If we are by each other’s sides.
Let us believe,
We'll never leave,
As long we live,
This wish to give.
Let us forget,
Or not regret,
That life is great,
But quick to end.
Trill (spricht, Augen rollend):
Was f;r Gequietsche,
Dieses Gezwitscher!
F;r die Touristen
Und Optimisten
Mag der vers;;te Schleim
Vielleicht noch gut sein,
Aber f;r mich – ist jede Strophe
Eine wahre Katastrophe!...
Prii (weiter singend):
Let me think this sunny day‘s not the end,
There is much more time we both have to spend.
Let us kiss and go home holding our hands,
Having happy life ahead.
Let us believe,
We'll never leave,
As long we live,
This wish to give.
Let us forget,
Or not regret,
That life is great,
But quick to end.
Trill (spricht):
Wer so was singt, liegt fest in Ketten,
Und ist er schon – nicht mehr zu retten…
Prii (singt):
Let me think the nightingale sings for us,
Let me think the smiling sun's blessing us,
This day is so warm, so soft and so nice,
Just the perfect day to last!...
--- Ende Musiknummer01
Trill (spricht):
Wie kann man nur so gl;cklich singen!?
So fr;hlich springen, lustig klingen,
Wenn man so sch;big ist, so klein,
So unauff;llig, so e-e-e-e unfein,
Im Einzelnen, im Ganzen?!...
So unertr;glich unbedeutend,
Die Luft und Futter nur vergeudend?...
Nur wenig sch;ner, als die Wanzen,
Die ganz wie wir hier herumstrabanzen
Im Mist und Dreck...
(betrachtet kritisch die noch ungest;rt frohlockende Prii)
Und grau wie Staub noch obendrauf...
Ich kann nicht mehr, ich gebe auf!
Ich muss hier weg!...
Prii (h;rt auf zu tanzen):
Was ist nun, Trill?
Schon wieder nicht gut drauf?
Trill:
Und wenn schon... ;berhaupt
Verstehen kannst du's sicher nicht,
Wie schwer der Tr;bsal dr;ckt und wiegt...
Ich f;hl, mir platzen gleich die Knochen,
Das zarte Herz h;rt auf zu pochen..
Bei unsrem winzigen Gewicht
Ist diese Last schier unertr;glich...
Prii:
Ehrlich?
Voraus besteht die Last genau?
Trill:
Keine Ahnung...
Schwermut, vielleicht, und Wut und Trauer...
Prii:
Aua... Und was f;r Trauer?
Trill:
Dar;ber, dass man so ist, wie man ist,
Und nicht so, wie man's gerne sein m;chte...
Ein Zwist...
Wenn er nur aufh;rte...
Prii:
Dann sch;ttle jetzt doch das alles weg,
Und werde frisch, und werde keck!
Schau, so wie ich!
So gr;n und stark
wie Kn;terich,
Gesund, in voller Bl;te!
Trill:
Gott beh;te!
Sagtest du Kn;terich?
Ha-ha!
Dass ich nicht lache!
Da staune ich!
Erwache!
Das Erste,
Das du wissen sollst
Bevor du so tollst
Auf diesem Erdenfeste: (hebt den Zeigefinger hoch)
Du bist nicht gr;n,
Du bist nicht stark,
Das Bl;hen
Bleibet dir versagt,
F;r immer, Schwester!
Comprende?
Denn du bist
Genau so grau und klein wie ich
Ein grauer Spatz,
Gut f;r die Katz,
Und sonst...
Sonst nichts!
Und das ist sicher fies, und mies,
Aber es ist Wahrheit
So wie sie ist!
Prii:
Ah, Trill, gewiss…
Aber dein Gebiss
Ist heute irgendwie… viel h;sslicher geworden
Und gr;sslicher…
Mein Bester,
Du hast ja wirklich Sorgen! (lacht)...
Trill:
Bist nicht mal ne Elster!...
Prii:
Nun...
Was du da sagst,
Klingt unerh;rt und grausam...
Dabei das Grau,
Das du so hasst,
Wenn du mich fragst,
Ist eigentlich sehr ratsam,
F;r uns, bei unsrem K;rperbau,
Und ;berhaupt:
Was hast du gegen Grau?
Die Farbe ist f;r uns nicht schlecht:
Unauff;llig, praktisch, echt.
Im Unterschied zum Rot und Blau
Ist sie nun wirklich sehr gesund,
Nicht bunt,
Macht Augen weder rund noch wund:
Ein wahrer Fund,
Den die Natur uns schenkt,
Wenn man bedenkt
Wie viele Gefahren
Wir t;glich erfahren.
Mit unserem Grau
K;nnen wir sie alle sparen...
Ja, ja!
Die Farbe ist perfekt als Tarnung!...
Trill:
Als Tarnung! Ha! Das hilft mir aber weiter, (ironisch)
Und macht mich richtig heiter...
Prii:
Siehst du?...
Trill:
Genug Palaver!
Ich brauche keine Tarnung!
Das sag ich dir als Warnung!
Prii:
Warnung?
Trill:
Verstehst du nicht, du, dumme Schnecke -
Ich will mich einfach nicht verstecken!
Nicht mehr!
Ich will der Herr
Der Lage sein,
Ein wahrer Schein,
Kein Schatten
Der Stra;enratten...
Ich will, dass man mich richtig sieht,
In einer Pracht, die voll anzieht,
Mich voll bewundert, vor mir kniet...
Und zwar aus allen Ecken...
Prill:
Oh, Trill, das ist erschreckend...
Trill:
Ich will
Dass man meine ganze Sicht genie;t,
Ich will, dass man mich sch;tzt... und liebt...
Und… Und… Und mit diesen ollen grauen Federn geht das nicht...
Prii:
Aber wieso?
Ich sch;tz und lieb dich auch so,
Wie du es bist...
Trill:
Gewiss... F;r V;gelchen vom gleichen Baum
Bin ich der Prinz,
Ja, ja, genau!
Aber - das ist ein Witz,
Ein ;u;erst trauriger...
Prii:
Selbst meine Liebe macht dich traurig!
Das ist ja furchtbar! Richtig schaurig!...
Trill:
So isses... Richtig haarig!
Prii:
Man muss etwas dagegen machen:
Das hier ist schon nicht mehr zum Lachen...
Geliebter Trill...
Ich will...
Trill:
Ah, deine Liebe, treu und sch;n,
Was aber habe ich davon,
Sag schon?
Macht sie mich etwa gro; und reich?
Oder vielleicht zu einem Scheich?
Zu einem anderen Bill Gates vielleicht?
Ber;hmt? Ringsum umbl;mt?...
Wohl kaum...
Die Liebe einer von dem gleichen Stammbaum...
Ist nur wie Zaun,
Sie h;lt im Zaum…
Misst...
Prii:
Ah, Trill... Wie trist
Du alles siehst...
Musiknummer02 beginnt (Tarantella). W;hrend dieser Musiknummer versucht Prii die ganze Zeit Trill zum Mittanzen und Mitsingen zu bewegen: das gelingt ihr nicht wirklich. Trill folgt ihr zwar, tut es aber sehr ungern, mit krummem, irritiertem Gesicht. Die Schau und die ganze Energie, die seine Schwester ausstrahlt, ist im sichtlich l;stig.
Prii (singt):
Du siehst aus so verloren,
Augen starr, das L;cheln wie aus Stein.
Lieber Trill, man wird geboren,
Um geliebt und bewundert zu sein!
Und dabei ist nicht so wichtig
Ob's die ganze Welt ist, die dich mag,
Oder einer, der fast nichtig
Ist, - klein und grau wie ich, bitte, sag!
Diese deine Art zu weinen,
Als w;rst du ein verlassener Greis,
So verbittert ist nur einer,
Der von Freude und Spa; noch nichts wei;.
Zum Gl;ck gibt es Tarantella,
Sie ist hei; und bringt alles zum Schmilz,
Und durch ihre Taktbefehle,
Wird dein Schwermut versinken ins Nichts.
Ist denn so schlimm
Unser Grau?
Ist doch die Farbe der Eleganz
Immer in Mode, ganz genau -
Das wei; jeder Pariser Spatz!
Sch;n und m;chtig ist das Grau!
Monumente sind daraus gebaut!
Lincoln, Schiller, Goethe, Mao,
Sehen gut damit aus, im Marmor...
Komm, wir sch;tteln,
Deine Laune, alles M;de und Tr;be ab,
Unserm Gl;ck wird nichts im Wege,
Stehen, wenn wir h;pfen so, auf und ab.
Tanzen ist eine Bagatelle
Die das Leben viel sch;ner macht,
Komm, wir drehen Tarantella
Im verr;ckten Siebenachteltakt!
--- Ende Musiknummer02
Ende Szene 1
Szene 2
Besetzung: Trill, Prii
Ort/B;hne: Nahtloser ;bergang aus der vorigen Szene. Irgendein Platz in irgendeiner deutschen Gro;stadt. Fr;h am Morgen. Im Hintergrund - eine breite zugezogene Markise, hinter der sich wom;glich das Schaufenster eines Ladens verbirgt.
Handlung:
Noch w;hrend der Musiknummer02 betritt Doktor Schwarz unauff;llig die B;hne. Er ist dabei, seinen Laden zu ;ffnen: rollt die Markise, die bis dahin das Schaufenster abdeckte, hoch, putzt die Schaufensterscheibe, schaltet das dar;ber h;ngende Schild V;GELPARADIES an. Das Schild und das Innere des Ladens werden langsam hell, dabei wird sichtbar, dass hinter dem Schaufenster sich alle m;glichen tropischen V;gel befinden: Wellensittiche, Papageien, Kanarienv;gel, sonstige gefiederten, farbenfrohen Exoten. Die beiden auf der B;hne mitanwesenden V;gel, Trill und Prii, ignoriert Doktor Schwarz v;llig, sie ihn ebenfalls. Erst nachdem Doktor Schwarz das Schild GE;FFNET an die T;r h;ngt und dann wieder geht, nehmen Trill und Prii seinen Laden wahr.
Trill:
Nanu?
Was ist denn das?
Schon wieder Neuer;ffnung?
Schon wieder ein noch nie da gewesenes Etwas?
Ein neues Blatt
Das uns bald glatt und platt macht…
Die Macht der Lust nach Pracht…
Prii:
Ich find’s zwar etwas frech und keck,
Aber durchaus achtbar,
Dass auch bei dem Nachbar
Sich etwas tut – gibt Mut,
Und zeigt – das alles ist sch;n machbar!
Trill (beiseite fl;sternd):
Wie gut du bist, vern;nftig, ehrbar…
Fast nicht mehr tragbar!
Prii:
F;r Abenteurer, Jung und Alt,
Mit Gesch;ftsideen jeder Art
In dieser Stadt,
Die noch nicht satt ist, noch nicht matt,
Gibt's immer eine Hoffnung...
Trill:
Selbst wenn auch diese Hoffnung
Stirbt schon bereits
Bei der Er;ffnung,
Wie dieser nobler Augenreiz…
Andererseits…
Prii:
Schau her und lies!
Das ist ein V;-gel-pa-pa-ra-dis!
Wohl kaum gibt‘s was feiner!
Trill:
Na endlich!
Etwas f;r die besseren Zweibeiner
Die diese Stadt bewohnen!...
Prii:
Ein Paradies f;r unsereiner!?
Trill:
Zweifelsohne Wohnen
Darin w;r, glaub’ich, nicht schlecht...
Prii (z;gernd):
Nun… Ich wei; nicht recht...
Das ganze scheint mir irgendwie... unecht...
Allein der Name: Vogelparadies!
Was f;r ein Name ist denn bitte dies?
Trill:
Also..
Den Namen find ich erste Sahne!
Ganz knapp und klar und deutlich,
Und ziemlich ungew;hnlich:
Selbst ein Narr w;rde ihn verstehen
Und nie verdrehen.
Ein Name wie ne Stellungnahme,
Die zeigt, dass endlich wird
Etwas gewagt,
Etwas gewillt -
F;r uns, die V;gel dieser Stadt,
Was ihren Alltag ;berragt,
Ihn sch;ner macht,
Ihn s;;er macht,
Wie im Paradies halt!
So ist die Stadt
Nicht nur f;r Jagd
Nach immer fragw;rdigeren Schn;ppchen:
Hier ein H;ppchen, da ein L;ppchen…
Prii:
Aber Trill!
Beim besten Willen:
Dar;ber gibt es nichts zum Trillern!
Denn eins bleibt uns ja klar und wahr,
F;r jeden: ob nun klug oder Narr:
N;mlich dies:
F;r V;gel gibt's kein Paradies!
Trill:
Leider… Im besten Falle - ein Verlie;!
Prii:
Das wei; doch jeder,
Der seinen Mut tr;gt unter Federn,
Und keine H;nde hat, nur Fl;gel!
Das hei;t - eine L;ge
Ist das, wenn du mich fragst!
Entweder
Verkauft man uns hier f;r dumm
Und krumm?
Oder sonst irgendwie bescheuert?...
Trill:
Ah, Prii,
Das hier
Sieht aus, ob jemand feuert
Raketen in die graue Luft!
Und f;llt sie gleich mit Freiheitsluft
Ist recht einmalig!
Oh, die beneid‘ ich!...
Prii:
Madig!
Wir brauchen keine Paradiese!
Wir sind gemacht f;r ne Welt wie diese!...
Trill:
Eine fiese
Ordnung ist doch dies…
Ganz ohne Paradies…
Nicht mal ein ganz, ganz kleines – wie dies…
Prii:
Wir V;gel leben hier und jetzt,
Wo man uns liebt, wo man uns hetzt...
Wo wir uns sch;tzen oder hassen,
Wo leben wir und leben lassen!
Trill:
Und trotzdem…
Brauchst nicht gleich Rot zu sehen…
Was ist denn schlecht am Paradies?
Man nimmt sich das, man nimmt sich dies,
Und dann das Ganze gleich von vorne.
Was f;r ein Leben!
Wie bei Hochgeborenen…
Prii:
Eben!
Wir sind doch schlie;lich keine Christen
Oder Muslime
Oder Brahmine
F;r die ist alles hier blo; ;bergang
Zu etwas anderem,
Vom h;herem Rang...
Wir sind ja beide nichts desgleichen!
Trill:
Leider…
Prii:
Das hei;t:
Die Wonne k;nnen wir auch jetzt erreichen!
Noch vor dem Tode, jederzeit
Und zwar ganz leicht!
Trill:
Es reicht… Das wei; ich… Viel besser sogar, als ich’s will!
Prii:
Gott hat uns Fl;gel ja gegeben,
Damit wir das Paradies erleben,
Wenn wir uns in die Luft erheben,
Hoch ;ber den Smog, und Dreck, und Nebel...
Einfach so, mit Fl;gelschlagen
Erl;sen wir uns aus den Plagen,
Die diese Erde uns bereitet,
Wir fliegen weiter, weiter, weiter!...
Trill:
Jetzt klingst du aber sch;n pathetisch,
Und nicht wie ;blich: frech, leicht neckisch...
Was ist passiert,
Du, liebe Schwester?
Gef;llt dir nicht das Schaufenster?
Prii:
Ich wei; nicht, Trill...
Was ich von hier jetzt sehe
Gl;nzt wie Beryll,
In Tausend Farben funkelnd.
Was ich nur nicht verstehe:
Welche Ware wird hier so bunt verk;ndet?
Trill:
Kann auch nicht sehen,
Von hier aus…
Komm... Wir schauen's aus der N;he -
Die Saus und Braus!
Das ganze Haus!
Den Farbenschmaus!
Die beiden Stra;env;gel n;hern sich vorsichtig dem feierlich leuchtenden Schaufenster. Trill l;sst einen erstaunten Pfiff aus.
Trill:
Nanu!
Da haben wir gleich die Adresse
Von ganz bestimmtem Interesse!
Ah! Ein toller Laden!
So einladend!
Das Angebot ist ;berragend!
Von Trills Entz;ckung unger;hrt, studiert Prii zuerst den Zettel mit den ;ffnungszeiten des Ladens, der an der Glast;r h;ngt.
Prii:
Also… Exotenhandel
Aus der ganzen Welt!
Trill:
Eine Vielfalt an fremden Federn
Auf einem Tablett!
Prii:
Das nenn ich ein Wandel!...
Trill:
Globalisierung ist das Wort,
Das alle Farben nimmt am Bord:
Von Rosa, Gold, Violett
Bis hin zu Braun und Z;llinblau...
Prii:
Ich seh kein Grau...
Trill:
Ach, dieses Grau!
Man braucht's nicht!
Es geh;rt vernicht...
Prii:
Unsinn!
Das ist die Farbe unsrer Eltern,
Und unserer Gro;eltern,
Und unsrer Urgro;eltern,
Und unsrer Ur,- Ur-, Ur-, Ur,-...
Trill:
Klingt wie ein Schwur,
Den ich nur gerne brechen w;rde...
Prii:
Wer sowas tut - hat keine W;rde!
