letztendlich
Herr S. schickte uns diese Reaktion:
Das Wort “letztendlich” gibt es in der deutschen Sprache nicht. Es gibt nur “letztlich” und “endlich”, die das Gleiche bedeuten. “Letztendlich” w;re also eine Tautologie. Bitte streichen Sie dieses Wort aus Ihrem W;rterbuch.
Antwort:
Sehr geehrter Herr S.,
leider k;nnen wir Ihnen nicht zustimmen, dass es “letztendlich” im Deutschen nicht gibt. Es ist nur schon deshalb ein deutsches Wort, weil es sowohl in der geschriebenen als auch der gesprochenen Sprache sehr h;ufig verwendet wird.
Rein logisch k;nnte man argumentieren, dass “letzt-” und “endlich” die gleiche Bedeutung haben und deshalb nicht zusammen verwendet werden sollten. Wir Sprachbenutzer verhalten uns aber nicht immer ganz so logisch. Wir verwenden die Kombination “letztendlich” absichtlich, um hervorzuheben, dass wir “ganz am Schluss” meinen. ;hnliche Hervorhebungen sind “schlie;lich und endlich”, “letzten Endes” oder eben “ganz am Schluss”. Solche nicht logischen Konstruktionen werden auch an anderer Stelle h;ufig zur Hervorhebung verwendet: so z.B. die Verwendung von “aller” in “allerbeste”, obwohl rein logisch gesehen “beste” bereits den h;chsten Grad bezeichnet.
Dar;ber hinaus scheinen auch andere unserer Meinung zu sein: Auch andere W;rterb;cher, worunter der Duden, f;hren das Wort “letztendlich” auf und geben dabei nicht an, dass es falsch oder unsch;n sei. Wir werden dieses Wort also nicht aus unserem W;rterbuch streichen und hoffen, dass die obenstehenden Ausf;hrungen erkl;ren, weshalb wir Ihre Meinung nicht teilen.
Mit freundlichen Gr;;en
Dr. Bopp
AutorDr. Bopp
Ver;ffentlicht am20. Januar 2007
KategorienAllgemein, Wortschatz
Schlagw;rterWortwahl
12 Gedanken zu „letztendlich“
Hans Thieroffsagt:
22. Juni 2008 um 05:12 Uhr
Hallo Herr Doktor Bopp,
ich teile die Meinung des Herrn S. “Letztendlich” ist ein Modewort das durch die Lande geistert wie eine Seuche. Vom
Analphabeten bis zum Professor hat “letztendlich” die Gehirne
erobert. Das ist wie das “m;;h” einer Herde von Schafen. Die
Kr;nung kommt dann noch mit “Schlussendlich”. Es gibt noch
eine freundliche Variation: “Zu guter Letzt”, die allerdings tats;chlich existiert. Dieses “Letztendlich” zeigt uns doch wie manipolierbar die Massen sind. Genauso ein Ph;nomen ist das Wort “Geil”. Der Begriff kommt aus der Sexualit;t. Vor vierzig
Jahren wurde das Wort nur dezent benutzt. Heute ist es sogar
in der Werbung allt;glich. M;;h !!
Mit freundlichem Gruss !
Dr. Boppsagt:
23. Juni 2008 um 12:39 Uhr
Sehr geehrter Herr Thieroff,
es zeugt von wenig Schick und Anstand, wenn man anderen, die in Wortwahl und Stilfragen anderer Meinung sind, einfach unterstellt, sie seien dumme Schafe. Wenn man dies mit wenig stichhaltigen („gibt es nicht im Deutschen“) und falschen Argumenten (z.B. Bedeutungsentwicklung von geil) tut, ist dies umso peinlicher. Sie sind nicht der einzige, Herr Thieroff. Wenn es um Sprachfragen geht, glauben einige Leute offenbar die Weisheit so sehr in Pacht zu haben, dass sie Adjektive wie „dumm“, „schlecht“ und „falsch“ verwenden d;rfen, ohne dies ausreichend begr;nden zu m;ssen. Verzeihen Sie mir bitte, dass ich mich auf dieser Ebene nicht auf eine Diskussion einlassen will.
Gr;fin von Krolocksagt:
10. Oktober 2008 um 21:06 Uhr
Unser Deutschlehrer hat und das folgenderma;en erkl;rt:
letztlich = tot
endlich = tot
letztendlich = ganz ganz tot
MfG
Gr;fin von Krolock
Herr Kammerpechsagt:
30. Januar 2009 um 00:18 Uhr
Danke Dr Bopp,
wenn sich alle “manipolieren” lassen , dann geh;re ich warscheinlich auch dazu.
Letztendlich – war bei uns schon sehr lange im Sprachgebrauch
Schlussendlich – Vor einigen Jahren kam dieses Modewort was eine Verballhornung von “letztendlich” und auch nur in der flapsigen Umgangssprache: Schlussendlich. Etwa so, wie manche unkaputtbar sagen w;rden.
Doch wie so oft, gute Ideen (oder schlechte) setzten sich irgendwann durch – und auf einmal h;rte man „schlussendlich“ auch von Menschen an Orten, die sonst als alles andere, nur nicht als besonders witzig galten. Radio, Fernsehsprecher etc.
Es war nicht mehr zu ;bersehen: Schlussendlich hatte es in den normalen Sprachgebrauch geschafft und tauchte nun auch immer ;fter in geschriebenen Texten auf – v;llig ernstgemeint.
Warum, dar;ber kann man nur spekulieren: Vielleicht weil “Schluss” bedeutungsschwangerer klingt als “letzt”. Oder weil man sich keine Gedanken mehr zu machen brauchte, wie “letzt” geschrieben wird.
