In gluecklicher eisgrauer Zeit...

In gluecklicher eisgrauer Zeit,
Im Wunderland Hyperborea
War die deutsch-russische Einheit,
Zwei Staemme lebten, wie zwei Rehe,

So friedlich, freundlich, innig schlicht,
Es gab dort keine Wut und Rache,
Sie sprachen damals eine Sprache,
Schoen wie ein goettliches Gedicht.

Da kam die Kaelte in das Land,
Sie war hier eher unbekannt,
Entzwei sollt’ sich die Einheit teilen
Und zu zwei warmen Laendern eilen.

Die Sprache trennte sich dabei,
Gedichtsklang wurde dann zur Prosa.
So geht das Herz im Leid entzwei,
Getrennt vom Duft, welkt eine Rose.

So welkten alte Woerter auch,
Die Jugend wollt’ nicht mehr sie schaetzen;
Durch Woerter mit dem frischen Hauch
Eilt’ man, sie herzlos zu ersetzen.   

Es blieb nur eine kleine Zahl
Von Woertern: “Mutter, Bruder, Tal,
Sohn, Sonne, saeen, Samen, lieben…”,
Die keck in beiden Sprachen blieben.

War es des Sprachenschicksals Spass?
Warum doch blieben gute Woerter?
Verschieden nennt man Mord und Schwerter,
Gesamtwort gibt es nicht fuer Hass.

Stimmt es, dass Voelker sie vergassen?
Hyperboreer konnten nicht
Die Schwerter heben, morden, hassen –
Der Liebesdienst war ihre Pflicht.

Wir sollten uns fuer ewig trennen
Und trafen uns nach langer Zeit,
Einander ohne zu erkennen –
Das koennen wir nicht doch bis heut’.

Da wurde Hass fuer beide werter
Als Liebe, und verschied’ne Woerter
Entstanden fuer den Hass sofort –
Schuf jedes Volk sein eig’nes Wort.

Doch das Gesamtwort fuer die Liebe
Lebt nicht unsomst, obwohl gestoert:
Das koennen stehlen keine Diebe,
Das bricht am Ende jedes Schwert.


Den 30. September –
den 1. und den 2. Oktober 2017.
Moskau.


Рецензии
Ich grüße Sie, lieber Konstantin Fedorowitsch! Da sind Sie also wieder im Land der Hyperboreer. Und die Liebkosungen mit der deutschen Muse haben uns ein deutsches Gedicht beschert: echt germanisch tiefsinnig und wehmütig zugleich. Ich habe den Eindruck, Sie sind auf dem besten Wege, ein deutsche Poem zu dichten. Ich würde Ihnen auch das zumuten, denn Sie sind in einer guten Sprachform und Ihnen gelingen recht komplizierte Gedankengänge und philosophische Schlussfolgerungen. Mein Glückwunsch zu diesem neuartigen Werk!
Ich würde Sie nur auf einige Kleinigkeiten aufmerksam machen:
- "In einer sehr uralten Zeit". Mir scheint stilistisch besser "In einer ur- uralten Zeit" (Sie wollten doch unterstreichen, wie lang diese Zeit zurückliegt), denn das Präfix "ur" enthält schon die Steigerung "sehr" und macht somit dieses Adverb überflüssig.
- "Gedichtsklang wurde dann zur Prose." Die Prosa statt "Prose" wäre richtig.
- "Obwohl die Leut’ sie fueher schaetzten;" "frueher". Ein "r" ist hier ausgefallen.

Ansonsten ist sprachlich nichts zu beanstanden.

Ihr

Vitali

Виталий Алтухов   02.10.2017 14:31     Заявить о нарушении
Lieber Vitali!

Ich bin glücklich, Ihre Rezension zu erhalten. Obwohl die Idee des Gedichtes zu mir vor einigen Tagen gekommen war, hütete ich mich, es zu schreiben, weil solche Arbeit sogar für das Gedicht in der russischen Sprache sehr kompliziert war. Ausserdem würde dieses Gedicht auf Russisch nicht so interessant.
Ich schrieb die erste, kürzere Variante in der Nacht vom 30. September bis den 1. Oktober. Ich wurde um 4 Uhr sehr müde und konnte nicht die Arbeit fortsetzen. Ich beschloss sogar, dass das Gedicht beendet war. Ich war aber mit solchem unklaren “Ende” innig nich einverstanden. Und heute morgen setzte ich die Arbeit fort und schrieb noch die letzten fünf Strophen, sodass das Gedicht fast zweimal länger wurde. Die Länge selbst heisst nichts, aber ich konnte meine Hauptidee da für vollständig äussern. Ihre Gutachtung meines Werkes ist sehr wert für mich, da sie meine Hoffnung bekräftigte, dass das Gedicht mir gelungen war.

