Heutelilanoch

Dieses Lied ist erschienen auf:
Der Seite am 16.08.

damals Live 84
jetzt Live 14

Oft, wenn ich ans Fenster gehe,
Nachseh', ob noch alles steht,
Seh den Schuster drueben mustern,
Hoer' ich, wie die Welt sich dreht.

Dann fuellt sich mein Kopf mit Wasser,
Wie aus einem Quell so frisch,
Drinnen schwimmt ein grosser nasser
Trunk'ner "lila" grosser Fisch.

Und der guckt aus meinen Augen,
Faengt an, weil er nichts vermisst,
Sich vor Freude vollzulachen,
Weil die Welt sich nicht zerbricht!

Wie an suedlichen Gestaden
Steh' ich ueber Werdersland.
Kann im Strom der Menschen baden,
Der an mir voruebertrammt.

Mit dem Kopf und festem Kragen,
Beide sind zwar schon verletzt.
Kann ich noch die Muetze tragen,
Ausgebufft und abgeschwetzt.

Drunter kann noch ueberlegen,
Doch mir bleibt noch eine Frist
Zum Spazieren geh'n im Regen,
Der bislang nur Wasser ist.

Draussen riecht es gut nach Erde,
Nach Benzin, Asphalt und Staub.
Drinnen duftet es vom Herde,
Rosmarin und frischer Laub.

Noch ragt meine Nase frei und
Unbewehrt in der Natur.
Keine boese lange Weile stoert
Meinem Mund bei der Kultur.

Ich trinke noch: "Hoch mit den Tassen",
Schnell geschluckt, denn das macht Licht..!.
Man kann schwarzen Tabak rauchen,
Dass kein Kruemel uebrig liegt.

Wenn du willst dann mach die Fresse,
Dass ein Troepfchen wie ein Trieb,
Das koennt' ich doch nicht entweichen,
Dass das Rauch sich schnell entliebt.

*Original: Reinhard Mey 1984 ("Heutenoch")


Рецензии