Trill:
Daf;r aber ganz sicher viel mehr Spa;
Im Leben… Und auch mehr Fra;…
Prii:
Ah, was!
(vertieft sich ins Entziffern des Ladenschilds)
Hier steht vermerkt:
In-ha-ber Dok-tor Schwarz!
Trill:
So'n Geck!
Mit diesem Namen
Sollte er mit Raben
Handeln
Oder h;chstens nur mit Plunder,
Und nicht mit diesen Farbenwundern
Aus ;bersee,
Wie ich es sehe...
Prii:
Di-plom Ooo-rni--to-lo-ge...
Was ist denn das?
Klingt eher nach einer Droge...
Trill:
Mit Sicherheit - kein Grass...
Das ist doch einer, der angeblich
Viel mehr und besser ;ber V;gel wei;,
Als die V;gel selbst, ja, und das hei;t...
Prii:
Klingt unverst;ndlich...
Trill:
Das hei;t...
Ist einer, der mit unsrer Hilfe
Sein H;uschen baut, und zwar nicht aus Schilfe,
Und Stroh, und Mist, und alten Bl;ttern,
Sondern aus gutem, festem Stein,
Kein Wackelnest, - ein starkes Heim,
Das sehr gut sch;tzt vor dem Unwetter,
Vor den Gefahren jeder Art...
Kurz, einer der auf unsre Kosten
Seine gute Kohle macht!
W;hrend wir hier fr;steln!...
Prii:
Genug davon!
Komm!
Wie schauen uns die Wunder an!
Sind sie nicht sch;n!?
Das Licht fliegt rum: wie n Bumerang
Von einem zu dem andern,
Wie beim Traumwandern!
Trill:
Naja… Sie werden sicher gut gef;ttert,
Und nicht wie wir, - was man versch;ttet,
Und was man nicht mehr will…
Das kriegen wir…
Prii (die Paradiesv;gel im Schaufenster betrachtend):
Wie still
Sind sie, und majest;tisch, und erhaben!
Trill:
Wie die Raben,
Nur halt in Farben!
Prii:
Ich muss recht st;hnen
Vor Stolz, Entz;ckung, bin so baff,
Dass ich als kleiner grauer Vogel
Zu diesem Stamm geh;ren
Darf!
Trill:
Du? Und diese Drachen?
Dass ich nicht lache!
Prii:
Siehst du den Gentleman
Da in der Mitte? F;r die Flitter-
Woche – der perfekte Dritte!
Was f;r ein Mann!
Was f;r ein Schwarm!...
Trill:
Sieht cooler sogar als der Schwan
Mit seiner ollen
Schwarz-wei;en Treue…
Prill:
Wie gut zu wissen,
Dass die Natur oder auch der Gott,
Wer wei; es schon f;r sicher? –
Verf;gt ;ber all den Werkzeug und Mittel
Zur Schaffung einer solchen Perfektion,
Und Expression…
Ah, Trill…
Trill:
Tja... Du hast, man muss‘ wohl sagen, Recht…
Das hier ist keine – Farbenillusion…
Der Augenkratz
Ist sicherlich kein Spatz,
Und auch kein Specht,
Das ist… Ein wahrer Wahn!
Ja… Das ist er, echt…
Prii:
Oder… Sieh mal: dieses Exemplar:
Wie kann man nur so herrlich sein?
Wie dieser gro;er goldener Hahn!
Er blendet fast wie Sonnenschein!
Laut Schild: kommt er aus G;listan!
Und da noch ein, und da noch ein!...
Und da!...
Trill:
Gemein!...
Prii:
Gemein?
Was ist gemein?
Trill:
Ich mein‘…
Die Farbenpracht ist hier nicht ;blich,
Und auch als solche – ungem;tlich…
F;r uns zumindest,
Die nur das Grau kennen
Und nur als Grau enden werden…
Prii:
Ist das denn, was du nur empfindest,
Wann du das Fremd und Sch;n verbindest?...
Dann ist es wirklich Jammerschade…
Trill (irritiert):
Ah… Die Parade
Ist blo; Fassade!
Im Grunde sind die so wie wir,
Nur kriegen sie halt mehr als wir,
Und auf viel besserem Geschirr.
Sie fressen mehr als jedes Tier
Das hierzuland zu Hause ist,
Und das ist… das ist…
Prii:
Ah, Trill,
Das ist die Gier,
Die ;ber dich gerad regiert,
Was ist passiert?
So kenn ich dich doch ja gar nicht!
Trill:
Gier oder nicht Gier,
Langsam verlier
Ich die Geduld mit diesem Theater:
Es macht unser Leben hier
Nur h;rter!...
Prii:
Das klingt so wild,
Scheinst irritiert.
Aber vor;ber, lieber Bruder?...
Trill (kommt mit seinem ;rger richtig in Fahrt):
Wer hat die blo; ins Land geholt?!
Ohne die k;nnt ich vielleicht als Hold
Hier gelten,
Unter Umst;nden…
Prii:
Du bist ein Hold,
Mit Herz aus Gold,
Zumindest bis vor kurzem…
Trill:
Es ist mir schnurze…
Was ich mal fr;her hatte,
Jetzt ist auch keine Zeit f;r die Debatte,
Man muss jetzt handeln…
Prii:
Handeln?
Aber womit?
Jetzt klingst du echt wie ein Bandit!...
Trill:
…Und uns verteidigen,
Und uns vereinigen,
Gegen die da, unseren Feinde, unsre Peiniger!
Prii:
Aber Trill!
Ist das wom;glich ein April-
Scherz, den du da jetzt erz;hlst?
H;r auf damit: es juckt und schmerzt!
Und klingt gar nicht nach dir!...
Trill:
…Denn sie, mit ihren schlauen Federn,
Die werden uns hier bald zerfleddern!
Zum Hackfleisch Schreddern!...
Prii:
Zerfleddern? Schreddern?
So ein Unsinn!
Aber wie?
Trill!
Wie sollen sie denn dies anstellen?
Sie leben selber in Handschellen!
Die armen…
Hab doch Erbarmen
Und Mitleid
Mit der eingekerkerten Sch;nheit,
Die leben zwar gut, satt und farbig,
Aber, unter uns – doch recht langweilig…
Denn der Freiheit,
Des sch;nsten Gutes ;berhaupt,
Sind sie beraubt…
Trill (verstellt, h;nselnd):
Mir kommen gleich die Tr;nen,
Kann mich nicht wehren!...
Ah, die armen,
Die zu uns kamen…
Mit ihren Farben… (weiter wieder mit normaler, obwohl auch scharfer Stimme)
Quatsch mit Sahne!
Die da, die bringen nichts als Sch;nheitsnarben,
Und Seelennarben…
Noch nie habe ich mich so grau gef;hlt,
Wie angesichts von all dem Bunt
Und das ist sicher kein Gewinn,
Ist sogar richtig, richtig schlimm
F;r mich, f;r uns…
Prii:
Na und?
Das ist doch gut!
Das wird mehr Freude f;r die Augen haben
H;r auf zu nagen!
Trill:
Von wegen gut!
Das schafft Unmut!
Prii (;berrascht):
So viel Wut,
Und so viel Glut…
Woher hast du sie auf einmal?
Das ist ja sicher nicht normal!
Trill:
Der Sinn der Sache:
Man muss... Etwas dagegen machen!...
Prii:
Ah, was!... Ich fass‘
Es nicht!...
Schau her, mein Herr! (zeigt auf einen der V;gel im Schaufenster)
Und werde froh,
Dass jemand auf der Welt ist so… so… (entz;ckt)
Was f;r ein Licht!...
Trill:
Es sticht ins Auge,
Und bricht das Herz…
Als w;r aus Tausend von Kilohertz…
Prii:
Ah…
Sieh dir doch diesen Papagei
An: den ganzen Regenbogen
Scheint er stets dabei,
Zu haben:
Es schimmert regelrecht in Wogen!...
Trill:
Ein Verm;gen
Kostet er gewiss, wie echter Nerz…
Prii:
…Und er tr;gt ihn stolz!
Trill:
Wie eine Waffe:
Keine Attrappe: eine scharfe!...
Prii:
Und diese Sittiche,
Mit ihren welligen Fittiche!
Gleich bunten Blitzen
Wie sie da flitzen!...
Trill:
Blo; hin und her, und hin und her!
Komm, Prii, in kann’s nicht mehr!
Mir wir gleich schwindelig und ;bel!
Prii:
Ah, Trill, sei bitte nicht so bitter tr;be!...
Sei nicht so neidisch…
Das macht dich – peinlisch…
Trill:
Ich bin m;de!
Prii:
…Als spritzten sie mit Brillianten
Und Tausenden von Diamanten!...
Trill:
Ein ungeheures Reichtum…
Braucht man nen langen
Atem, um nicht zu stocken,
Beim Sehen, wie sie da frohlocken…
Prii:
Um sie mit blo;en Blick zu fangen
Man muss stark blinzeln!...
Trill:
H;r auf zu kritzeln
An meiner Sanftheit und Geduld!
Das ist nun wirklich ungesund!
Prii:
…Und die Rosenk;pfchen,
Mit den roten S;ckchen!
Und der Ara! Was tr;gt er da f;r wilde Haare!
Und das olle Eulenpapagei!
Mit der Hornbrille, und dem ei-
K;pf eines Universit;tsprofessors...
Trill:
Ja… Und der Soldatenara, des Aggressors
Kriegsbemalung sieht man deutlich!
Prii:
Dagegen aber ganz sch;n freundlich
Und majest;tisch wirkt der wohl
Der wertvollste von allen
Papageien:
Der mit dem Namen
Regenbogenflamme!
Trill:
Angeber sind das!
Alle zusammen!...
Lass
Uns gehen!
Ich will’s nicht sehen!
Prii:
Wie kann ein Lebewesen blo; so scheinen!
Und so unwiderstehlich sein!
Trill:
Gemein!
Wenn ich nur solche Feder h;tte,
Gew;nn‘ ich auch jede Wette!
Und jeder Sieg w;re sicher meins,
So einfach, wie das Einmaleins!
Ich w;r zum Held, zur Religion,
Zum klaren Liebling der Nation!
Und sicher in die Welt der Gro;en
W;r ich aufgestiegen!
Von meinem Grau mich verabschieden...
Prii:
Halt mal den Atem, Trill, pass auf:
Als Spatz geborener
Wird niemals Pfau!
Wer mal als Grau war geschl;pft
Der bis zum End als solcher h;pft!
Trill:
Das ist ja eben das Gemeine,
Wie ich es hier meine...
Doktor Schwarz erscheint wieder, diesmal schleppt er einen Riesensack mit der Aufschrift “Vogelparadiesfutter“. W;hrend er den Sack in den Laden durch die Glast;r reinquetscht, ignoriert er Trill und Prii: sie sind f;r ihn und f;r sein Gesch;ft v;llig unbedeutend.
Trill:
Gemein ist das!
Die da, die kriegen auch den besten Fra;!
Prii:
Na und?
Daf;r aber werden sie verkauft
Wie Sklaven... Und ;berhaupt,
Die Freiheit ist das h;chste Gut,
Wird hoch gesch;tzt bei unsrer Brut!
Trill:
Freiheit? Ha-ha!
Was nutzt Freiheit, die nichts als Hunger
Mit sich nur bringt?
Igitt!
Ist eine noch gr;;ere Gemeinheit!
Mit Leckerlies wird alles runder…
Prii:
Selbst wenn man daf;r im K;fig sitzt?
Trill:
Jawohl!
Ist sogar, glaub ich, auch noch sch;ner,
Gegen die Schnupfen, gegen Rheuma,
Die uns, die sogenannten Freien, jagt und plagt,
Und zwar schon immer: Tag und Nacht, ja, Tag und Nacht...
Prii:
Aber… Aber auch Vorteile gibt es hier nicht wenige!
Trill:
Ah, du, meine liebe, dumme Gn;dige,
Was hast du, eigentlich, gegen K;fige?
Der K;fig's n;mlich ein Besitz,
Die Sklaven haben es, wir – leider nicht!
Darum uns friert's...
Besitzlos sind wir folgend frei
Von Sicherheiten,
Die machen Leben ruhiger und heiter...
Prii:
Ein schlechter Witz!
Trill, was du gerade da erz;hlst
Ist hoffentlich nicht das, was du f;r richtig h;ltst...
Du scherzt wohl...
Oder?
Trill:
Warum wohl sollte ich jetzt scherzen?
Das Grau muss ich ausmerzen!
Wenn n;tig – sogar unter Schmerzen!
Musiknummer 03 – Mein Lieber Trill - beginnt:
Prii (singt):
Mein lieber Trill, was sagst du da f;r schlimme Dinge?
Wie dumm sie klingen,
Nicht mal gut zum Singen!
Du sagst, du w;rst viel lieber jemand anderer,
Ein andrer Vogel, der nicht zu uns geh;rt!
Ist unerh;rt!
Trill (singt):
Was ist denn, sag, so schlimm daran, dass ich mich weiter
Entwickle, heiter
Wird alles so und breiter,
Das ist ja unsres gutes Recht den Weg zu bestreiten,
Den man es sich als freies Lebewesen w;hlt!
Das ist, was z;hlt,
In dieser Welt!
Prii (singt):
Mein lieber Trill, warum hasst du so unser Grau?
Sag mir genau!...
Ende der Musiknummer03
Trill (spricht):
Grau, Grau, Grau… immer dieses Grau!
Wenn man mich sieht, will ich doch immer h;ren “Wau!“
Und mit der faden Farbe geht doch sowas nicht!
Nein! Wirklich nicht!
Prii:
Du bist so rau... Nicht?
Du bist so grau-
sam... Was ist mit Pflicht?
Trill:
Pflicht?
Ist das etwa das Wort, das uns sch;n schlicht
Und sch;n gehorsam h;lt,
Und gut gesittet
Zugunsten unsrer ganzen Sippe?...
Damit wir keine Schritte
Nach drau;en wagen?...
Prii:
Willst etwa klagen
;ber etwas, das seit alten Tagen
Als Regel gilt?
Trill:
Igitt!
Den Unbehagen
Kann ich mir sparen...
Prii:
Trotz all den Gefahren...
Trill:
Genug gejault!
Gewinnt nur der, der sich was traut!
Prii:
Mein lieber Schwan!
Du, Trill! Beim besten Willen…
Verf;llst du nicht in blanken Wahn?
Trill:
Nein… Aber…
Ich hab nen Plan!
Prii:
Aber wohin?
Wohin gehst du?!
Bleib! Bleib bitte hier!
Trill:
Wohin, fragst du?
Lass mich nur!
Ich will… Ich will… (zeigt auf das Schaufenster)
Dahin, dahin
Werde ich, meine Geliebte, ziehen!..
Trill verl;sst entschieden die B;hne. Leise Melodie aus Musiknummer03 im Hintergrund
Prill:
Geliebte… Geliebte…
Hat er das wirklich so gesagt?
Und es auch gemeint?...
Verwirrt, verlassen bleibt Prii auf der B;hne stehen, bis das Licht langsam ausgeht.
Ende Szene 2
Szene 3
Besetzung: Trill, Kunstmaler Heinrich Wei;
Ort/B;hne: Atelier des Malers Heinrich Wei;. Im Hintergrund - ein gro;es Fenster. Links auf der B;hne, unter einer mit ;lfarben verschmierten Decke, schl;ft der Maler. ;berall trocknen halbwegs verh;llte farbenfrohe Bilder. In der Mitte der B;hne - eine leere Staffelei.
Handlung:
Trill erscheint vor dem Fenster. Er klopft und schreit, will, dass der Maler erwacht, aufsteht und ihn hereinl;sst.
Trill (klopft, schreit):
Auf! Auf! Aufstehen!
Wach auf, mein Freund,
Es gibt Ideen!
Heinrich:
M-m-m...
Trill:
Und was f;r Ideen!
Lass mich erz;hlen!
Du wirst dann sehen!
Heinrich:
M-m-m...
Trill:
Wie kann man nur so lange schlafen,
Wo es so vieles gibt zum Schaffen!?
Heinrich (versucht, sich mit dem Kissen vor dem Krach zu sch;tzen):
M-m-m....
Bin nicht gewohnt an fr;hen Stunden!
Am Morgen gibt es keine Kunden!...
Trill:
Hein-rich! Hein-rich! Hein-rich! Hein-rich!
Heinrich:
Es dr;hnt... und dr;hnt... und dr;hnt...
Trill:
Wach auf, Freund!
Steh auf, Heinrich!
Ich hab es eilig!
Heinrich:
M-m-m!
Trill:
Verrrdammt!
Heinrich:
Verdammt! Verdammt! Verdammt!
Wer braucht mich! Doch nicht das Amt?!
Trill:
Heeeinrich!
Mach auf, sonst wein‘ ich!
Heinrich:
M-m-m!
Endlich ist es soweit. Heinrich steht auf, r;kelt sich und geht zum Fenster.