Frau Lollosagt:
16. Mai 2009 um 22:08 Uhr
Danke! Jetzt habe ich gefunden, was ich gesucht habe: Den Unterschied zwischen letztlich und letztendlich :-). Das ist mein voller Ernst! Ich hatte vermutet, es sei ein regionaler Unterschied im Sprachgebrauch. ;brigens die Erkl;rung von dem Lehrer ist genial ;-). (Gr;fin….)
“Manipolieren” fand ich auch ganz interessant, vor allem von jemanden, der sich ;ber das Wort letztendlich aufregt und deren “Benutzer” als bl;kende Schafherde tituliert! Allerdings f;r das Wort “Geil” h;tte ich mir vor vierzig Jahren eine “saftige Ohrfeige” eingefangen! Dieser Wortgebracuh ist wirklich nicht sch;n.
mp-visionsagt:
8. September 2009 um 11:06 Uhr
Zuerst m;chte ich sagen, dass die Diskussion dar;ber, ob es deutsch ist oder nicht irgendwie nicht sehr sinnig erscheint.
Fakt ist, dass das Wort geschrieben und gesprochen verwendet wird und das mitunter sehr h;ufig. Eine Sprache ist etwas lebendiges, abgesehen von den toten Sprachen, und alles Lebendige ist einem Wandel und einer Entwicklung unterworfen.
Wenn sich Sprache nicht entwickeln w;rde, dann w;rden wir heute noch grunzen wie die Urmenschen.
So gesehen empfinde ich das Wort \’letztendlich\’ sehr wohl als deutsches Wort. Eine bekannte Pers;nlichkeit sagte einmal: \
mp-visionsagt:
8. September 2009 um 11:07 Uhr
“Erlaubt ist alles, was im Duden steht”.
Noch vor einigen Jahren h;tte sich wohl fast jeder an einer Schifffahrt mit drei f gest;rt, heute ist es g;ltige Rechtschreibung. So viel zum Thema Wandel der Sprache.
Zu meiner Vorrednerin (oder besser Schreiberin) Frau Lollo m;chte ich anmerken, dass Sie leider falsch liegen. Geil stammt in seiner urspr;nglichen Herkunft nicht wirklich aus dem Sexuellen.
Es stammt aus dem Althochdeutschen und wurde vor allem in der Natur verwendet, wovon noch die ‘Geilstelle’ erz;hlt – Wiesenflecken zum Beispiel, die besonders dicht und gr;n bewachsen sind. Verwandte Worte gibt es in vielen germanischen sowie einigen baltischen Sprachen, wobei die Bedeutungen erheblich variieren. So z.B. altenglisch gal (lustig, l;stern), altnordisch geiligr (sch;n), gotisch gailjan (erfreuen), lettisch gails (woll;stig) und litauisch gail;s (bei;end, scharf).
So gesehen finde ich nichts Anr;chiges an dem Wort ‘geil’, insbesondere wenn man sich die heutige Bedeutung des Wortes vor Augen f;hrt. Nat;rlich hat es heute auch einen sexuellen Hintergund, wird aber weitaus h;ufiger in den Bedeutungen toll, spitze, super, fantastisch, etc. verwendet.
Axlsagt:
26. September 2009 um 13:43 Uhr
mp-vision
Ich liebe dich
Bettinasagt:
9. Oktober 2009 um 11:32 Uhr
Anmerkung zu geil.
Im ;sterreichischen Sprachgebrauch wird dieses Wort v;llig offiziell und auch von sittenstrengen, erzkatholischen Gro;eltern f;r “fett” “gallig” verwendet. Etwa die geile Buttercremetorte.
Als 14j;hrige erstarrte ich, als meine Oma – die moralsiche H;chstinstanz ad personam – zu mir sagt “hol bitte drei St;ck von der geilen Nusscremetorte”. Ich war in meinen Grundfesten ersch;ttert. Seit diesem Tag ist nichts mehr so, wie es war.
Geil und verwirrt stolpere ich seitdem durchs Leben.
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Frogsagt:
9. Oktober 2009 um 22:25 Uhr
Sprache entsteht auch im Gehirn, wenn man begreift, was man ausdr;cken will. Ich habe festgestellt, dass ich anders denke, wenn ich englisch rede. Und letztendlich ist noch lange nicht das Ende!
Timothysagt:
24. Februar 2010 um 17:13 Uhr
Ich find sowas gar nicht schlecht, wenn neue Wortkreation die Runde machen! Ich zum Beispiel hab es mit einem Kumpel ausprobiert: Wir haben ein Wort erfunden und es recht h;ufig gebraucht und es in einer Kleinstadt verbreitet. Und siehge da, nicht ein Jahr hat es gebraucht und man konnte es von einer fremden Person aufschnappen! Das Wort verrate ich aber an dieser Stelle nicht, da es f;r immer unsere Troph;e sein soll! ^^
Ruedisagt:
11. Dezember 2014 um 09:33 Uhr
“letztendlich”
dies ist eines der vielen sinnleeren F;llw;rter, die solchen
Leuten, welche oft schneller sprechen als denken (und trotzdem in
einer Diskussion nicht gerne von anderen unterbrochen werden),
helfen, Denkpausen zu ;berbr;cken, welche von anderen etwa mit
einem “m;;h” – sorry, mit einem “;;hm” ;berbr;ckt werden.
Wer derartige F;llsel oft verwendet, er;ffnet damit seinen
Zuh;rern oder Lesern einen lehrreichen Einblick in sein Innenleben.
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