Danach ich das Gedicht schon veröfentlicht hatte, verbesserte ich es standing. Vielleicht deshalb bemerkten Sie, dass ich das “r” im Wort “früher” versäumt gewesen war. Es wurde nach Ihrem Lesen balt korrigiert. Aber Ihre anderen Bemerkungen waren sehr nützlich für mich. Ihre Kenntnis der deutschen Sprache ist tiefer als die meine: ich hatte keine Ahnung, dass es möglich war, zweimal das suffiz “ur-“ wie “ur-uralt” zu gebrauchen. Ich selbst war mit der Wotrverbindung “sehr alt” in dieser Phrase mit zufrieden. Jetzt verbesserte ich diese Stelle nach Ihrem Rat. Danke!

Und ich wusste früher, dass “Prosa” richtig ist, doch machte ich den Fehler unter dem Einfluss des Reimes “Rose”(!). Viele Male las ich “Prosawerke von Heinrich Heine”, die ich zu Hause habe. Also war die Arbeit für mich ungewohnt schwer. In der Regel schreibe ich meine Gedichte vom Anfang an ungefähr im Laufe einer Stunde (mehr oder weniger).
Grossen hyperboreischen Dank für Ihre Gutachtung und Hilfe!

Herzliche Grüße!
Ihr Konstantin.

Константин Фёдорович Ковалёв   02.10.2017 17:20   Заявить о нарушении
Mein Druckfehler: da für = dafür

Константин Фёдорович Ковалёв   02.10.2017 18:13   Заявить о нарушении
Und noch: mit zufrieden = nicht zufrieden bzw. unzufrieden.

Константин Фёдорович Ковалёв   02.10.2017 18:16   Заявить о нарушении
Es gibt noch ein paar Fehler (ich bin noch müde und, folglich, umaufmerksam nach dem Flug aus New York.

Константин Фёдорович Ковалёв   04.10.2017 11:26   Заявить о нарушении
Mein lieber Konstantin Fedorowitsch! Bitte machen Sie sich keine Mühe mit den nachträglichen Korrekturen in ihren Antworten. Die Schreibfehler sind so mehschlich und machen Sie um so symphatischer! Konzentrieren Sie sich lieber auf nächste Schöpfungen Ihres Geistes. Die Zeit ist so kostbar!

Mit besten Wünschen

Ihr Vitali

Виталий Алтухов   04.10.2017 12:22   Заявить о нарушении
Danke, Vitali, für Ihren Rat!

Dasselbe schrieb mir die Deutsche Lara Belaja, russische Dichterin (in Russland geboren), leider, schon einige Monate auf stihi.ru nicht erscheint. Sie nannte mich "Perfektionist"(!). Ja, das ist meine Besonderheit, alles genau zu tun. Vielleicht das ist deshalb, dass wir, Studenten der Fakultät für Fremdsprachen, keine Fehler machen sollten, falls wir ausgezeichnete oder gute Noten erhalten wollten. Und später als Übersetzer der technisch-wissenschaftlichen Literatur in den Wissenschafts-Forschunsinstituten (НИИ) sollte ich keine Fehler, besonders in Übersetzungen von Patenten, machen. Aber jetzt hilft mir diese Fähichkeit, alles genau zu machen, meine Gedichte zu schreiben. Muse verzeiht einem Dichter nicht, nachlässig zu schreiben.

Ader Sie haben recht: "Die Zeit ist so kostbar!" Insbesondere in meinem Alter. Ich muss nur das Wichtigste tun.

LG,
Ihr Konstantin.

Константин Фёдорович Ковалёв   04.10.2017 13:31   Заявить о нарушении
In diesem Fall machte ich die Verbeserungen nur deshalb, dass diese zwei Druckfehler den Sinn vollständig veränderten.

Константин Фёдорович Ковалёв   04.10.2017 22:12   Заявить о нарушении