Heinrich (g;hnend, dann, als er Trill sieht - ;berrascht):
Wau!... Wie e-e-e-e, charmant!
Ich dachte, das w;re ein Elefant,
Der hier so wie n Toller trommelt!
Ganz ohne Zweifel - ein Gigant,
Kurz, jemand von der Gr;;enordnung,
Bei diesem Hall, bei dieser Dr;hnung,
Dabei bist du es blo;, du kleiner Pimmel (R;pel),
Was gibt es doch, um Gottes Himmel (D;ppel),
Der mich hier ;berrascht,
So harsch und barsch,
In aller Fr;h
Mich ehrt und lehrt,
Und aus dem Bette zerrt!
Wof;r die M;h?
Trill:
Mach auf, Heinrich,
Und bitt‘, beeile dich...
Lass mich schnell rein!
Ich hab Arbeit f;r dich! Allein
Du kannst sie so vollbringen,
Die Hindernisse ;berwindend,
Dass das Ergebnis dann nicht peinlich,
Wird, sondern vornehm,
F;r alle Seiten angenehm!
Und au;erdem,
Auch so, dass all die Kassen ganz sch;n klingeln,
Die Schwermut lindernd,
Die Armut mindernd…
Bei dir, bei mir...
Heinrich (;ffnet umst;ndlich das Fenster):
Klingt spannend...
(;ffnet das Fenster, l;sst Trill herein)
Obwohl zugleich auch etwas... e-e-e… warnend...
Trill st;rmt ins Atelier und stellt sich sofort vor der leeren Staffelei.
Heinrich (sich entschuldigend):
Nun… Wenn es ums Fressi-Fressi geht,
Dann, lieber Trill, muss ich dich leider gleich entt;uschen,
Deine Ger;usch-
Attacke - weit verfehlt:
Ich habe n;mlich gar kein Geld!
Obwohl ich richtig hart arbeite,
Bin trotzdem Pleite...
Das hei;t, - die Lage’s dreist!
Die l;stige Misere bei;t!
Kein K;se, keine Wurst, kein M;sli...
Kein Kr;mmchen Brot da,
Leider…
Ich lebe wie ein W;stling!
Trill:
Es ist zwar gar nicht lustig,
F;r unser Zweck aber – ziemlich g;nstig.
Wenn der K;nstler hungrig ist,
Der Kunst Zukunft bleibt uns gewiss…
Heinrich:
Du wei;t doch sicher,
Wie's uns armen K;nstler geht,
Wie Kirchen-
M;usen - ;hnlich schlecht...
Egal wie man mich jetzt auch anfleht...
Es gibt kein Essen, Trill,
Ich will…
Trill (unterbricht):
Heinrich!
Seh ich etwa wie‘n kleiner,
Penner, oder vielleicht wie einer
Der Flenner unsrer gro;en Spatzgemeinde,
Der bei jedem Wetter
Zu dir zu kommen pflegt, und schnorrt und bettelt?
Heinrich (betrachtet Trill forschend):
Sorry... Das nicht…
Zumindest tu’s nicht heute,
Zu meiner gro;en Freude
Siehst eher wie mein schlauer Vetter,
Der ewige Handelsvertreter,
Erfolgreich, frech und munter,
Mit nichts als Luft darunter...
Trill:
Ein merkw;rdiges Kompliment,
Wenn man bedenkt…
Aber egal… Wir wollen jetzt nicht streiten
;ber Verwandte und ;hnlichen Kleinigkeiten…
Etwas viel Gr;;eres steht uns bevor…
Heinrich:
Ja? So! So!
Wenn man dir in die Augen schaut,
Sie glitzern auch so... Dass man erschaudert
Und gleich abhaut...
Fast wie vorm Feuer,
Der einmal richtig losgehisst,
Alles ums sich gleich packt und frisst...
Trill:
Nun… So gierig wie dein Vetter bin ich nicht,
R;ck mich bitt nicht ins falsche Licht...
Willst du endlich h;ren, oder nicht?
Heinrich:
Ich bin ganz Ohr…
Trill:
Die Sache ist nun die...
W;hrend wir hungern, gibt es die
M;glichkeit gut zu verdienen,
Fast wie bei den Goldmienen…
Und zwar – ganz ohne Schuften wie die Bienen,
Oder Ameisen…
Heinrich (sich wieder entschuldigend):
Ich wei;, Trill,
Aber die Preisen… Preisen…
Die Bilder werden nicht so schnell verkauft,
Wenn ;berhaupt...
Aber warte, Trill, sobald sich jemand nur entschlie;t,
Mich gut zu finden,
Und mir f;r meine Arbeit sogar Geld noch gibt,
Dann ;berwinden
Wir beide diese schwere Phase!
Ist keine leere Phrase!
Glaub mir, Trill,
Sobald bei mir das Blatt sich wendet
Unsre Armut wird gleich ausgeblendet:
Und dann, und dann…
Du bist dann gleich der erste
Mit deiner dauerfrohen Schwester,
Die die Erfolges Fr;chte mit mir genie;t und erntet!
Jawohl!
F;rchte
Nicht! Du bist mein Freund,
Du hast mein sattes Ehrenwort!
Zu einem feierlichen Gelage,
Werde ich euch dann sofort einladen,
Wo ihr genug zum Naschen findet,
Denn Fressen ist, was Freundschaft bindet...
Allerlei N;sse, Samen, K;rner,
Auch leckere D;ner-
Reste,
Ganz wie bei einem richtig gro;em Feste...
Das kommt bestimmt,
Nur… Nur jetzt - noch nicht...
Trill:
Stopp! H;rst du vielleicht schlecht?
Oder etwa bereits vergessen?
Hier geht es nicht ums Fressen!
Echt nicht!
Heinrich:
Um was denn sonst?!
Wor;ber k;nnen K;nstler reden
Wenn nicht ;ber das Essen? –
Nicht vergessen:
Man muss doch irgendwie noch leben
Und nicht nur Streben
Nach der Vollendung unsrer Werke!
Zum Leben braucht man viel, viel St;rke!
Und Diskussionen ;ber Kunst
Betreiben immer blo; Bankie,
Das tun sie ja seit je und je
Auf ihren Teufelsmessen…
Sowie mancher komischer Rentier
Aus Extravaganz… Und Eleganz…
Und wir dagegen – bleiben ganz
Beim Brot und reinem Esszeug…
Trill:
Hast mich schon ;berzeugt!
Aber - genug geheult!
Hier geht es, lieber Freund,
Um Ruhm, in dem du eines Tages
Dich sonnst,
Um Ehrenspitzen, die du mal erklommst,
Und Reichtum, das du bald bekommst!
Und Anerkennung deiner Leistung,
Und den Beweis, und…
Heinrich:
Ah, Trill,
Ein n;chterner Bauch
Denkt nicht an Weihrauch!
Trill:
Kurz!
Ich habe einen Auftrag f;r dich,
Der dich sch;n z;gig dorthin bringt,
Wo du auch hingeh;rst mit deiner K;nstlergabe,
Der K;nstlergabe,
Die ich nicht habe,
Und keiner sonst hat, in dieser Stadt,
Erwache nun und sei bereit,
Halt‘ Farben, Pinsel gut parat...
Heinrich:
Bin echt gespannt...
Trill:
Also…
Ich brauche dich als guten Maler,
Einen, der das Abstrakte ins Reale
Schnurstracks bef;rdert, und auch umgekehrt.
Der Tr;ume schafft, und sie gut ordnet,
Und sie zum wahren Schatz vermehrt,
Der uns die neuen Sichten lehrt,
Und neue Farben, und Visionen,
In unterschiedlichsten Situationen...
Heinrich:
Ah, Trill, was du da sagst,
Ist schmeichelhaft und hochgegriffen.
Aber… Ich wurde ;fters ausgepfiffen…
Was du da wagst…
Trill:
Nicht ich! Wir! Wir wagen es!
Du bist der gr;;te K;nstler, den ich kenne,
Und... wenn du nicht mitmachst,
Bist echt, nimm’s mir nicht ;bel - eine Memme!
Heinrich:
Schon gut... Schon gu-ut…
Ich muss dich aber warnen
Ich hab bisher kein Wort verstanden...
Trill:
Oh, Schande!
Heinrich:
Bin doch soeben aufgestanden...
Die ganze Nacht hab ich durchgemalt,
Bis hin zum wirklich allerletzten Leinwand,
Bis zum letzten Blatt...
Jetzt will ich nur noch schlafen!
Trill:
Vergiss es! Jetzt wird nur geschaffen!
Mein Auftrag
An diesem Tag...
Heinrich:
Auftrag, sagst du?
Ich sag dazu: Nanu?
Bist du etwa zu meinem G;nner
Geworden?
Zu einem spendenden M;zen?
Zu einem Sponsor?
Vom Spatz - zum Condor?
Ah, Trill... Ging's aber schnell!...
Trill:
Gar nicht so schnell,
Ich habe lang daf;r gebraucht,
Um den Plan auszubr;ten, der hinhaut!
Hier‘s alles hell (zeigt auf seinen Kopf)
Wir k;nnen es durchziehen,
Und bei Erfolg – ins Fremde fliehen!
W;hrend seiner n;chsten Tirade macht Trill eine gro;e Runde durch das Atelier, schaut sich Heinrichs Bilder an, begutachtet sie, mal zufrieden, mal kopfsch;ttelnd.
Trill:
Du bist ein K;nner,
Heinrich, dir kann ich g;nnen
Die Schaffung eines wichtigen Kunstwerkes,
Ja, bitte, merke es:
Eines Bildes,
Auf dem ein wildes
Durcheinander von Licht und Farbe herrschen wird,
Und dabei Freude in die Welt einbringt!
Los! Nimm die Pinsel, die Palette,
Und mal dich frei...
Dich… Und mich…
Arbeit' mit Schwung, nicht mit Pipette!...
Trill kommt wieder zu der Staffelei zur;ck, richtet sich vor ihr gem;tlich ein.
Heinrich (immer noch z;gernd):
Das geht nicht, leider,
Mein hochgeehrter taffer Kleiner...
Wie gesagt, hab ich die ganze letzte Nacht gemalt, gemalt...
Mit dem Ergebnis, dass es halt,
Gar nichts zum Draufmalen gibt,
Keine Leinwand, keine Pappe, nicht mal vergilbt,
Kein zerknit-
tertes Papierfetzchen,
Ganz ehrlich nichts,
Was als Hintergrund uns dienen k;nnte...
Glaub mir, das hier sind keine Sp;;chen,
Das ist die traurige Wahrheit,
Mit der ich leben muss, soweit...
Trill (ungeduldig, bereits leicht irritiert):
Ah, diese k;nstlerischen Jammerlappen,
Mit ihrem st;ndigen Geplapper...
Sag mir jetzt lieber:
Die Farben – was ist nun mit ihnen?
Sind sie dir wenigstens geblieben?
Heinrich:
Die schon, aber was soll ich,
Mit all dem Kasten... Wirklich drollig…
Ohne Hintergrund – was in den Tuben ruht,
Ist nichts als Paste,
Und bunter Kleister,
Der nur klebt und gar nicht lebt…
Trill:
Die Farben leben -
Wenn wir’s befehlen!
Das machen wir!
Los, Heinrich! Sei jetzt nicht so peinlich!
Du bist der K;nstler und Fakir!
Bis du jetzt Maler und, wenn du willst - Bildhauer!...
Heinrich (stur, deutlich artikulierend):
Aber!
Die Farben brauchen einen Hintergrund!
Trill:
Das ist der Punkt!
Ich bin doch der! Der Hintergrund!
Heinrich:
Wie hei;t hier - du?
Seit wann denn
Bist du ein Hintergrund?
Sei doch nicht albern!
Trill:
Du nimmst mich jetzt und machst mich bunt!
Heinrich:
Dich? Bunt?
Versteh ich nicht...
Hab nie nen bunten Spatz gesehen!
Trill:
Na und? Ein K;nstler muss ersp;hen,
Was anderen verborgen bleibt!
Heinrich:
Vielleicht…
Aber die Frage mit dem Hintergrund…
Trill:
Ich! Ich bin der Hintergrund!
Du, Bl;dmann, und so auch der Grund…
F;r unsre g;ttliche Arbeit
Zu zweit!
Heinrich (unsicher):
Du meinst, du dienst
Mir jetzt als… als e-e-e-e Leinwand?
Trill:
Jawohl... Eine Leinwand,
Die zart wie aus dem teurstem Samt
Ist, und die dazu
noch lebt und atmet
Greife doch endlich zu!...
Wir sind n Verband!
Heinrich:
Aber... Aber...
Ich kann das nicht,
Du bist kein Fabel-
Wesen doch, du bist der Trill,
Den ich gut kenne, den ich nicht will
Mit meinem Pinsel schwer verletzen,
Die Farben sind bekanntlich ;tzend,
Wenn man sie auftr;gt
Auf etwas, was noch w;chst und lebt...
Trill:
Nun. K;nstler m;ssen halt riskieren.
Und wissen, dass ein falscher Strich,
Sowie ein schroffer, grober Stich -
Und sie verlieren
Die ganze Welt,
Anstatt sie zu gewinnen:
Das ganze Wunder
Ist verschwunden
F;llt
Auseinander in Sekunden...
Was bleibt: blo; Wunden...
Aber...
Nur so entstehen gro;e Werke
Die unsre Weltkultur nur st;rken!
Als Trill merkt, dass der Maler offensichtlich immer noch zweifelt, greift er nach dem Pinsel und dr;ckt ihn Heinrich in die Hand.
Trill:
Na mach es endlich.
Hab keine Angst
Denn alles passt,
Lass
Deine ;ngste,
Auch die ernsten!
Als K;nstler nimm jetzt Rot, und Gelb,
Und Gr;n, und Blau
Und Violett...
Nur bitte, bitte blo; kein Grau,
Und mal aus mir das geilste Kunstwerk dieser Welt,
Dann habe ich gleich viel mehr Wert!
Und dadurch nat;rlich au…
Heinrich:
Gut... Das ist mir recht...
Kaum nimmt der Maler seinen Pinsel zur Hand, da wird er gleich etwas mutiger. Kritisch studiert er sein Modell. Als sehe er Trill zum ersten Mal.
Heinrich:
Oh, Freundchen, bist du aber klein!
Trill:
Das ist nur Schein!
Heinrich:
Naja... Tja…
Und aus diesem faden Zwergen
Soll jetzt mein gr;;tes Kunstwerk werden?
Trill:
Die K;rpergr;;e ist kein Ma;!
F;r richtig h;here Objekte,
Hier gelten andere Momente,
Und Elemente,
Und Effekte, nicht so einf;ltige
Und transparente...
Los! Mach's!
Heinrich (auf einmal streng und sachlich):
Ah, Trill, bleib still!
Hastig zieht Heinrich seinen buntbeschmierten Malkittel gleich ;ber seinen Schlafanzug und greift zur Palette. Er t;nzelt vor Trill herum, traut sich aber immer noch nicht, den ersten Pinselstrich zu machen.
Trill:
Was ist? Steckst du bereits in einer Sch;pfungskrise?
Ging aber schnell… Denk an den Divisen,
Dann ist sie auch schnell vorbei…
Die miese Kriese…
Heinrich (sch;ttelt energisch mit dem Kopf):
Nein!... Also…
Was w;nscht sich nun der liebe Herr?
Stillleben, Landschaft oder eher
Etwas ganz Klassisches?
Etwas Unpraktisches?
Die Mythologie der alten Griechen
Zum Beispiel wird niemals versiegen
Als Quelle ewig spritzenden Inspiration,
Als Wiege unerm;dlicher Illusion.
Sowie die M;rchen vom Zion…
Oder... Oder magst du doch lieber ein Portrait?...
Trill:
Portrait?!
Ah, nee!
Blo; das net! Will nicht haben!
Gott bewahre!
Mich selbst schon wieder
Sehen? Me-e-e-e!
Vielen Dank!
Der Blick allein macht mich gleich krank,
Die Glieder
Werden lahm
Vor Scham!
Ich treffe ihn in jeder Pf;tze,
Und hasse ihn fast wie die Gr;tze
Aus grauem Staub und grauem Schlamm,
Die ich tag-t;glich zu mir nehme
Nur um zu ;berleben!...
Heinrich:
Womit denn nutzen
Kann ich dir? So nobel
Bist du, und zugleich… irgendwie so ungehobelt
Als tr;gst du pl;tzlich Zobel,
Und keine Feder,
Die auf der Stra;e tr;gt fast jeder!
Trill:
Ja, clever
Bin ich zur Zeit und recht anspruchsvoll...
Und ich find es auch gut so!
Heinrich:
Sag wenigstens,
Wie ich dich endlich malen soll!
Ob realistisch oder eher abstrakt?
Ich kann ja beides, was man fragt...
Ich kann auch…
Trill:
Verschon' mich jetzt mit Einzelheiten!
Wir wollen fertig sein, beizeiten!
Heinrich:
Wie kann man fertig sein, wenn ich
Wei; nicht, was ich hier darf, was nicht!?!
