Die Seiltaenzer

In Doerfern und Staedten, wohin sie die Wege auch  brachten,
traten sie auf und verdienten ihr taegliches Brot               
auf gespanntem, vibrierendem Seil mutig tanzend,
Er - ganz in schwarz, Sie – in purpurnem Rot.
Hoch auf dem Seil und ihr Gleichgewicht haltend,
wie ein Segel sein Umhang, wie ein Fluegel ihr seidener Faecher!
Sie tanzten! Er kraftvoll, Sie leicht und gelenkig
ueber den staunenden Menschen und ueber den Daechern.
Man dachte, sie schweben dort oben so ganz ohne Scheu und  Besorgnis, 
nur manchmal, wenn Angst und Verzweiflung im Herzen sich ballten,
versprach Er ihr tapfer: „Es wird nichts passieren,
so lange wir uns an den Haenden halten…“
Das Publikum jauchzte, gefaehrliche Tricke bestaunend,
sie reckten sich gegen, und dann  voneinander  ganz weit…
War immer bereit seine Hand, wenn sie taumelte,
oder der Wind riss an ihrem purpur-roten Kleid.
Es lachte die Sonne, und schmeichelte jeder Bewegung.
Es lockte die Freiheit, Sie spuerten sich kraftvoll und wendig,
so hoch ueber Allem, so nahe dem Himmel!
Sie tanzten…  nur loesten sich dann ihre Haende…
War lautlos der Fall… Spielte nur noch beweinend  die Leier,
fuer den einen Moment stockt das Mengengetoese
mitten auf dem Platz, wo die Taenzerin lag,
gleich einer purpurnen Rose…
Verlassener Taenzer hoch auf dem Seil,
welches  noch immer vibrierte…
Er sah Sie von oben, nur  glaubte noch nicht
an das, was soeben passierte.

„Ich habe versprochen, ich werde dicht niemals verlassen,
ich gab dir mein Wort an den Haenden zu halten…“
Er straffte den Ruecken  und machte den Schritt,
und sprang in sein letztes Salto…


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