Liliputins in German- 4973
Markus Lanz
Liliputins. What, the heck, is this?
http://stihi.ru/2021/11/24/7101
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Die Situation Suedtirols in den letzten Kriegstagen bot andererseits Gelegenheit zur Befreiung von Opfern der Nationalsozialisten: Wichard von Alvensleben konnte am 30. April 1945 in der Naehe des Pragser Wildsees einen Transport 139 prominenter Sonderhaeftlinge befreien, deren SS-Wachmannschaft den Befehl hatte, diese Haeftlinge nicht lebend in Feindeshand fallen zu lassen. Zu diesen Haeftlingen gehoerten u. a. der ehemalige oesterreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, der mehrfache franzoesische Premierminister L;on Blum, der Theologe Martin Niemoeller, der deutsche Industrielle Fritz Thyssen sowie die Widerstandsk;mpfer Bogislaw von Bonin, Fabian von Schlabrendorff und Alexander von Falkenhausen, Isa Vermehren sowie Sippenhaeftlinge des 20. Juli 1944, wie etwa die Familie des Hitler-Attentaeters von Stauffenberg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg durchquerten tausende Fluechtlinge Suedtirol auf dem Weg nach Genua und Rom, darunter auch prominente Personen des NS-Regimes und Kriegsverbrecher. Ueuedamerika. Suedtirol war in den Nachkriegsjahren ein geeignetes Versteck f;r Kriegsverbrecher und Nationalsozialisten, da es zum einen nach dem Abzug der Alliierten im Dezember 1945 als erstes deutschsprachiges Territorium nicht mehr unter alliierter Kontrolle stand und zum anderen in einer zu grossen Teilen durch die Option staatenlos gewordenen Bevoelkerung das Untertauchen leichter fiel. Der staatsrechtliche Schwebezustand fuehrte auch dazu, dass – in vielen Faellen entscheidend unterstuetzt von der Katholischen Kirche – die einfache Beschaffung gefaelschter Ausweise moeglich war.
Aufgrund der besonderen Schutzmasnahmen fuer die deutsche und ladinische Bevoelkerung gilt Suedtirol als Modellregion f;r die Autonomie von ethnischen Minderheiten, so dass sich nach einer durchaus konfliktreichen Vergangenheit ein friedliches Nebeneinander aller Bevoelkerungsgruppen herauskristallisieren konnte.
Ein echtes Miteinander gibt es trotzdem nicht. Die Trennung der Bevoelkerungsgruppen wird vor allem durch das Schulsystem, aber auch durch die Konzentration der Italiener auf die groesseren Ortschaften gefoerdert. Aus verschiedenen Gruenden ist das Unbehagen, sog. „Disagio“, vieler Italiener vor der Suedtiroler Autonomie nicht zurueckgegangen. Ihre Herkunft aus den verschiedensten Regionen Italiens hat die Bildung einer starken gemeinsamen Identitaet beeintraechtigt. Zudem beherrschen viele die deutsche Sprache (ganz zu schweigen vom Suedtiroler Dialekt) nur mangelhaft. Seit Einfuehrung des Proporzes ist auch der oeffentliche Dienst keine rein italienische Domaene mehr. Gewisse Spannungen zwischen den Bevoelkerungsgruppen, die als Sprachgruppen bezeichnet werden, sind daher geblieben. In den achtziger Jahren profitierte das neofaschistische Movimento Sociale vom Unmut der Italiener und konnte vor allem in Bozen betraechtliche Wahlerfolge einfahren. Heutzutage sind ihre Stimmen auf zahlreiche Parteien verstreut, was eine starke politische Vertretung schier unmoeglich macht. Das schlaegt sich zum Beispiel darin nieder, dass von Suedtirols 2030 Gemeinderaeten nur 162, also 7,98 %, der italienischen Sprachgruppe angehoeren, obwohl diese 26,47 % der Gesamtbevoelkerung stellt.
Am 15. November 2001 beschloss der Gemeinderat der Stadt Bozen, den Siegesplatz, an dem sich das Siegesdenkmal befindet, in Friedensplatz umzubenennen: Die Umbenennung sollte ein Zeichen der Versoehnung zwischen den Suedtiroler Sprachgruppen sein. Die Alleanza Nazionale und die italienisch-nationalistische Unitalia sahen darin aber einen Versuch, die Stadt Bozen ihrer (heute) „italienischen Identitaet“ zu berauben, und konnten infolge einer Unterschriftenaktion eine Volksbefragung erzwingen, deren Ergebnis schliesslich unerwartet deutlich ausfiel: 62 Prozent der am 6. Oktober 2002 abgegebenen gueltigen Stimmen befuerworteten eine Rueckbenennung in Siegesplatz.
Свидетельство о публикации №124040101025