Trill:
Wach auf endlich, du, Schlafm;tze!
Mach dir jetzt deine Kunst zu Nutze!
Heinrich (wieder leicht verunsichert):
Ich wei; nicht, Trill
Ob ich der Richtige bin
F;r diese hohe Aufgabe...
Trill:
Genug Gelaber!
Du!... Ohne wenn und aber
Sollst nen Vogel aus mir zu malen!
Heinrich (blinzelt):
Ei-nen… Einen…
Trill:
Mit allen Farben, die vorhanden…
Ist dies denn so‘n gro;es Unterfangen?
Was lauern da blo; f;r Gefahren!?...
Mal einen Traumvogel!... Einen feinen!
Heinrich:
Einen Traumvogel? Sag es doch gleich!
(F;ngt energisch an, die Farben auf seiner Palette mit dem Pinsel zu mischen).
Das Ziel ist leicht und schnell erreicht!
Und so befl;gelnd, kein Drama...
Trill:
Na endlich... Amen...
Heinrich:
Es ist ja nichts! Nichts als purer Spa;!
Trill:
Ich wusste, Freund,
Auf dich's Verlass!
Also noch mal: was ich jetzt will...
Heinrich (endlich streng):
Ah, Trill,
Bleib endlich still!...
Sehr leicht ber;hrt Heinrich Trill mit seinem Pinsel und f;ngt an, die Feder vorsichtig zu streichen. Trill bewegt sich nicht.
Trill (mit vertr;umter Stimme) :
Bald, bald bald!
Es ist soweit!
Ich bin der tollste Vogel
Weit und breit!
Musiknummer 04 - Ich wei;, was es hei;t... - beginnt
Trill (singt):
Ich wei;, was es hei;t,
Wann jeder Tag dem n;chsten gleiche,
Als Lebensbeweis
Dienen Dem;tigungen auf jedem Bereiche,
Die Sorgen sind grau,
Die Freuden - noch grauer,
Und rau wie aus Beton,
Ja, genau.
Heinrich (singt):
Ich wei; wie's sich f;hlt
Nur ein niemand zu sein, ist so traurig,
Die Welt scheint abgek;hlt
Dann und an sich kein bisschen farbig.
Die Zeit l;uft nur quer,
Die Stunden so leer,
Man hofft, irgendwann ist das nicht mehr.
Trill und Heinrich (singen zusammen):
Ich wei; was es hei;t
Auf ein Wunder stets zu warten,
Der Wunsch wird so hei;,
Manchmal, kaum auszuhalten.
Damit ist nun vorbei,
Denn ich bist dabei
Ein anderer Vogel zu werden!
Im Laufe der letzten Strophe wird kurz dunkel, die Musik sch;rfer, die B;hne wird mit heftigen, farbigen Lichtstrahlen gestreift. Dann kommt es zum scharfen Blitz. Es wird dunkel.
Trill (energisch, pathetisch schreiend):
Ein andrer werden!
Als anderer leben!
Mit anderen Federn!
Mit bunteren Federn!
Mit besseren Federn
Was f;r ein Segen!
Ein Segen!
Ein Segen!
Ende Szene 3
Zweiter Akt
Szene 1 (4)
Besetzung: Trill, Doktor Schwarz
Ort/B;hne: B;hne wie beim Abschluss der Szene 1, Akt 1. Der Platz mit dem Vogelparadies-Laden. Diesmal ist es aber sp;ter, kurz vor dem Ladenschluss.
Handlung:
Alle Paradiesv;gel sind noch da, am;sieren sich hinter dem Schaufenster, kein einziger von ihnen wurde verkauft, was den Ladenbesitzer, Dr Schwarz anscheinend sehr ;rgert. Sichtbar schlechtgelaunt, fegt er mit einem Riesenbesen den Platz vor seinem Laden.
Dr Schwarz:
Tja...
Der Tag ist nun so gut wie um,
Ich schlie;e bald den Laden.
Schon wieder mit Verlust,
So gehe ich sehr bald baden...
Wie dumm...
Dazu noch dieser Frust...
Und dieser Lust
Auf nix,
Nicht mal auf einen Schicksalsgnaden...
Verflixt...
Trills fr;hliches Pfeifen und Zwitschern erklingt hinter der B;hne. Dr Schwarz h;lt kurz inne, h;rt zu, dann sch;ttelt entt;uscht mit dem Kopf.
Dr Schwarz:
Also… Zwei Tr;nken aus Plaste bin ich heute los,
Dazu noch einen kitzelkleinen Kasten,
Gef;llt mit Deko-Moos,
Und noch ein paar billige Postkarten
Mit Vogelarten
Aus dem Kurf;rstengarten...
Tja...
Nun warte, warte
Ich noch immer auf das St;ckchen Gl;ck,
Das meinen l;ck-
enlosen Misserfolg
Doch auflockern und beleben w;rde...
Darauf warte ich,
Untr;stlich und geduldig,
Wie ein unverw;hntes Kind auf ein Bonbon,
Oder zumindest auf ein St;ck davon,
Auf ein St;ck von St;ck von St;ck davon…
Ah, so ein Unding...
Das Gl;ck kommt nicht
Und wird wohl nimmer kommen…
Und ich, der Dummerling,
Bin schon fast alt – und nie etwas gewonnen!...
Au;er die Jahren und die Schulden,
Die keine Aufschub mehr dulden, -
Nur verloren, verloren,
Immer nur verloren!...
Hinter der B;hne tr;llert Trill wieder, fr;hlich und optimistisch.
Dr Schwarz:
Nun...
Selbst;ndig sein ist hartes Los.
Wie kann man blo;
Zum Rollen bringen, diesen Klotz, (nickt in Richtung Schaufenster)
Wenn man allein ist?…
Mist!
Dazu - nicht wirklich ganz allein,
Sondern - in einem l;stigen Gespann
Mit fremden V;geln, die kein Wort verstehen?
Die k;nnen nichts, aber wirklich gar nichts - nur Qu;len,
Und Schnattern, Quietschen, Kr;hen, Kr;hen, Kr;hen!...
Ah, dieses Kr;hen,
Klingt mir Migr;nen!
Die fressen, was das Zeug noch h;lt…
Ah… Wie das pr;llt…
Trill pfeift hinter der B;hne.
Dr Schwarz:
Ah, w;r ich blo; zum Amt gegangen,
Als Staatsrat f;r Vogelfragen,
Festangestellt und unbefangen!
Oder zum Zoo...
Ah, Zoo...
Dort w;r das Leben sicher so…
So einfach, klar und ;bersichtlich,
Intelligent und zugleich sittlich,
Das Renome - ;berdurschnittlich:
Denn in den dortigen Volieren
Entdeckt man ;fters Charaktere,
Und Spezies, die sind wie geschaffen
F;r Akademien der Wissenschaften,
Wo man abwechselnd immer tr;gt,
Mal schwarzen Frack mit Etikett,
Mal wei;en Kittel,
Geschm;ckt mit Prof- oder Doktortitel...
Hinter der B;hne pfeift und tr;llert Tril gl;cklich weiter.
Dr Schwarz:
Oder, w;r ich blo; auf dem Land geblieben,
Auf einem weiten Sonnenfeld!…
Die St;rche h;tte ich gern gez;hlt,
Wie’s mir gef;llt…
Oder die die Enten,
Die einfachen, die ungez;hmten,
Die immer t;chtig vorbeifliegen…
Da h;tte ich vielleicht auch nicht viel Geld,
Aber zumindest – meinen Frieden…
Trill, bunt und feierlich gekleidet betritt die B;hne. Am;siert und selbstbewusst beobachtet er den gestressten Ladenbesitzer. Dieser ist so tief in sein trauriges Monolog versunken, dass er Trill zuerst gar nicht wahrnimmt.
Dr. Schwarz:
Und was hab ich hier nun stattdessen?
Malochen ohne Interesse!
Das z;he Handeln mit Exoten
Ist vielleicht noch gut f;r Idioten,
Und f;r Romantiker, die tr;umen gern
Von fremden L;ndern, m;glichst fern,
F;r die die Heimat ist zu fad,
Und ihre Luft - zu adaequat...
Trill pfeift in Richtung Dr Schwarz, als ob er ihn necken w;rde, lustig, melodisch. Dr Schwarz h;rt kurz auf zu kehren, bohrt in seinem Ohr.
Dr Schwarz:
Jetzt h;re ich dazu noch seltsame Ger;usche...
Mir bohrt im Ohr
Ein Pfeifenchor
Scharf wie ein Wespenstich...
Oder t;usche
Ich mich?
Das hier gerade glich...
Trill pfeift wieder, schroffer, lauter.
Dr Schwarz:
Egal... Hauptsache
Ich muss was machen!
Denn heute habe ich fast nichts verkauft...
Das haut
Mich unvermeindlich um!
Dagegen
Muss ich etwas tun!
Etwas Seri;ses unternehmen,
Sonst stehe ich bald ganz nackt im Regen...
Prill pfeift wieder. Dr Schwarz sch;ttelt nur mit dem Kopf, fegt weiter.
Dr Schwarz:
Mir fehlt aber daf;r der Mumm...
Und eine Summ...
Nun ja: die finanziellen Mittel auch.
Trill:
Hej! Sie! Der Herr mit der grimmigen Miene!
Was soll die Trauerpantomime?
(macht Dr Schwarz nach, als h;tte er ebenfalls einen Besen in der Hand)
Wie lange soll ich hier noch singen,
Um etwas Achtung zu erringen?
Dr Schwarz (sieht und h;rt Trill immer noch nicht):
Nix da!...
Die Bank ist nicht mehr zu gebrauchen!
Sie kann nur Fauchen, Stauchen, und dann wieder Fauchen!
Mit ihren scharfen Adlerkrallen
Kratzt sie an meinen roten Zahlen
Und sagt nur: (verstellt die Stimme, klingt angeberisch, nasal)
Ah, sehr geehrter Doktor Schwarz
Ihre Lage sehen wir ;u;erst schwarz!
Das ist kein bisschen ;bertrieben.
Ihrem Laden,
Man muss es schon sagen:
In seiner jetzigen Pr;senz
Droht die brutale Insolvenz,
Und Ihnen –
Vielleicht sogar die schwedischen Gardinen!
Ah, sehr geehrter Doktor Schwarz,
Was wir Ihnen raten – klingt zwar etwas krass,
Aber f;r uns – ist es Routine!
Sie sollten Ihr Gesch;ft abwiegen,
Und Ihren Traum gr;ndlich biegen,
Und korrigieren,
Und, um den Finanzen anzupassen,
Die teueren V;gel fallen lassen!
Die Vieher sollen wieder fliegen
Dorthin, wo ihre Heimate liegen,
Zur;ck zu ihrem eigentlichen Platz,
Sonst werden sie Sie ruinieren
Mit ihren tropischen Manieren...
Ihr Hunger ist schier unverw;stlich!...
(seufzt, weiter wieder mit Normalstimme)
Ob ich's inzwischen auch selbst nicht w;sste!...
Ich, armes W;rstchen,
Gegen den Flop war ich nicht ger;stet…
Jetzt fehlt mir auch die Puste...
Aber - einfach so - kapitulieren?...
Was w;re mir dann nur geblieben?...
Trill pfeift, noch lauter, als zuvor. Dr Schwarz bohrt irritiert in seinem Ohr wieder, zuerst in einem, dann in anderem. Sch;ttelt mit den Schultern, schaut auf seine Armbanduhr, schl;gt sich auf die Stirn.
Dr Schwarz:
Oh, je! Es ist so sp;t...
Die Stunde schl;gt...
Er legt den Besen beiseite und geht zur;ck zu seinem Laden. An der T;r h;ngt er das Schild GESCHLOSSEN. Dann will er auch die Markise ;ber das Schaufenster herunterziehen: das f;llt ihm nicht leicht, denn die Markise ist alt, verrostet, und quietscht. Dr Schwarz schafft es mit der Markise nur bis zur H;lfte des Schaufensters.
Dr Schwarz (mit dem R;cken zu Trill und zum Publikum):
Alles weist
Daraufhin, dass ich…
Ach... Ich muss nur beten,
Und hoffen, zittern, und dann wieder beten...
Das hei;t...
Allein ein Wunder k;nnte mich noch retten!
Aber… Aber wo kriegt man sowas, auf dem Planeten?...
Wo?!...
Trill steckt beide Finger in den Mund und: nun wird es wirklich laut. Dr Schwarz schreckt auf, dreht sich um, sieht Trill und erstarrt.
Dr Schwarz (stark blinzelnd):
U-ups… Na sowas…
Was ist denn das?…
Ein leichtes Trugbild? (reibt sich die Augen)
Oder bereits
Doch eine wahre Sinnest;uschung?
Eine echte Halluzination?
Trill:
Halb so wild...
Nur eine gl;ckliche Kombination
Von Federn,
Licht und farbigen Pigmente...
Dr Schwarz:
Entweder...
Ist das eine Ente,
Geschickt von b;sen Konkurrenten,
Oder...
Trill:
Quatsch! Ich bin keine Ente!
Dr Schwarz:
Gewiss… Wenn man dich misst…
F;r eine Ente bist etwas zu klein,
Obwoh…l auf manchen Kontinenten...
Trill (ver;rgert):
Ich Bin Keine Ente!...
Dr Schwarz:
Nicht?
Trill:
Enten sind dumm
Und laufen krumm,
W;hrend ich... Gleich
Heidi Klum
In ihren jungen Jahren
Vor Hundert Jahren
Bewege mich so leicht,
Wie ihre Haare:
In Schwung,
In Sprung!
(zeigt es)
Dr Schwarz (reibt sich heftig die Augen):
Bin ich nun jetzt noch beim
Verstand?
Oder etwa...
Was ist denn dat?!
Trill:
Sich die Augen reiben's nicht gesund...
Dr Schwarz (entz;ckt fl;sternd):
Oh, Gott! Was f;r ein Fund!
Langsam, auf Zehenspitzen, geht Dr Schwarz auf Trill zu. Er ist sehr aufgeregt, er zittert fast, kann seinen Augen immer noch nicht glauben.
Dr Schwarz:
Du? Was bist du denn?…
Ein Vogel?…
Trill (neckisch):
Ne-e-e… Ein Elefant!…
Dr Schwarz (fassungslos):
Ein Ele... Ele...
Mir fehlen...
Nein!
Das kann nicht sein!
Trill (ironisch):
Fein!
Du kluger Mann!
Also, nun sag mir dann:
Wie findest du den alten Reim:
“Wenn auf dem K;figschild steht Elefant,
Und drinnen - sitzt ein Vogel,
So glaube deinen Augen net...
Hier handelt sich um Mogeln...?“
Dr Schwarz:
H;?
Trill:
Der Lieblingsreim meiner geliebten Oma...
Sie war so klug und wortgewandt,
Fast wie der gute alte Homer...
Dr Schwarz:
Deine Oma? Wie interessant!
Woher kommt sie? Wo wurde sie geboren?
Ich meine - in welchem Land?
Ist sie vielleicht verwandt
Mit dem erst neulich in Brabant
Gefangenen ganz wilden Specht
Mit Namen Picinae Deus,
Der Entdeckung Doktor Breus? (seufzt)
Der ihm den Nobelpreis dann brachte
Und damit auch sehr viel Achtung…
Tja...So’n gro;es Gl;ck – f;r diesen kleinen Laborknecht…
Aus wissenschaftlicher Betrachtung…
Echt...
Trill:
Ich bin kein Specht!
Dr Schwarz:
Das sehe ich auch…
Du und deine Oma…
W;rt ja daf;r doch viel zu zierlich,
und viel zu niedlich…
Oder?... Oder? (vorsichtig)
Woher kam sie denn, deine liebe Oma?
Wo wurde sie geboren?
Hier etwa? Oder ist hierhergezogen?
Trill:
Ich kann sie leider nicht mehr fragen:
Sie lebt nicht mehr,
Die Arme...
Irgendein Krummbeiner
Mit ein paar schwerer scharfer Steinen
Hatte sie beworfen,
Und sie getroffen
Auf ihren kleinen klugen Kopf
Passiert uns oft...
Tja...
Meine liebe Oma Lissi,
Wie ich sie blo; vermisse!...
Dr Schwarz (vorsichtig):
Deine Oma... Und was war sie?
Ich meine - was genau?...
Trill:
Sie war – blo; eine Oma halt...
Immer bereit
Den Enkel zu verw;hnen
Wo sie nur kann...
Dr Schwarz:
Ich meinte: welchem Stamm
W;rde sie angeh;ren?
Trill:
Dem Stamm der gr... Sp... (unterbricht sich)
Woher soll ich nun das jetzt wissen?
Dr Schwarz:
Schon gut... Sei nicht gleich so verbissen!
Und was mit dem Opa?
Trill:
Vermissen
Tue ich ihn nat;rlich auch,
Aber bei weitem nicht so -
Fragst du - wieso?
Nun... Seit langem ist er nur ein legend;rer Toter...
