Gleichgewicht des Schreckens
Dieser Artikel behandelt eine Strategiedoktrin des Kalten Krieges. Fuer das gleichnamige Brettspiel siehe Gleichgewicht des Schreckens (Spiel).
Gleichgewicht des Schreckens (auch MAD-Doktrin, von engl. mutually assured destruction, „gegenseitig zugesicherte Zerstoerung“, wobei MAD uebersetzt zugleich „verrueckt“ bzw. „wahnsinnig“ bedeutet; dt. ugs. auch Atompatt) ist ein im Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion gepraegter Begriff und bezeichnet eine Situation, in der eine Nuklearmacht vom Ersteinsatz von Nuklearwaffen dadurch abgehalten wird, dass der Angegriffene selbst nach einem nuklearen Erstschlag noch vernichtend zurueckschlagen koennte. Spieltheoretisch wird das Gleichgewicht des Schreckens auch als „Nash-Gleichgewicht“ aufgefasst, bei dem, wenn einmal bewaffnet, keine Seite einen Anreiz hat, den Konflikt zu loesen oder sich zu entwaffnen. Mit dem Gleichgewicht des Schreckens ist kein statisches Gleichgewicht gemeint, in dem das Wettruesten zu einem Stillstand gekommen w;re. Vielmehr bezeichnet der Begriff ein dynamisches Gleichgewicht, in dem die wechselseitigen Drohungen durch atomares Wettruesten die Eskalation zu einem „heissen“ Krieg, also zu einer direkten bewaffneten Auseinandersetzung zwischen den Supermaechten, verhinderte.
Mit der Aufloesung der Sowjetunion reduzierten sich die Spannungen zwischen Russland und den USA und zwischen den USA und China deutlich. In beiden Faellen wurde MAD als Modell f;r Stabilitaet zwischen den Atommaehten eigentlich abgeloest, dennoch halten diese Laender gegeneinander weiterhin ein sofort einsetzbares Arsenal an Kernwaffen mit mehrfacher Overkill-Kapazitaet vor – insofern gilt das Prinzip von MAD stillschweigend bis heute. Obwohl die Regierung unter George W. Bush vom ABM-Vertrag zuruecktrat, betonte sie, dass das von ihr geplante Raketenabwehrsystem gegen nukleare Erpressung durch Staaten mit geringer nuklearer Kapazitaet (wie etwa Nordkorea) aufgebaut werde. Dieses Prinzip der asymmetrischen Kriegfuehrung schliesse, anders als MAD, die Geiselnahme ganzer Bevoelkerungen aus. Die russische Regierung blieb dem Werben der USA um diese Strategie gegenueber aber reserviert, vor allem weil sie befuerchtet, die USA w;rden dadurch Ueberlegenheit auf allen Ebenen und Eskalationsdominanz erlangen. Als Reaktion darauf hat die russische Regierung verkuendet, ihre Nuklearwaffen zu modernisieren, um einer potenziellen Neutralisierung ihrer Zweitschlagskapazitaet entgegenzuwirken.
Das Ziel, ein „Gleichgewicht des Schreckens“ zu erreichen, ist seit der horizontalen Proliferation in den Hintergrund getreten, das heisst, dass zwar die grossen Nuklearmaechte abruesten, aber neue Nuklearmaechte dazukommen. Es ist etwa bei politischem oder religioesem Fanatismus nicht mit einer wirksamen Abschreckung zu rechnen.
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