Ueber den kollektiven Wahnsinn Weihnachtsmann
Es bleibt mir ein Raetsel, wie homo sapiens, der an der Spitze stehende Repraesentant der Primaten zum Ende des Jahres sein Verstand verliert, ploetzlich an Wunder glaubt und hofft, dass alle seine Wuensche in Erfuellung gehen.
Die Tatsache, dass dieser homo sapiens schon seit Jahrzehnten atmet, denkt, laeuft, schlaeft und aufs Klo geht – und das alles ohne den eigenen Verdienst, ohne sich in irgendeiner Weise am reibungslosen Ablauf seiner kompliziert aufgebauten Koerperfunktionen zu beteiligen – ist fuer ihn leider kein Wunder. Das ist fuer ihn nur Routine, die er gar nicht mehr wahrnimmt, der banale Automatismus. Er will mehr, aber was genau er will, ist ihm leider nicht klar. Nur die Tatsache, dass es ein Wunder sein soll, das ist ein Faktum.
Was fuer ein Wunder soll geschehen? Warum sollen sich die Wuensche ausgerechnet im neuen Jahr erfuellen, warum werden diese am 31 Dezember ausgesprochen und nicht am 3 Juli? Wo ist der Unterschied zwischen dem 1 Januar und dem 1 April? Darueber nachzudenken scheint vielen luestig zu sein.
Das schlimmste an der ganzen Sache ist, dass die Kinder schon im Kindergarten gezwungen werden bei den Luegengeschichten des kollektiven Wahnsinns mitzumachen. Sie glauben naiv an die absurde Weltanschauung, die ihnen Erwachsene darbieten und ihre Gutglaeubigkeit schamlos missbrauchen. Den Eintritt in das internationale Irrenhaus versuchen Erwachsene Teilnehmer mit Geschenken und allen moeglichen Tricks zu versue;en. Die Kinder lernen mit Hilfe der Eltern ihre Hoffnungen und Wuensche an eine ausgedachte Figur zu richten, die diese auf eine wundersame, unerklaerliche Art erfuellen soll. Es wird frueher oder spaeter zur bitteren Enttaeuschung fuehren. Die ganze Konzeption dieses Festes ist auf Luegen, Taeuschungen und Selbsttaeuschungen aufgebaut und es ist klar, dass auf so einem wackeligen Fundament keine Konstruktion lange Stand halten kann.
Was hat es fuer einen Sinn das Fest der Luege zu erfinden? Eine Kinderreligion mit dem Santa Klaus als Gottersatz. Dadurch lernen Kinder von klein auf zu luegen, tolerant gegenueber Luegengeschichten zu sein. Sie lernen, dass man Baume nur wegen dem kurzen und sinnlosen Vergnuegen vernichten kann, dass man blind an unsinnige und ausgedachte Geschichten glauben soll. Pure Freude und festliche Stimmung sind die restlichen Zutaten von diesem Giftcocktail.
Es macht mich sprachlos, wenn ich sehe, wie viele Menschen mit dem Kopf in diesen nutzlosen Festvorbereitungen stecken, wie viel Energie verschwendet wird, wie viele im Kaufrausch in letzter Minute ihre Pflicht erfuellen, sich danach gegenseitig das gleiche wuenschen, jedes Jahr auf Wunder warten und im Grunde nichts anderes tun als sich selbst etwas vorzumachen. Der nicht enden wollende Kreislauf des Massenwahns.
O Mensch! Du bist selbst ein Wunder und alles um dich auch! Um das zu verstehen braucht man nicht den 31 Dezember, diese Tatsache kann man an jedem beliebigen Tag des Jahres verstehen, spueren, fuehlen. Wenn man es einmal verstanden hat, dann hat man taeglich ein kleines Fest und das an 365 Tagen im Jahr, unabhaengig von Tages- oder Jahreszeit.
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