Denn unter uns - war er schon ein merkw;rdiger Schote,
Mit eher ulkigen Marotten...
Dr Schwarz (gespannt, neugierig):
Welche? Beschreibe
Die! Blo; ;bertreibe
Bitt‘ sie nie…
Trill:
Von ihm wei; ich nur sehr, sehr wenig.
Dr Schwarz:
War er eher zart, oder eher – sehnig?
Trill:
Das wei; ich nicht – denn leider gib‘s kein Foto
Vom meinem ollen Opa Otto…
Was manche unter uns so schwatzen:
Mit seinen frechen kecken Fratzen...
Soll er die Katzen
Sehr gern ge;rgert haben...
Tja... Nicht ewig
Ging er wohl seinem Hobby nach...
Denn irgendwann...
War... Dann... Amen…
Dr Schwarz (irritiert, ungeduldig):
Schon gut...
Jetzt h;r mal aber bitte auf mit dem Kram!
Nicht eure famili;ren Heldentaten
Interessieren mich, - nur Daten, Daten, Daten,
Und Fakten...
Damit ich wei;, wer du als solcher bist,
Du, Knirps,
Du, komischer und bunter Vogel!
Trill:
Ah ja? Ich soll es wissen?...
Du, Dodel,
Bist echt gerissen…
Und wer ist bitte hier der Ornithologe?
Dazu noch einer mit Diplom?
Du sollst doch Ahnung haben, wer ich bin, -
Oder in deinem so-o-o kundigen Gehirn
Fand sich kein Platz f;r Federg;tze
Von praktischer und zarter Gr;;e,
Sondern nur f;r die da - die gro;en vollberuflichen Schmarotzer?
Die faulen Protzer?...
Dr Schwarz (besch;mt):
Sei bitte doch nicht gleich so streng!
Nicht alles kommt mit einem Peng (schnalzt mit den Fingern).
Selbst Darwin hatte seine Zweifel,
Mit der Bezeichnung seiner Finken.
Ornithologie ’s kein leerer Bafel,
Man schafft sie nie nur mit der Linken…
Trill:
Vielleicht auch - bist gar kein echter Vogelkenner,
Und dein Diplom - nichts als Him;re?
Und deine ganze Or-ni-tho-lo-gie
Ist nichts, als… Astrologie
F;r unausgef;llte Hausfrauen...
Sehr zum Bedauern…
Dr Schwarz:
Ich habe promoviert in Mainz!
Die V;gel kenne ich wie das Einmaleins!...
Trill:
Das wage ich nun zu bezweifeln...
Du zeigst zwar nen gewissen Eifer,
Bist scheinbar auf das Zeug erpicht,
Aber bei weitem
Reicht dir das doch nicht,
Um ordentlich zu prosperieren,
Und kultivieren
Das Wesen, das im Leben fliegt… (betrachtet Dr Schwarz kritisch)
Die Vogelkunde scheint das Element
Zu sein, das dir nicht liegt...
Also… F;r mich bist du un-kom-pe-tent!
Kurze Pause. Schweigen
Dr Schwarz (klopft sich auf die Stirn):
Moment!
(holt seine Brille, schaut sich Trill genauer an).
Gib mir die Chance, mich zu revanchieren!
Ich muss ganz schnell, ganz kurz nach innen!
Bin gleich zur;ck!
Dr Schwarz rennt in seinen Laden und kehrt gleich zur;ck, mit allerlei B;chern, Atlanten, Nachschlagwerken voll beladen. Er stapelt alles vor Trill.
Dr Schwarz:
So!… Gleich wissen wir es,
Wer du nun bist…
Trill:
Was hei;t hier bitte - wer ich bin?
Ich bin der Trill!
Dr Schwarz:
Entz;ckend. Es klingt
Wie f;rs Gedicht,
Aber mir reicht das leider nicht!
Was n;tzt mir nur dein h;bscher Name?
Denn ohne alle deine Ahnen
Es ist ja nichts als Ausnahme.
Das sch;nste Bild, wenn ohne Rahmen,
Ohne Struktur, Geschichte, Signatur
Ist nichts. Verschwendung pur.
Blo; eine irre, komische Kreatur...
Das hei;t,
Wir brauchen den Beweis!
Und bis wir all die Daten zusammengetragen
Und dich einem Stamm zugeordnet haben....
Trill:
Na worauf wartest du denn,
Du, Fachkundiger?
Bist wohl gewohnt, die Kunden wortreich zu entmutigen?
Los! An die Arbeit, sonst sage ich Adieu
Und find' mir andere, die mich viel besser huldigen,
In einem passenderen Milieu...
Dr Schwarz:
Ah, Trill,
Um jemand' richtig zu bezeichnen
Man braucht Fakten, Fakten, Fakten,
Statistiken und Diagrammen, Karten,
Und auch Traktate, Folianten
;ber alle deinen m;glichen Verwandte,
Cousins, Cousinen, Onkel, Tanten.
Das alles werden wir vergleichen,
Gegen;berstellen,
Und erst dann - uns gr;ndlich ;berlegen...
Trill:
Da ben;tigt man daf;r ein langes Leben!
Wenn nicht gleich ein ewiges...
Du, ich gehe lieber jetzt...
Dr Schwarz:
Geduld, mein Freund,
Ich werd‘ es tun,
F;r unser Wohl, f;r unser Ruhm!
Du bist doch kein ordin;res Huhn,
Du bist etwas von hohem Preis.
Und ich durch dich - fast wie
der... Der Grosse Charles
Wie Darwin eben...
Zugegeben,
Es ist zwar fr;h davon zu reden,
Aber... Wenn wir munter...
Trill (unterbricht):
Ganz sch;n hals-
brecherische Pl;ne,
Die du da schmiedest.
Pass auf, dass du darunter Nicht verschwindest...
Dr Schmidt:
Das schaff ich schon,
Blo; keine Bange!
Gemeinsam sind wir ne Siegerbande.
Dr Schwarz verschwindet wieder in seinem Laden und kommt gleich zur;ck, diesmal mit einer gro;en, zusammengerollten ornithologischen Karte der Welt, die er dann umst;ndlich ;ber die B;hne aush;ngt.
Dr Schwarz:
Also...
Jetzt bin ich endlich gut gewappnet
Mit allem,
Womit man sch;n nach Wissen fahndet...
Trill:
Hast du denn hier kein Internet?
Dr Schwarz:
Was? Internet?!
Dass ich nicht lache!
Ornithologie ist ne ernste Sache, -
Kein Nest f;r die, die nur zum Drachen Fassen,
Samt Au;erirdischen mit Untertassen
Stets unterwegs sind,
Auf ihrer Flucht
Von der Vernunft,
Ab in die tiefe Schlucht
Der dunklen Sucht...
Trill:
Naja... Ich finde diesen Netz gem;tlich,
H;lt einen wach und unerm;dlich.
Und lernen kann man sicher viel,
Mal schnappst du da,
mal pickst du hier,
Am Ende landest du am Ziel:
Ganz leichtes Spiel...
Dr Schwarz:
Unsinn... Das steht in jedem ernsten Buche:
F;r seri;se Vogelsuche
Das Netz ist sehr, sehr schlecht,
Und das mit Recht...
Denn das Gefecht
Ist voll mit unausgereiften Spr;chen,
Was man fest wusste - bringt in Br;che,
Bei wahren Kennern weckt es auch nichts, nur Fluche!...
Kurz, diese Infoflut,
Sie ist f;r uns gar nicht so gut!
(Musiknummer05 – Komm, Erfolg, Wir Werden Siegen!, in ihrer Instrumentalfassung, ganz leise als Hintergrund) beginnt.
Dr Schwarz f;ngt an, die dicken B;nde, eins nach dem anderen, durchzubl;ttern. Hin und wieder findet er in den B;chern das eine oder das andere Bild, das er zuerst dem Publikum zeigt, dann vergleicht es mit Trill. Da es sich dabei jedesmal doch um keine eindeutige ;hnlichkeit mit Trill handelt, sch;ttelt er entr;stet den Kopf und bl;ttert weiter. Langsam kommt die Nacht: Trill g;hnt. Dr Schwarz gibt aber die fieberhafte Suche nicht auf.
Dr Schwarz (murmelnd):
Bist du das?…Oder vielleicht das?..
Nein… Das auch… Nicht…
Nein hier ist der Schwanz irgendwie zu sch;big…
Zu nebelig…
Und dieser unter 15 Grad ist
lebensunf;hig...
Ist auch, verglichen mit dir - zu blass…
Dieser? Ah,
was! Nein... Auch dieser nicht… Verdammt!…
Musiknummer 05 (Instrumentalfassung)h;rt langsam auf.
Trill:
Also... Es dauert aber...
Ich schlaf gleich ein,
Bei dem Gelaber...
Du... Hast du vielleicht etwas zum Knabbern?
Dr Schwarz:
Sei jetzt nicht albern!
Ich meine
Nicht jetzt - nur noch eine Sekunde,
Da ham wir's ;berwunden!
Es bleibt nur wenig...
Trill (g;hnt):
Bist aber n;hrig!...
Wie ich es seh: gar nicht gescheit,
Und nicht bereit f;r gro;e Taten...(pfeift gelangweilt)
Wie lang muss ich noch warten?
Dr Schwarz:
Gleich! Gleich haben wir’s!
Das hier’s
Auch nicht! Oh, armer ich!
Trill:
Brauchst ewig...
Viel l;nger, als die Zeit,
Das unser kleinste K;ken
Sich nimmt,
Damit es sich auch aus dem dicksten Vogelei
Befreit!
Und das ganz ohne B;cher, blind,
Und ohne eure Buchstabenkr;cken...
Dr Schwarz:
Leere Prahlerei!
Der Kleine spinnt!
Trill:
Glaub mir, das stimmt...
Oder sind es doch all deine B;cher,
Die nix taugen?...
Dr Schwarz:
Meine Augen!
Jetzt hab ich’s!
Trill:
Na dann... Wer bin ich endlich?
Bin ich ein Vogel...
Dr Schwarz (z;gernd):
Nun..So ;hnlich...
Nur lass mich raten...
Eine ;u;erst Delikate
Mission ist dies...
Trill:
Dann lies
In deinen klugen B;chern
Weiter und sieh...
Dr Schwarz (klappt das letzte Buch entschieden zu):
Ich wei; es endlich auch so...
Trill:
Also?
Dr Schwarz:
Die Sache ist die…
Was ich jetzt ;ber V;gel wei;,
Wird dich vielleicht gar nicht erfreuen...
Trill:
Lass mal h;ren!
Dr Schwarz:
Also... Das hei;t:
Mit diesem Gefieder
Von diesem Kaliber
Ist kein Vogel gelistet.
Nirgendwo nistet
Und nirgendwo fristet
Ein ;hnliches Exemplar
Sein irdisches Dasein…
Trill:
Das hei;t?
Dr Schwarz:
Das hei;t:
Du Bist Auf Der Welt Allein!
Trill (stolz):
Es war auch so klar!
Ich bin halt einzigartig!
Dr Schwarz:
Nein! Abartig!
Trill:
Gro;artig!
Abartig ist doch gut,
Wenn man gezielt nach Wundern sucht!
Dr Schwarz (h;rt Trill nicht):
…Und da ich den B;chern wie ;blich vertraue,
Dabei auf dich, liebes Freundchen, so schaue,
Behaupte ich
Mit Zuversicht:
Dich gibt es nicht!
Kurze Pause
Trill (lacht, geht auf Dr Schwarz zu):
Ah so?
Und wer ist dann bitte der,
Der dich jetzt piekst? (piekst den Ladenbesitzer an der Hand).
Dr Schwarz:
Aua! Was soll nun das jetzt bitte werden!?
Ich habe doch studiert
Und dann auch t;chtig promoviert!
Damit ich wei;,
Dass auf dem Erden
Kann's solchen Vogel niemals geben!...
Trill:
Und wer ist dann bitte der,
Der dich jetzt bei;t? (bei;t den Ladenbesitzer)
Dr Schwarz:
Auwaja! Es tut aber Weh!
Es schmerzt!
Trill:
Mich schmerzt es auch, als freier Naturethiker,
Und zwar nicht weniger -
Die ;berheblichkeit der Akademiker!
Dr Schwarz:
Aber... Aber...
Du bist Absurd!
Dich kann es einfach gar nicht geben!
So wie du es bist - du darfst nicht leben!
Und... Und...
Trill:
Das klingt nicht gut
Und nicht gerade nett...
Mich gibt's aber eben...
Dr Schwarz:
Der Fall w;r nicht so n harter,
Wenn ich nur deine Eltern kannte!
Ich meine - deine Mutter… Und deinen Vater…
Trill:
Mein Vater war der gr… Sp..
Dr Schwarz:
Ja? Wer war er?
Trill:
Ah, ich wei; es nicht…
Ich kenn ihn nicht…
Ich meine - nicht mehr richtig...
Ist das so wichtig?...
Dr Schwarz:
Und ob das wichtig ist!?
Du bist
Doch gewiss
Ein Sohn von jemand, der mindestens zur H;lfte
die gleichen Feder hat wie du!...
Trill:
Hu-hu!
Das ist der Clou!
Ich bin der Einzige auf dem Planeten!
Kein anderer wie ich – nicht mal zur H;lfte!
Dr. Schwarz (endlich begreifend):
Na endlich!
Das ist es, was mir fehlte!
Damit kommt nun endlich die! Ja, die! Die Knete!
Trill:
Was fehlte dir denn?
Etwa meine Bekanntschaft?..
Dr Schwarz (enthusiastisch):
Wohl eher... deine UN-bekanntschaft...
Denn du bist es, mein lieber Trill!
Was ich bereits seit Jahren will!
Das langersehte, gottverdammte Wunder,
Das mich im Flug
In einem Zug
;ber die Runden
Bringt, und nicht nur das:
Du bist dazu noch der Einlass
Zu meiner Chance so zu leben
Wie’s sich geh;rt:
Unerh;rt! Schamlos Bet;rt,
Und ungest;rt,
In einem eigenem Palast!
Ohne R;cksicht auf hohen Spesen!
Das Leben wie im Eden!
Von sch;nen Dingen stets umgeben! ...
Trill:
Die sch;nen Dinge hast du ja bereits,
Dein Laden, der ist voller Reiz,
Ganz ordentlich best;ckt in diesem Sinne,
All die Passanten halten inne
Und sehen entz;ckt.
Ein Paradies wie steht im Buche...
Dr Schwarz:
Ah was! Allein all die Ger;che,
Die diese Sch;nheit mit sich bringt,
Und all der Mist! Igitt! Igitt!
Ich will den Viechern nicht mehr dienen,
Von Fr;h bis Sp;t mich niedrig biegen,
Wie ein Lakai
Damit ist nun vorbei!
Vorbei!
Jetzt kommt Entrinnen!
Ich werd jetzt auch fliegen!
Und endlich ordentlicher speisen,
Ohne auf Preisen
Dabei zu schauen...
Und nicht mehr sp;rlich dahinvegetieren
Wie die Stra;entieren…
... Ach wie herrlich
Wird die Existenz -
Wenn sie geh;rt zur Prominenz!
Trill:
Klingt feierlich und sehr umst;ndlich,
F;r mich nur leider - unverst;ndlich...
Dr Schwarz (hebt die Faust hoch und richtet sie nach oben):
So werd ich endlich toll ger;cht,
Mit Recht!
(lacht schadenfroh):
Kommt Schande auf euch, Bankier!
Ich werde bald reich sein, ja, mehr als je
Jeder von euch es sich nur tr;umen w;rde!
Ha-ha-ha-ha!...
Trill:
Ha-ha-ha-ha!
Dr Schwarz:
Da sagt ihr morgen schon Aha!
Und weint, verlierend Geld und W;rde,
So wie ich es tat,
Bevor ich trat,
Auf Trill, mein Gl;ck, meine Gel;bde!
Ah, endlich runter mit der B;rde
Der Armut und der daurnden Misere!
Meine Herren!
Nun habe ich die Ehre
Euch mitzuteilen:
Ich fliege morgen, zu h;heren Sph;ren,
Und dort verweilen
Werde ich... Jawohl!
Lebt wohl!
Vorbei sind eure Zahlungsfristen!
Bald kr;ne ich die Forbes Listen!
Trill:
Spinnst’de?
Was ist denn jetzt in dich gefahren?
Was ist mit deinen alten Idealen?
Mit deinem Laden?
Dr Schwarz:
Ha! Beim Leben eines Zaren
Die Ideale kann man sparen!
Sie bringen sowieso nur Qualen,
F;r uns normale Leute, -
Nur viel mehr Lohn f;r Therapeute,
Und Seelenklempner jeder Art...
Genug davon! Ich hab es satt!
Ich hab die Rettung auf der Hand!
Ich habe endlich das gelobte Wunder,
Ja! Ja! Ich habe es! Ich habe dich!
Die Welt wird runder
Die Welt wird bunter!
Trill:
Ein Wunder?
