Die Namensvettern
Die volksballade
Es waren zwei Namensvettern,
Der erste war grausam, hart
und laestig wie schlimmes Wetter;
der zweite war musisch und zart,
so zart, dass er immer verzagte
vor derbem, skeptischem Spott
und kaum im Gedichte wagte
sich zu wenden an Gott.
Der erste entriss den Rinden
einen gewaltigen Schein:
das Boese zu ueberwinden
mit dem Boesen allein.
Der zweite liebte die Blaetter,
in denen die Sonne lacht;
er sprach, und sein Namensvetter
ergriff inzwischen die Macht;
so ploetzlich enstand die Fehde
zwischen Feder und Bajonett,
und man unterbrach die Rede
des zweiten im K Z.
Der mit seinem herrschenden Ruder,
mit lasterhafter Last
regierende Namensbruder
war dem zweiten verhasst.
Doch ahnten auch die zahmen
Gelehrten, kriechende Schar:
beide teilten den Namen,
der ihr eigener war.
Der aelteste Namensvetter,
der Herrscher, der Gottesknecht,
war fuer Aegypten der Retter
und auch fuer Menschengeschlecht.
Grossmutig, keusch und bescheiden
er lebte in Einsamkeit;
ihr Vorbild, in diesen beiden
war Josef endlich entzweit.
Der erstere, der Ausbeuter,
der nur die Gewalt versteht,
der zweite, der Traeumedeuter,
der Dichter und der Prophet.
Die echte Macht ist die Dichtung
Im tragischen russischen Land;
deswegen nahm trotz der Vernichtung
der zweite ueberhand.
So stritten unter den Qualen
das Raubtier und Gotteslamm;
es waren Josef Stalin
und Josef Mandelstam.
1995.
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