Wolfgang Weyrauch. Gesang um nicht zu sterben

Gesang,in Augenblicken,
von keinem Laut bewegt,
wenn Schattenha"upter nicken,
vom Schattenrumpf gesa"gt.

Gesang,in Sand geschrieben,
weil das Papier zerriss -
wird auch der Sand zerstieben,
weil Tritium ihn biss?

Gesang,um nicht zu sterben,
Gesang,nachdem ich schlief -
selbst Staub und Tang und Scherben
sind radio-aktiv.

Gesang,die Frage stellend,
weshalb,seit wann und wie
ein Fisch,zum Maste schnellden,
gefoltert Sa"tze schrie?

Gesang,das Wasserzeichen
nicht schwemmen in die Stadt,
dass keine Haie leichen
diesseits von Meer und Watt,

Gesang,kein Grab zu graben,
wenn Angst die Schaufel lenkt,
eh Traurerfrauen haben
die Tu"cher aufgeha"ngt,

Gesang,gesungen gegen
den Splitter in dem Flaum -
verho"rt in den Gehegen,
verstummen Lied und Traum,

Gesang,Schalmei und Flo"te -
die Kinder wandern aus,
der Hauch der Morgenro"te
verla"sst das alte Haus.

Gesang,um nicht zu sterben,
Gesang,nachdem ich schlief:
es zittert das Verderben,
gefangen,schwarz und tief.


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