Du meinst etwa... mich?
Na endlich!...
Dr Schwarz:
Dich! Ja!... Tja...
Und ja - ein bisschen auch mich!
Trill:
Dich? Wieso denn dich? Verstehe ich nicht…
Dr Schwarz:
Ein kleines Wunder - gro;e Sensation,
Der stolze Ruhm unsrer Nation!
Unsrer Generation!
Unsrer Zivilisation!
Unsrer...
Trill (hochn;sig):
Ich! Ich werde reich!
Nicht du!
Ich werd' ber;hmt!
Nicht du!
Ich bin der Star!
Und du?
Wer bist du, sag mal! Meine G;te!
Ein diplomierter Narr!
Ladenbesitzer
Mit einem Dauerglitzer
Aus Ladenh;ter!
Dr Schwarz:
H;r auf zu w;ten!
Ich bin der Mann, mein lieber Trill,
Der dich sehr mag und der auch will
Dein Manager sein, und dein Entdecker,
Und auch deine kluge Deckung
Vor Schwierigkeiten jeder Art,
Die dir Weg versperren, wie mit Stacheldraht!
Denn du, als unerfahrener Bestreiter,
Der keine Ahnung hat vom Markt,
Der will nur weiter,
Und treten breiter,
Ohne die Gefahren
Sogar zu ahnen...
Du brauchst mich, Trill...
Trill:
Ich wei; nicht, ob ich es wirklich will,
Mit jemandem gemeinsam k;mpfen,
Obwohl… Verwerfen
Muss ich den Gedanken jetzt noch nicht:
Er ist gescheit, und sicher bringt
Ganz gute Dividende
Bei einem Siegesende…
Dr Schwarz:
Ich bin derjenige, der wird dich leicht bef;rdern
Zum hohen Himmel der Beh;rden,
Und sonstigem Freigeber- Haufen.
Alleine kannst dich schlecht verkaufen.
Ganz ohne Profi-H;ndler
Wie mich an deiner Seite
Bleibst du ein Pendler
Zwischen den Tr;umen,
Und wirst dich niemals aufb;umen!
Verweigerst du, dass ich dich leite:
Dann... lauert sie bereits – die gro;e Pleite…
Trill:
Du… Der gro;e Gl;cksgeweihte!
Sage mal:
Was ist denn schlecht an Tr;umen?
Dankt Tr;umen bin ich ;berhaupt da
Und sprech mit dir…
Dr Schwarz (seufzt):
Ja, ja..
“Unsre Tr;ume - st;rker als B;ume“...
Ich kenn dieses Lied
Hat mir lange gedient,
Und mich fast ruiniert!
Also… Trill… Beim Tr;umen
Kommt man ja niemals zum Abr;umen
Der tollen Preise!
Mit dem weisen
Beistand eines erfahrenen Partners
Sieht alles gleich anders!
Eines, der segelt,
Der alles regelt
Mit der Vermarktung,
Der Begutachtung,
Der ganzen Koordination,
Mit Re- und Um-Organisation,
Wenn n;tig – selbst mit der Kaution.
Denn Erfolg, mein Freund - ist immer lediglich eine Option...
Trill (gelangweilt):
So viele lange, kluge Worte!
Wenn ich nur w;sste: was sie all bedeuten…
Dr Schwarz:
Um die W;rtermasse
Kurz zu fassen:
Ich finde: fifty-fifty w;re gerecht,
Erst dann ist eine Freundschaft echt,
Und unsre siegesbringende Kooperation...
Trill:
Fifty-fifty?!
H;r ich richtig?
Hast du nen Vogel?!
Und das nennst du Ko… Ko… Ko… Ko… (klingt wie ein aufgew;hlter Hahn)
Dr Schwarz:
Ganz recht...
Wir k;nnen's ihn gleich unterzeichnen,
Den Kooperationsvertrag,
Mit Wirkung ab dem heutigen Tag...
Von mir - auch ab gestern...
Trill:
Ab gestern… Gestern?
Aber gestern war ich ja doch nur noch einer…
Kleiner... Ups... (unterbricht sich selbst)
Du, Halsabschneider!
Und mieser Neider!
Du willst die H;lfte haben?
Von mir, dem armen kleinen Knaben,
Der auf der Stra;e lebt
Und hungert? Tja... Dass nennt...
Dr Schwarz:
Ah, Trill, sei still!
Oder wenn du schreien willst, - dann bitt nicht gleich so schrill!
Also… Die Frage mit der Unterkunft,
Die werden wir gleich kl;ren!
Nur Vernunft!
F;r die Verpflegung wird dann ebenfalls gesorgt,
Und zwar sofort!
Und ohne Aufregung.
In diesem kleinen F;nf-Sternen Hort! (zeigt mit einer breiten,
einladenden Geste auf seinen Laden)
Bei fifty-fifty bist mein Gast,
Ich frag mich nur, was dir nicht passt?
Trill:
Du! Willst du mich etwa ruinieren!
Aber ich warne dich:
Verkaufe mich gar nicht f;r dumm!
Sonst flieg ich weg,
Zu andrem Fleck,
Und deine Pl;ne sind gleich um...
Verstanden?
Und bitte kein Verhandeln!
Dr.Schwarz:
Ah, Trill! Wer spricht denn hier vom Ruinieren?
Wir werden beide reussieren!
Um reich zu sein und reich zu bleiben
Muss man sein Reichtum t;chtig teilen!
Ich teile ordentlich mit dir, und du - mit mir,
Das Konzept ist leicht - wie n Korkenzieher...
Dadurch sind wir ne Kreation
Mit unerh;rter Projektion
Auf die Zukunft!
Nicht nur die Zunft
Der V;gel und ihren blassen Kenner
Wird uns f;r Helden halten, uns bescheren,
Die Jungen, Alten,
Die Profis wie die Dilettanten,
Die ganze Welt steht hier Spalier!
Sehr bald! Das versprech ich dir!
Trill:
Nun... Nicht ;bel, diese Aussicht...
Na gut...
Dr Schwarz:
...Ganz schlicht
Und doch sehr elegant
Wird der goldene K;fig,
Zwanzig geschlagene Karat,
Den du gleich Morgen fr;h beziehst,
Wie ein sorgloser M;rchenprinz!
Alles drin wird eingerichtet,
Wie in nem Poem gedichtet,
Die St;be ordentlich abgedichtet!
Mit teurem Spiegel aus Kristall,
In dem die Welt dich sehen kann,
So klar,
So bar...
Die nie gesehene Farbenpracht,
Das einzigartige Unikat
Und ich davor:
Dein so bescheidener Entdecker...
Ja… Und die B;nker...
Die alle k;nnen mich dann am A...e lecken...
Alle zusammen!
Trill:
Schon gut… Schon gut… Du, Alter Gamin…
Jetzt aber… Mein armer Gaumen…
Dr Schwarz umarmt Trill, klopft ihn auf dem R;cken. Dann rennt er zu seinem Landen, rei;t die T;r auf, beugt sich und bittet Trill hereinzukommen.
Trill (An der T;r dreht er sich um, schenkt dem Ladenbesitzer und auch dem
Publikum sein triumphierendes L;cheln):
So werden die Tr;ume wahr!…
Gute Nacht!
Dr Schwarz (schickt Trill einen Luftku;):
Gute Nacht, mein Schatz!
Mein lang ersehntes buntes Wunder!
Schlaf sch;n! Und tr;ume
Von deinem neuen Ehrenplatz,
Und auch davon,
Wie wir die Welt anz;nden!
Dr Schwarz schlie;t die T;r hinter Trill zu, zieht mit einem Schwung die Markise ;ber das Schaufenster, dreht sich zum Publikum.
Instrumentaler Auszug aus Musiknummer05 folgt.
Dr Schwarz (spricht):
Komm, Erfolg, ich werde siegen!...
Und keiner wird mich jemals kriegen!..
Ja! Ich werde siegen, siegen, siegen!...
Doktor Schwarz schaltet das leuchtende Schild "Vogelparadies" aus und verl;sst die B;hne. Es wird dunkel.
Ende Szene 4 (1, Akt 2)
Szene 2 (5)
Besetzung: Trill, Chor der Paradiesv;gel (alle hinter der B;hne)
Ort/B;hne: Reine “Hinter-der-B;hne-Szene“. Spielt hinter der zugezogenen Markise des Vogelparadies-Ladens, am besten - in einer Dunkelheit, die durch sp;rliches, ;ber die N;hte und L;cher in der Markise hindurchgesickertes Licht etwas verd;nnt ist.
Handlung:
Trill (fr;hlich, draufg;ngerisch, fast euphorisch):
Hallo, hallo, ihr werten Artgenossen!
Begr;;t mich sch;n, den neuen edlen Sprossen...
Schweigen. Leises Geschnatter.
Trill (fr;hlich)
Nun bin ich, wie ihr seht, zu euch gesto;en,
Weil ich wie ihr -
Ein feines Tier
Bin, f;r die Gossen
Gar nicht bestimmt,
Daf;r aber gezielt -
F;r s;;es Leben im Wohlstand,
Ja, ja... im Wohlstand pur...
In klarem, tollem, gutem C-Dur!
Na? Was nun? Was denkt ihr?...
Schweigen. Geschnatter, das zuerst ganz ruhig und leise, fast unbemerkbar klingt, das aber bei jeder weiteren Sprechpause etwas lauter und aggressiver wirken wird.
Trill (eine Spur ruhiger):
Ja, ja… Zu fein, zu zart, und delikat sind wir
F;r die gro;e grobe Welt da drau;en.
Wo, wie ihr
Es vielleicht wi;t,
Nur Mist ist,
Und nichts als Stress herrscht ohne Pausen.
Schweigen. Geschnatter.
Trill:
Also bin endlich hier bei euch gelandet,
Zum Ufer der Frohmut gestrandet,
Sozusagen...
Eure Gnaden,
Freut euch denn nicht
;ber mich,
Dem allerneuesten Mitglied
Eurer edlen, holden Gilde?...
Wie man mich sieht:
Ich bin… ich bin kein B;sewicht,
Und f;hre nichts im Schilde…
Nein, ehrlich nicht…
Pause. Geschnatter.
Trill:
Also… Selbst wenn ihr alle nur dagegen
Seid,
Ich muss und wird hier leben,
Halt,
Mit euch, meine blasierten Herren,
Wie ihr und ihresgleichen.
Und Ihr, Ihr m;sst mir weichen...
Schweigen. Geschnatter.
Trill:
Und es ergibt hier keinen Sinn,
Mich so angeberisch zu ignorieren,
Tun so hochn;sig,
Als w;re ich aus purem Essig!...
M;;igt
Euch, seid nicht so stressig.
Denn, im klaren Unterschied zu euch,
Dem ;berteuerten Import-Gescheuch,
Ich stelle etwas her von Klasse: n;mlich Gewinn,
Geld f;r die arme Ladenkasse,
So, wie ich es bin!...
Schweigen. Geschnatter.
Trill:
Also,
Herrschaften soundso,
Mich so zu mobben - ist nicht klug,
Ein l;cherlicher Selbstbetrug,
Ist es, bedeutungslos und ziemlich nichtig.
Denn eins ist hier jetzt wirklich wichtig:
Ich werde hier ans;ssig!
Da k;nnt ihr sonst so ekelig und geh;ssig
Zu mir sein… Ich begegne alledem – nur l;ssig!...
L;ngeres Schweigen. Geschnatter.
Trill (etwas verunsichert):
In einem Paradies wie dieses
Findet sich doch sicher Platz f;r vieles...
Ich meine - f;r viele andre gute V;gel,
Samt Schnabel, Schwanz, und Schopf und Schl;gel,
Und in Besondrem:
F;r einen einheimischen,
Durchaus sympathischen
Stra;encondor
Von handlichen Taschenwuchs,
Wie mich,
Nicht?
Nicht wahr, Jungs?...
Wozu dann bitte das Gegrunz?
Geschnatter.
Trill:
Es gibt doch hier noch gen;gend Stiele,
Zum Draufsitzen,
Gen;gend Luft, gen;gend Stille,
Zum Hindurchflitzen,
Gen;gend N;pfe ;berall
In diesem feinen Areal…
Ich mein… Nicht nur f;r Schnepfen
Vom ;bersee,
Wie ich es seh,
Es reicht f;r mehrere und f;r mehr,
Viel, viel mehr...
Schweigen. Geschnatter.
Trill (immer vorsichtiger):
Zugegeben…
Am Anfang bin ich meist
Etwas zu laut, etwas zu dreist...
Ich wei;...
Das liegt nicht nur an meinen Genen,
In der Hinsicht sind sie ganz fein.
Das kommt eher aus Mangel
An Mut und Selbstbewusstsein,
So bitt nicht gleich krangeln...
Schweigen.
Trill:
...So bitte nicht gleich schimpfen...
Mit mir, dem armen Pimpfen…
Hier habt ihr mein Versprechen,
Ich werde meinen Willen brechen
F;r euch: Ich werde mich noch bessern.
Das liegt auch in meinem Interesse...
Schweigen.
Trill (wieder etwas frecher, obwohl mit zitternder Stimme):
Was schaut ihr?
Als w;r ich hier
Ganz sicher fehl am Platze!
Was macht ihr da f;r Fratzen?
Schweigen. Geschnatter.
Trill:
Ich bin kein Dieb!
Und bin ganz lieb
Mit euch... Obwohl es mich viel kostet...
Und ihr dagegen - wie eingefrostet...
Na kommt schon!
Taut doch endlich auf!...
Und runter von dem Thron!
Schweigen. Geschnatter.
Trill (immer unruhiger, ungeduldiger):
Ich bin der Trill,
Der mit euch friedlich leben will!
Der schon ab heut die feine Bleibe
Mit euch wird teilen...
Schweigen. Geschnatter.
Trill:
Misstrauisch seid ihr, aber wie!
Als w;re ich ein wildes Vieh:
Ich sage euch ganz ehrlich:
Bin v;llig ungef;hrlich!
Schweigen. Geschnatter.
Trill:
Und au;erdem bin kein Schmarotzer!
Ich k;mpfe gern, ich mag das Trotzen,
Aber das stumme Streiten liegt mir fern.
Da werd‘ ich traurig, oh, ja, und… scheitern...
Schweigen, Geschnatter.
Trill:
Dazu noch mag ich es, zu Singen!
(versucht die zweite Fassung der Musiknummer 00 zu singen)
“So grau, so grau, ah Quatsch! (unterbricht sich) -
So bunt, so bunt zu euch gekommen,
Ich hoffte, wir w;ren gleich Freunde geworden,
Gute Freunde geworden...“
Das schroffe Geschnatter und lautes, grobes, vielstimmiges Pfeifen unterbricht ihn.
Trill:
Passt nicht? Na dann noch etwas
Zu eurem Spa;:
Also… Bin au;erdem au;ergew;hnlich
Erfolgs- und Aufschwungsorientiert!
Wenn n;tig – sogar super freundlich,
Ausgesprochen ex… extr… extravertiert...
In der darauffolgenden Verschnaufpause – wieder gleichm;;iges Geschnatter.
Trill (sich fast entschuldigend):
Dass ich jetzt hier bei euch erscheine –
War keine Caprice von mir,
Und keine launische Eingreifung,
Sondern eine gewichtige Entscheidung
Von eurem Chef, dem hochgeehrten Doktor Schwarz:
Er h;lt mich n;mlich f;r nen Schatz,
Und hat mich fast auf Knien darum gebeten,
Dass ich hier eintrete...
Lauteres Geschnatter.
Trill:
Blo; der Einladung des Besitzers
Bin ich gefolgt,
Und er ist,
Ihr wisst, –
Wenn in schwerer Not,
Kein Freund des dummen Witzes…
Noch lauteres Geschnatter.
Trill:
Er meint es n;mlich bitterernst,
Mit mir… Und ihr…
...Und wenn ihr bremst
Seine Entscheidung – gibt es Groll.
Ihr kennt den Herrn –
Es gibt bei ihm dann nicht nur L;rm:
Da fliegen auch sicher Schl;ge
Durch das gem;tliche Gehege.
Kurz: ihn so zu ;rgern ist nicht toll,
Ist auch ;u;erst unvern;nftig...
Pause. Geschnatter, dazu einzelnes Quietschen und Zwitschern.
Trill (beschwichtigend):
Ich komm also in euer Kollektiv,
Um es aktiv und effektiv
Nach vorn zu bringen...
Wie es sich geh;rt...
Wa... warum schaut ihr denn so... so verst;rt?
Und so emp;rt?...
Als w;re ich – ein Idiot?
Schier unerh;rt?..
Schweigepause. Geschnatter.
Trill:
Was ist es denn? Was habe ich verbrochen?
Sollte ich etwa angekrochen
Zu euch hier kommen,
Und hier den zahmen Frommen,
Zutiefst Benommenen vorbildlich spielen?
Dabei nur bieder schielen?
Ganz ohne Willen?
Pause. Geschnatter
Trill:
Hmmm...
