eine Stadt, in der es nicht um Leben und Tod geht
"Liebe Hanna,
sei so nett und schau, ob auf meinem Schreibtisch Zigaretten liegen. Sonst muss ich mir welche auf dem Weg ins Buoro besorgen.
Danke Hanna, sehr nett von Dir.
Leonard."
Ich denke nach. Ich denke kurz ueber den Fortschritt der Technologie und ueber die Modernisierung der Wege fuer die Erleichterung der Kommunikation zwischen den Menschen nach. Dann schaue ich aus dem Fenster. Ich sehe mich in der Spiegelung, dann drehe ich mich um. Ich denke an den Tabakladen. Ob es einen auf dem Weg ins Buoro gibt? Die Frau neben mir haelt ein Buch in der Hand. Ich vermute, sie liest es. Die U - Bahn haelt an den gleichen Stationen wie gestern und vorgestern. Die weibliche Stimme sagt die Stationen an. Es sind noch drei, dann muss ich aussteigen. Mein iPhone macht ein Gerauusch. Eine E - Mail von meiner Sekretaerin Hanna.
"Sehr geehrter Herr Kitzelberger,
Leider liegen keine Zigaretten auf Ihrem Schreibtisch. Soll ich Ihnen welche besorgen?
Herzlichst,
Hanna."
Keine Zigaretten auf dem Tisch.
"Liebe Hanna,
Vielen Dank, ist nicht noetig. Ich kuemmere mich selber darum.
LG,
Leonard."
Kurzer Tippfehlercheck und "senden". Ich strenge mich an und versuche, meine Gefuehle nachzuempfinden. Ein Blick tief in mich hinein. Ich vermute, ich bin ein wenig genervt. Ich sehe mich kurz in der Spiegelung. Man merkt es mir nicht an. Die Frau, die mir gegenuebersitzt, liest weiter das Buch. Seite 245. Sie hat dunkelbraune, sicher sehr oft gefaerbte Haare. Ich schaue auf die Uhr. Es ist 7 Uhr 30. Ziemlich kuehl. Als die Stimme die Station ansagt, an der ich aussteigen muss, steige ich aus dem Wagen und gehe aus der U - Bahnstation in die Welt. Draussen ist es ziemlich windig und immer noch dunkel. Ich fahre mit dem Aufzug in die 5. Etage. Dort befindet sich mein Buoro. Meine Sekretaerin Hanna wuenscht mir einen guten Tag. Ich ihr ebenfalls. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und oeffne die E-Mails. Ich lese sie. Ich beantworte eine E - Mail nach der anderen und druecke auf "senden". Hanna bringt mir den Kaffe mit zwei braunen Zuckerwuerfeln. Danke Hanna, sehr nett von Dir. Als ich die Kaffeetasse in die Hand nehme, faellt es mir ein, dass ich vergessen habe, die Zigaretten zu holen. Ich ueberblicke meinen Schreibtisch. Der Tisch ist aufgerauumt und sauber. Er hat eine glatte silberne Glasoberflaeche. Ich trinke den Kaffe aus. Der Kaffee ist lauwarm und schmeckt heute nicht wirklich. Ich stehe auf und oeffne das Fenster. Draussen sehe ich das gegenueberliegende Gebauude. Es ist dunkelgrau, vielleicht auch schwarz. In den Fenstern brennt Licht. Hinter den Fenstern sind Menschen zu sehen. Manche bewegen sich hin und her im Raum. Manche sitzen an ihren Schreibtischen. Ich oeffne das Fenster ziemlich weit, steige auf das Fensterbrett und springe hinunter. Waehrend ich falle, denke ich, ob ich bei der letzten E - Mail auf die Taste "senden" gedrueckt habe. Ich vermute, ich habe es vergessen.
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