Ihr tut,
Als w;rden meine Feder stinken,
Nicht gut,
Wie Kot, Wie Schimmelbrot,
Wie Gammelschinken,
Etwas von euch noch nie Gerochenes:
Etwas Erbrochenes...
Schweigen. Geschnatter
Trill (auf einmal wieder selbstbewusst und frech):
Bl;de Bande!...
Ich k;nnt mich!..
Ich brauche diese Schande
Und euren seelischen Drill
Ganz sicher nicht!...
Ich bin der Trill!...
Pause. Geschnatter.
Trill (wieder etwas ruhiger, beschwichtigender):
Ich bitte euch! Habt bitte keine Angst:
Ich bin ja ganz, ganz, ganz, aber wirklich ganz
Brav und recht bescheiden,
Gew;hnt auch zu vermeiden
Konflikte, Streitigkeiten jeder Art.
Mein Leben war ja richtig hart:
Da drau;en
Habe ich gelernt,
Wie man entfernt
Die Feuerquelle
Auf der Stelle,
Und alles rennt
Nur um sein Leben…
Ja, ja! Ich hab Talent!
Bevor die Welt
Zu einem Aschenhaufen
Mit Qualm und Rauchen
Niederbrennt,
Sie noch zu retten…
Wetten?...
Schweigen. Geschnatter.
Trill:
Und au;erdem… Um euch jetzt zu beruhigen:
Hier noch eine recht z;gige
Garantie, n;mlich die: (mit gewichtiger, offizieller Stimme)
Ich werde ehrlich nicht viel fressen
Von euren teuren Delikatessen...
Ja! Ich verspreche es!
Ich bin ja, wie ihr sieht - recht klein,
Mein Magen – winzig wie ein Keim,
Den ich gelegentlich zu mir mal nehme,
Bin ja nur ein Winzling, eben...
Schweigen. Geschnatter.
Trill (in gequ;lt scherzhaftem Ton):
Haaalo! Schl;ft ihr? Na dann wacht auf!
Ich verkauf
Euch nichts...
Schweigen.Geschnatter.
Trill:
Liegt es
Vielleicht dann an der Sprache,
Die ich benutze,
Dass ihr mich keiner Antwort w;rdigt?
Vielleicht…
Dennoch wenn es so weiter geht – dann bleibt
F;r die Verst;ndigung nichts ;brig!
Denn Sprachbarrieren sind echt ;tzend:
Man darf sie niemals untersch;tzen...
Das Geschnatter wird noch lauter. Dann kommt Klaps. Federflattern. Immer
lauter werdendes Quietschen.
Trill:
Auwaja! Das tat jetzt aber richtig Weheee!..
Muss es denn gleich so krachen und so schmerzen?
Neeee!
Passt auf!
Meine Geduld mit euch
Kommt bald an ihre Grenzen!
Aufgeregtes Geschnatter. Vogelgeschrei. Wieder Schweigen und Geschnatter.
Trill:
Tja... An der Sprache hat's wohl nicht gelegen...
Ihr Zorn ist scheinbar nur meinetwegen.
…Etwas dagegen
Muss ich schon unternehmen...
Geschnatter.
Trill:
Am liebsten soll ich gleich von vorn anfangen...
(Mit diesen launischen Migranten...)
Etwas eleganter, feiner, zarter,
Mit mehr Gesicht entgegentreten
Und mehr Gewicht, und mehr Bewegung,
Vielleicht sogar mit nem Gedicht?
Oder gar mit nem sch;nen Lied?
In einer Sprache, die sie kennen?
Dann bricht
Vielleicht
Die Feindseligkeit,
Und kommt es endlich, das Verstehen?...
Schweigen. Geschnatter.
Trill:
Hej, Leute!
Ein toller Tag ist heute!
Nicht?
Hier habe ich was vorbereitet
Ich werde jetzt f;r euch was singen,
Bin zwar ganz sicher kein Domingo,
Aber f;r das erhoffte Bingo…
Mit unsicherer, zitternder Stimme f;ngt Trill an, Priis Lied (Musiknummer01-Let us think, the sun is shining for us) zu singen. Ohne Instrumentalbegleitung klingt das Lied unsicher, eingesch;chtert und schwach. W;hrend Trill singt wird das Geschnatter und das Pfeifen der Paradiesv;gel immer lauter, kriegerischer.
Trill (singt):
Let us think the sun is shining for us,
Let us think this day is starting for us,
We will spread our wings as wide as we can,
Shaking wings like shaking hands!.
Let us believe,
We'll never leave,
As long we live,
This wish to give.
Let us forget,
Or not regret,
That life is great,
But quick to end.
Geschnatter
Trill (singt):
Let us think the sky is that blue for us.
Let us think the flowers smell just for us,
We'll forget all daily duties and jobs,
And walk barefeet in the grass.
Let us believe,
We'll never leave,
As long we live,
This wish to give.
Let us forget,
Or not regret,
That life is great,
But quick to end.
Das Geschnatter wird lauter. Scharfes Pfeifen kommt hinzu.
Trill (singt):
Let me think the pigeons turtling for us,
Showing us that we are in the paradise,
Our breath is full of freshness and spices,
If we are by each other’s sides.
Let us believe,
We'll never leave,
As long we live,
This wish to give.
Let us forget,
Or not regret,
That life is great,
But quick to end.
Gekreische und heftiges Fl;gelschlagen hinzu.
Trill (h;rt auf zu singen, schreit):
Aaaa! Auwaja! Nein!
Krallen weg und aller Achtung!
Bin nur der Einzige aus dieser Gattung!
Ich bin das absolute
Einzelexemplar!
Es gibt f;r mich nicht mal ein Paar..
Auaa! Auaa!
Habt ihr's etwa noch nicht gewusst?!
Ihr musst! Ihr musst!...
Ah! Auwaja!
Bitte, - blo; keine harten
Schl;ge!
Und kein Aufregen!
Und auch kein Zupfen!
Und Kein Rupfen!...
Bitte! Bitte! Bitte nicht!...
Ohrenbet;ubendes Vogelgeschrei.
Trill (schreit verzweifelt):
Hej... Wollen wir nicht erst beraten
Bevor ihr jetzt den Vogelbraten
Aus mir hier macht?
Ah, Ach! Acht... Acht...
Es wird klar, dass es drinnen im Laden zu einer richtigen Schlacht gekommen ist. Die Markise wackelt, die Schaufensterscheibe darunter zittert m;chtig. Der Krach, das Gekreische und die schrillen Schreie erreichen irgendwann ihren lautesten H;hepunkt und brechen dann schlagartig ab. Ganz pl;tzlich wird es dann ganz dunkel und still.
Musiknummer 07 beginnt (sehr leise)
Chor der Paradiesv;gel (gruselig):
Nieder mit dir,
Du dreckiges Tier
Du schmutziges Tier
Du Unter-Tier
Aus fremdem Revier!
Nieder und nieder
Mit Dir!
Du kommst hier nie wieder,
Du kleiner Atilla,
Mit deinem gef;rbten, geklauten Gefieder!
Mit deinen so fremden unm;glichen Liedern,
Mit deinen Tr;umen von hohem Kaliber...
Kapiere, kapiere:
Hier wirst du nie Sieger!
St;rst nie unsren Frieden!
Nie wieder! Nie wieder! Nie wieder! Nie wieder!...
Ende Szene 5 (2, Akt 2)
Szene 3 (6)
Besetzung: Dr Schwarz, Trill, Paradiesv;gel
Ort/B;hne: zuerst - der Platz vor dem geschlossenen Vogelparadies-Laden,
sp;ter - hinter dem Schaufenster, im Laden.
Handlung:
Dr Schwarz, mit frisch geb;geltem wei;em Hemd, einer Krawatte und in neuem Anzug erscheint auf der B;hne. Er tr;gt einen gro;en goldenen Vogelk;fig mit, wirkt dabei vollkommen gl;cklich, energisch, optimistisch.
Musiknummer05 - Komm, Erfolg, Wir Werden Siegen, - beginnt.
Dr Schwarz (singt):
Komm, Erfolg, wir werden siegen,
;ber Armut, Pech und Frust,
Tr;ume lehren uns hoch fliegen,
So sind sie f;r uns ein Muss!
Sie sind ein Muss!
F;r uns ein Muss!
Oja! Ein Muss!
Der Erfolg l;sst sich gut messen
Tief im Nebel und im Dunst:
Menschen werden infolgedessen
Besser sch;tzen unsre Kunst!
Unsre Kunst!
Zu unsrem Gunst!
Leichter wird man uns das geben,
Wonach unser Herz begehrt,
Nur so werden wir erleben:
Was ist Eden auf dem Erden!
Er ist n;mlich wie ein Beben:
Gar nicht so, wie Gott uns lehrt!
Eher richtig umgekehrt.
Ja! Umgekehrt!
Lieber Trill, du, kleiner Vogel,
Lebensrettendes Geschenk!
Dieser K;fig, schwer und golden,
Hat ein Schloss – so fliegst nicht weg!
Unterm Schloss
Fliegst niemals weg!
Fliegst niemals weg!
Fliegst niemals weg!...
Dr Schwarz zieht die Markise hoch. Das Schaufenster und der Laden dahinter sehen genau so aus, wie am Tage davor: alle Paradiesv;gel sind da, bewegen sich friedlich, zwitschern, singen, kommunizieren miteinander.
Doktor Schwarz ;ffnet ungeduldig die T;r und betritt den Laden.
Dr Schwarz:
Hej, Trill! Hall;chen!
Genau wie versprochen
Bin in der Fr;h f;r dich schon da!
Geschnatter.
Dr Schwarz:
Na?
Wie war die Nacht?
Ich hoff'- du hast es hier
Nicht allzu schw;l gehabt…
Trill?
Geschnatter. Ruhiges Vogelgezwitscher.
Dr Schwarz:
Nun... Es ist zwar viel, viel luftiger
Da draus, aber auch viel, viel schmutziger...
Schweigen. Geschnatter. Leises, ruhiges Vogelgezwitscher.
Dr Schwarz (leicht ungeduldig):
Hej, Trill, mein lieber Kamerad,
Sieh mal, was habe ich dir mitgebracht!
Aus purem Gold der K;fig,
Was w;r' da sonst gef;llig?
So lebst du hier wie ein Sultan,
Mit mir, deinem treuesten Untertan!...
Schweigen. Geschnatter. Man sieht Dr Schwarz, wie er hinter dem Schaufenster durch den Laden l;uft und nach Trill sucht.
Dr Schwarz:
Jetzt raus aus den Federn, Junge,
Genug Gezerre: da schl;gt die Stunde
F;r uns, f;r unsre Siegerrunde!
Die gro;e Not wird ;berwunden,
Der gro;e Ruhm wird gleich bezwungen,
Und wie bezwungen:
Mit L;wensprung,
Mit breitem Schwung!
Geschnatter. Ruhiges Vogelgezwitscher.
Dr Schwarz (irritiert):
Ah, Trill! H;rst du denn nicht,
Wie unser Tag mit Sturm einbricht?
Sp;rst du noch nicht
Wie s;; der Lorbeerkranz riecht?
Geschnatter. Ruhiger, friedlicher Vogelgesang.
Dr Schwarz (ungeduldiger):
Wach auf, Trill, und komm heraus!
Ich zeige dir dein neues Haus! (sch;ttelt mit dem K;fig)
Meine allerletzte Knete
Habe ich daf;r gegeben,
Wenn wir verlieren, dann bleibt mir nur... das Ableben...
Jawohl...Das wohl endg;ltige Abtreten...
Aber das wollen wir doch beide nicht?
Wir wollen den totalen Sieg!
Nicht?
Geschnatter. Leises, fr;hliches Pfeifen, Gezwitscher.
Dr Schwarz:
Die Welt in seiner unvollendeten Vielfalt
Erwartet dich,
Ja, dich allein!
Damit sie strahlt
In vollem Licht!
Du, Trill! Sei bitte nun nicht so gemein!
Schweigen. Geschnatter. Leises, ruhiges Vogelgezwitscher.
Dr Schwarz:
Trii! Wo bist du denn?
Verschwunden!?
Hej, Sp;tzchen, lieber Kamerad!
Ist das etwa deine neue Art
Den treuen Partner so zu ignorieren,
Als w;rde er nur nerven, schwirren
Wie n Ventilator?...
So l;sst du mich herumirren?
Du, Trill!.. In welchem Loch
Hockst du? Komm! Ich bin es doch,
Dein Freund und Helfer, dein Berater!
Geschnatter. Leises, ruhiges Vogelgezwitscher.
Dr Schwarz:
Trill! Wo hast du dich versteckt?
Komm, komm doch endlich raus!
Es war ein toller Geck,
Jetzt aber Schluss
Damit. Das Katz-und-Maus-
Spiel ist zwar sehr lustig,
Aber der Augenblick daf;r - nicht wirklich g;nstig.
Ich muss...
Geschnatter.
Dr Schwarz:
Komm schon, wir wollen endlich ernster werden:
Den Start ins neue Leben,
Den glorreichen Anfang gar nicht verderben!
Schweigen. Geschnatter.
Dr Schwarz (auf einmal w;tend - zu den Paradiesv;gel):
Was soll jetzt bitte das Geschnatter?
Ihr, olle fremde Himmelratten
Aus Bali, Panama, Benin, und… all den sonstigen Emiraten!
Habt ihr ihm etwa etwas angetan?
Ich werde wahn…
Ihr... Ihr... Wenn das nur so ist,
Ich... ich... Ich wird‘ euch alle braten!...
Ja! Ja!...
Pause. Geschnatter. Fr;hliches und friedliches Vogelgezwitscher.
Dr Schwarz:
H;rt ihr?! So b;;t man hier f;r b;se Taten!
Ihr Flugpiraten!
Auf hei;em Rost werdet ihr mir tanzen!
Und schwitzen, kreischend, p;kelnd am ganzen
K;rper, ja, vom Kopf bis Fu;,
Bis ihr vergl;ht, und nichts mehr f;hlt!
Bis nichts von euch mehr ;brig bleibt, ja, nicht mal Ru;t!
Ja, ja! Nicht mal Ru;t!
Friedliches Vogelzwitschern
Dr Schwarz:
Und alle euren bunten Feder
Verstreue ich dann ;ber die T;ler!
So! Da braucht ihr nicht so zu tr;llern!
Denn die Sache hier ist ziemlich ernst!
Im Ernst…
Friedliches Vogelgezwitscher, sanfter Vogelgesang, melodisches Pfeifen.
Dr Schwarz:
Jawohl! Eure ganze laute Bande,
Die bringt mir sowieso nur Schande!
Tagt;glich,
Kl;glich,
Unertr;glich!
Zerrei;t mein gutes altes Herz!
Sie treibt mich hurtig an den Rande
Meiner gesamten Existenz!...
Sorgloses Vogelgezwitscher.
Dr Schwarz:
Aber bevor ich tot umfalle,
Platzt mir die Galle!
Da werdet ihr erleben,
Dass ich euch gleich umlege!
Ihr werdet alle schmoren!
Aber vorher - werdet ihr geschoren,
Und ordentlich gerupft, gezupft,
Denn was ihr tut - ist gar nicht gut!
Fr;hlicher Vogelgesang. Dr Schwarz beruhigt sich zwar etwas, atmet aber immer noch schwer.
Dr Schwarz:
Jetzt aber raus mit der Sprache!
War das etwa eine miese Rache
Von euch? Weil Trill so ungew;hnlich ist, so sch;n, so knallig,
So unwiderstehlich einmalig?
Oder...
Gezwitscher.
Dr Schwarz:
Oder... Oder habt ihr ihn etwa rausfliegen lassen?
Wie kann man nur so h;sslich hassen?
Ja? Einfach so!?
Ihr Idioten!
H;rt doch endlich auf mit dem Herumfl;ten!
Fr;hlicher Vogelgesang.
Dr Schwarz (entgeistert):
Versteh ich nicht, diesen Komplott!
Ich hab doch immer gut f;r euch gesorgt,
Wie n guter Vater,
Rabiater
Herr war ich f;r euch noch nie!...
All das Komfort
Wie auf einem Ressort
Habt ihr es hier!
Ihr braucht euch um nichts zu k;mmern,
W;hrend mein Leben liegt in Tr;mmern!...
Geschnatter:
Dr Schwarz:
Verschafft mir endlich die Klarheit:
Verratet mir den Grund
F;r eure unerh;rte Undankbarkeit!
Paradiesischer Vogelgesang.
Dr Schwarz (geht in die Hocke, sucht und sucht weiter):
So… Und jetzt dazu noch… Dieses Loch…
Und hier… Als h;tte jemand was gebroch…
…Und warum’s die Palme umgekippt?
Und was ist das, was drunter liegt?...
…So viele kleine bunte Feder...
Und etwas... Elendes... In Leder...
Das sogar atmet…
Noch...
Oh...
Schweigen. Dr Schwarz entdeckt Trill, der sich unter einem Haufen von abgerissenen Palmbl;ttern und Ornithologie-B;chern versteckt hatte.
Dr Schwarz:
Wartet!
Das ist ja... Das ist ja...
Schweigen.
Dr Schwarz:
Das ist... beee... ein Spatz!...
Na sowas…
So etwas...
Ein nackt gerupfter frecher Fratz!
Paradiesv;gel (in Chor):
Ah was, ah was!
Wie krass! Wie krass! Wie krass!
Dr Schwarz (mit Grimasse):
Interessant... und ekelig zugleich,
Geh;rt gar nicht in den Bereich...
Wie konnte das hierher eindringen?
Wer hat es blo; hereingelassen?
Ich k;nnte ihn jetzt gleich umbringen!
Wei; man denn nicht, wie ich die Dinger hasse:
Die Vertreter der untersten der Vogelrassen?
Vogelgesang.Gezschitscher.
Dr Schwarz (zu den Paradiesv;gel):
Wart ihr‘s etwa, ihr guten Samariter?
Seht ihr denn nicht, wie er nur zittert?
Der hat gewiss die Vogelgrippe!...
Kein Wunder…
Raus hier – zu den Stra;enhunden!
Das St;ck's ein Beutel mit Mikroben,
Die w;rden hier sich gern austoben!
In meinem Laden! Meinem Paradies!
Ich dulde alles – nur nicht dies!...
Der Vogelgesang und das Geschnatter werden lauter, fr;hlicher.
Trill (mit gebrechlicher, zitternder Stimme):
Ich... bin... es doch…
Oh! Ich… bin… der Tri...
Dr Schwarz:
(Quatsch! V;gel kriegen keinen Tri... (unterbricht sich))
Oh, Gott! Das ist doch...
Trill (j;mmerlich):
Ja… Ich bin der Trill! So sehe ich n;mlich aus
Wenn man mich hier, in deinem Haus…
Dr Schwarz:
Hinaus! Du Widerling! Du Schuft! Du Ekel!
Sonst bring ich dich gleich um die Ecke!
Mach nur, dass du sofort wegkommst!
Du, Schwindler!... Raus hier!
Hinaus! Auf den Kompost!...
Unter jubelndem Vogelgeschrei rei;t Dr Schwarz die T;r seines Ladens auf: Trill, in einem hautfarbigen (oder noch besser - nackt), wird aus dem Laden hinausgeworfen. Doktor Schwarz schl;gt die Ladent;r hinter ihm zu. Wie ein Sack f;llt Trill auf die B;hne und bleibt doch liegen.
Musiknummer01, (Instrumentalfassung), beginnt.
Dr Schwarz (entr;stet, verzweifelt, fast weinend):
Was mache ich jetzt mit dem K;fig?
Gold abzusetzen dauert ewig...
Und ;berhaupt - ob das klappt?...
Abschreiben Tr;ume ist so hart...
Die Paradiesv;gel kreisen um den Ladenbesitzer, singen, streicheln ihn, versuchen ihn zu tr;sten.
Dr Schwarz:
Schon wieder ein Verlust!
Mein ganzes Leben - ah, alles gekappt!
Ich hab… keine Lust…
Aber gar keinen mehr…
Oh, Weh, oh, Weh…
Chor der Paradiesv;gel (zart):
Wozu die Tr;nen, Doktor Schwarz?
Bleibst du uns treu
Wie du's mal warst:
Bescheiden, ordentlich und h;flich,
Selbstaufopfernd, t;chtig, scheu,
Und nicht wie eben: stolz, unm;glich!
Von Tr;umereien scharf geblendet…
Der Unsinn ist nun, Gott sei Dank, beendet!
Zusammen sind wir wieder ein Verein:
Wir sorgen f;r den sch;nen Schein,
Und singen laut aus vollem Hals,
Und du... du zahlst...
Ende Musiknummer01
Ende Szene 6 (3, Akt 2)
Szene 7 (Szene 4, Akt 2)
Besetzung: Trill, Prii, Heinrich, sp;ter Paradiesv;gel
Ort/B;hne: Der Platz vor dem geschlossenen Vogelparadies-Laden.
Handlung:
W;hrend der nackte Trill noch am Boden liegt, betreten Prii und Heinrich die B;hne. Heinrich tr;gt seine Kastenstaffelei mit den Malutensilien. Die beiden merken Trill vorerst nicht.
Prii:
... Hier, vor dieser Vogelhandlung
Geschah sie dann, die Trills Verwandlung!
Hier... Hier sagte er,
“Oh, Weh... Oje!
Geh;ren tue ich nicht hierher!
Ich bin f;r etwas Besseres geboren,
F;r feineres Dasein auserkoren,
Als nur im Dreck der Heimat hinzuschmoren,
Ohne Aussicht auf gute Tage
Die mehr als Hunger mit sich tragen...“
Er m;sse gehen, hat er gesagt,
Genug des Lebens, das nur plagt,
Nur jagt,
Nur nagt...
Und fort war er,
Mein lieber Bruder,
Das kleine und verr;ckte Luder,
Blitzschnell wie n Speer
Flog er,
Der freche Kerl,
Ohne sich mal umzudrehen,
Nach mir, als w;r ich auch nichts als Dreck,
Von dem er wollte nur schnell weg!... (seufzt)
So war sie nun, die Trills Verwandlung,
Ich w;nsche ihm eine sanfte Landung,
Da wo er jetzt auch weilt,
All seine Umzugswunden gut geheilt...
Heinrich:
Ah was… Ich, ich w;r derjenige,
Der ihn verwandelt
Hat, in meinem Atelier...
Er hat mich ;u;erst schlau behandelt,
Mit Witz, und Drang, und Schmeichelei,
Und Schw;rmerei, und Schw;tzelei, Zuk;nftelei...
Da wurde ich nat;rlich schwach,
Und nicht ganz wach...
Ist schlie;lich auch mein Metier,
Die Tr;ume, die noch da drau;en wandern,
Mit Pinsel aufzufangen,
Wie mit Zangen,
Damit sie dann, an Leinwand fest gehangen, -
So prangen… (seufzt)
Man sagt uns zwar: Kunst sei heut wichtiger denn je,
Aber wenn ich die Sache so ansehe...
Da bin ich mir jetzt nicht mehr sicher...
Hab so nen Riecher...
Prii:
Oje, oje…
Heinrich:
H;tt‘ ich Trill gestern nicht verkleidet,
So w;rn wir heut nicht verzweifelt...
Und auch er w;r nie von uns gefl;chtet,
Wie ein Verr;ter, durch die L;fte,
Schlicht verduftet…
In seiner geistigen Tumult
Wo er jetzt ist - ganz sicher leidet.
Und ich… ich trag die Schuld...
Prii:
Ah was… Du hast nur eingerichtet,
Was Trill bereits geworden war.
Du hast seinen Traum blo; verwirklicht,
Der Traum selbst, der war schon da...
Heinrich:
Und trotzdem f;hle ich mich schuldig,
Daf;r, was durch meine Hand geschah,
Ich war wie er: zu ungeduldig,
Zu gierig… Die Gefahr
War mir nicht klar.
Was mich gef;hrt und mir befahl,
War nur die Lust nach freiem Schaffen...
Ich, dummer, doofer, eitler Affe...
Prii:
Wenn alle K;nstler so streng w;ren
Mit sich und ihrem Werk, wie du,
Dann h;tten wir hier die Misere
Der nackten, n;chternen Realit;t,
Und sonst gar nichts: das w;re… doof,
Und auch nicht perfekt…
Heinrich:
Und trotzdem…
Mit K;nstlerfarben gut gepolstert
Aus kleinem Ding - ein gro;es Monster,
Habe ich kreiert...
Aus einem netten Wesen – ein Ungeheuer,
Ohne Ged;chtnis, ohne Treue,
Nur mit der Lust nach immer neuen
Vorteilen,
Die der Reichtum bietet,
Vorteilen, von denen man so gerne kniet…
So wurde ich mir selber zum Verh;ngnis,
Und ich bereue es. Ich habe mich geirrt...
Als K;nstler, und als Freund…
Prii:
Ah, Heinrich...
H;r endlich auf, sonst weine ich...
Heinrich:
Das hatte Trill mir auch gesagt
An unsrem letzten sch;nen Tag...
Er war so fr;hlich, so gut drauf...
Prii:
Ja… Ich vermiss‘ ihn auch...
Obwohl er hatte manchmal seine Phasen,
Wo er mit b;sen Spr;chen, starken Phrasen,
Um sich geworfen
Hat, und mit Worten, die gut zum Morden passen
W;rden...
Heinrich:
Kleine S;nden…
Passiert uns allen oft,
Die Luft kurz rauslassen
Wenn etwas nicht so geht, wie man es hofft.
Geht aber meistens schnell vorbei,
Die dumme Spinnerei.
Schon bei dem n;chsten Atemzug
Wird man dann wieder klug…
Prii:
Genug! Genug!
Heinrich:
Genug. Jetzt wollen wir endlich beginnen:
Und unseren Freundes Leidensweg dokumentieren,
Wie’s sich geh;rt: mit Farbe, Pinsel,
Und einer Leinwand – als Ursprungsinsel.
Ich bin zwar nicht gut in Stadtlandschaften
Aber um Trill zu ehren werd ich es schaffen…
Heinrich ;ffnet seine Staffelei, will sie aufstellen. Prii mach Platz und stolpert dabei ;ber Trill.
Prii:
Was ist denn das, was hier so herumliegt und wimmert?
Heinrich (irritiert):
Die Stra;en werden immer schlimmer!
Die Stadt kassiert so viele Steuer,
Und trotzdem Ordnung ist ihr teuer!
Auf jeder Stra;e unsrer Stadt
Liegt M;ll: von losen Steinen, Kies, bis Stacheldraht,
Radiatoren, Kl;tze, Grill...
Man kann sich so leicht etwas brechen,
Wenn du mich fragst - das ist ein Verbrechen!
Ernst neulich...
Prii:
Heinrich!
Das hier! Das ist kein Grill!
Und auch kein M;ll!
Das ist ja... Trill!
Heinrich:
T-T-Trill!?
Heinrich l;sst die Staffelei und die Malutensilien stehen, geht zu Trill.
Prii (besorgt, aufgeregt):
Ach, Trill! Wer hat dich blo; so zugerichtet?
Heinrich:
Tja... Passiert halt dem, der zu viel dichtet!...
Prii:
Ach, Trill, was machst du nur f;r Sachen!
Jetzt liegst du da – halbtot, verdorrt,
In einer riesigen Blutlache!
Heinrich (ironisch):
Nun… Hoch-Stapler enden immer ;hnlich,
N;mlich ganz sch;n j;mmerlich.
Als Spatz lebt sich nie so gef;hrlich…
Prii:
H;r auf zu l;stern, Heinrich,-
Gemein Sein
Kannst du auch dann,
Wenn wir ihn wieder auf die Beinen bringen.
Los! Das wird uns sicherlich gelingen!
Prii und Heinrich helfen dem verletzten Trill hoch und studieren seine Wunden.
Prii (sachlich):
Also… Die Feder sind zwar alle weg,
Aber die Haut,
Die ist nicht welk.
Ist ganz wie neu und reif f;r neues Laub:
F;r ein richtig tolles graues Feuerwerk
Ganz wie vorher, und vielleicht sogar sch;ner...
Wollen wir?
Mit einer leicht theatralischen Geste rei;t Prii eine Feder aus ihrem Kost;m.
Prii:
Ist alles nicht so schlimm wie's aussieht!
Bald ist Trill fit, und wieder fliegt
Mit mir
Wohin er will,
Hier... (rei;t sich eine weitere Feder aus)
Heinrich:
Zumindest scheint er noch zu leben,
Zwar ohne viel zu Reden,
Wie gewohnt,
Aber das kommt sofort (gibt Trill einen Klaps).
Trill (wacht auf, kommt endlich wieder zu sich):
Aua!
Es tat aber Weh!
Prii:
Uns tat es auch,
Zu sehen, wie du so fies abhaust!
Trill:
Ich tue's nie wieder,
Denn ohne Gefieder...
Heinrich:
Na? Was habe ich gesagt,
Der Junge hat nen festen Grat...
Prii (zu Heinrich):
Hast nicht gesagt gerade eben,
Dass deine Farben auch gut kleben?
Heinrich:
Jawohl… Das tun sie,
Sogar besser als die Markenkleister:
Die k;nnte ich mir niemals leisten.
Prii:
Gut so: Dann nimm sie jetzt und misch sie ganz genau
Zu einem satten, hei;en Grau!
Heinrich:
Grau?
Kommt sofort! Wie’s sich geh;rt!
Heinrich holt seine Palette, f;ngt an die Farben zusammenzumischen.
Musiknummer Tarantella (Instrumentalfassung) beginnt.
Heinrich (halbsingend):
Hei;es Grau!... So stark und rau!
Klingt recht belebend, und anregend
Wie n klarer Tag sehr sp;t im Herbst,
Aber, Prii, ich muss dich warnen,
Es ist viel schwerer als du‘s dir denkst:
Denn Farben k;nnen zwar gut decken,
Sie halten aber niemals warm!
Mit nichts darunter...
Der Winter wird bald kommen
Und unser Trill wird gleich erfroren…
Prii (halbsingend):
Das wird er nicht, - mach’s weiter munter!
Prii rei;t mehr Feder aus ihrem Kost;m und reicht sie dem K;nstler. Mit Hilfe seiner Pinsel beklebt er Trill damit.
Prii (singt bzw. rezitiert zum Takt der Tarantella):
Da ich ihn schon immer liebe,
Das habt ja ja nat;rlich gewusst,
Kriegt er Feder, so viele ich kriege
Aus meinem Schwanz, aus den Fl;geln, aus der Brust!...
Los jetzt, Heinrich,
Wir haben's eilig
Mach‘ die Dinger zum Kleben bereit,
F;r den Zweck sind sie jetzt heilig:
F;r den Anfang, bin's sicher - das reicht.
Trill wird mit Priis Federn beklebt. Sobald er wieder wie ein Vogel aussieht, kommt es zu einer Pause. Prii und Heinrich betrachten ihr gemeinsames Kunstwerk. Alle scheinen zufrieden.
Trill (singt nach Musiknummer00):
So grau, so grau bin ich geboren,
Ah, was f;r ein Gl;ck, endlich hierher zu geh;ren!
Geh;ren!
Zu euch zu geh;ren!
Beinah h;tte ich euch f;r immer verloren!
Mich selber verloren!...
Heinrich, um Trills weinerlich-pathetische Note etwas mildern, klappt ihn wieder auf die Schulter.
Heinrich:
Ah, Trill… Wir h;tten sowieso auf dich gewusst zu warten,
Wie auf einen treuen, reuigen Re-Patrianten...
Sag lieber wo ist denn mein gro;es Werk geblieben?
Na, du wei; schon…
Mein Kunstwerk… Mit dem wund…
Trill und Prie (bestimmend, optimistisch):
Halt‘ du den Mund!
Es gibt kein Kunstwerk!
Es gibt nur ... Liebe!
Ende Musiknummer00
Paradiesv;gel (in Chor):
Sagtest du Liebe?
Was ist das - Liebe!?
Ist das euer Brauch?
Wir wollen sie auch!
Die Liebe! Die Liebe! Die Liebe! Ja! Die Auch!
Tarantella (Instrumentalfassung) startet von Neuem: kraftvoll, energisch. Die Paradiesv;gel brechen aus dem V;gelparadies raus und fangen an, mit Trill, Prii und Heinrich die Tarantella zu tanzen.
Vergebens versucht Dr Schwarz alle seine V;gel wieder aufzufangen und sie in den goldenen K;fig zu bringen.
Dr Schwarz:
Kommt! Kommt zur;ck!
Ich hab geschuftet, mich geb;ckt,
F;r euch geb;ckt,
Die K;fige perfekt best;ckt!
Mich vor dem Gl;ck gedr;ckt, gedr;ckt!
Jetzt kommt zur;ck!
Zur;ck, zur;ck, zur;ck, zur;ck!
Dann kommt auch das Gl;ck!
Das ganz, ganz, ganz, ganz gro;e Gl;ck!
Heinrich (zu Dr Schwarz):
Hej, Kumpel, sei doch nicht verr;ckt,
Es gibt im Leben kein Zur;ck...
Was uns nur bleibt ist lediglich die Freude
Die wir bekommen: hier und heute.
Also, vergiss den Traum von gro;em Gl;ck,
Genie; es einfach: dieses St;ck!
Denn bald kommt auch hier die Wende...
Und damit auch das Ende...
Ja... Das Ende...
Langsam leert sich die B;hne, die Musik wird leiser. Alle V;gel fliegen einer nach dem anderen weg, verschwinden hinter der B;hne, g die Menschen auch.
Am Ende bleibt nur der goldene K;fig und die umgekippte Staffelei mit den Maluntesilien auf der B;hne liegen.
Ende Szene 7 (4, Akt 2)
Ende der Vorstellung
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