der Schatten
Vielleicht es ist auch nie passiert. Ein Rauchschleier in meinem Kopf. Nebel, der alles so unwirklich macht. Im Kopf. Der von sich aus alles zu verdraengen sucht. Zu verdraengen, dass ich es war. Ich. An einem Ort. Damals. Vor langer Zeit. Ich habe mich bewegt. Gelacht. Bin gesprungen. Hin und her. Die Haare im Wind. Hin und her. Habe etwas gesehen. Im goldenen Licht. Weiss nicht mehr, was es war. War aber schoen. Dieses Etwas. War gluecklich. Habe die Menschen gesehen. Um mich herum. Die sich genau so bewegten. Etwas am Boden gefunden. Weg geworfen. Hat nicht weh getan. Merkwuerdig. Weiter gerannt. An einem Brunnen vorbei. Schwarz und alt aus nassem Holz. Hineingeschaut. Kurz aber. Mich dort unten gesehen. Im Wasser. Im Brunnen. Ganz kurz. Am Rand mich fest gehalten. Dann weiter. Durch die langen Strassen, die in den Staub abtauchten. Wusste nicht, wohin genau. Wusste aber. Habe damals dort gelebt. In diesem alten Haus. Alleine. Nicht immer, aber oft. Als die Sonne hereinbrach und die Staubflocken in der Luft ploetzlich zu sehen waren. Bin ich im Zimmer gesessen. Staubflocken im Licht. Dann die feuchten Waende gestreichelt. Eine nach der anderen. Durch das ganze Haus. Die Hand an der Wand. Dann die Dunkelheit. Die dann einbrach. Verschluckte die Staubflocken. Vielleicht war es auch besser so. Die Stimmen sprachen nicht zu mir. Vielleicht zu dir. Ich weiss es nicht mehr. Ich erinnere mich schwer an dich. Ich weiss nur, es war besser. Als du warst. Habe dich immer beobachtet. Wie du gelaechelt hast. Im Dunkeln. Wir waren dort. Zusammen. Haben Hand an Hand gehalten. Die Abdruecke auf der Erde. Du hast mir die Bilder gezeigt. Dort draussen. Und dann als ich mich umdrehte. Wo anders. Hast mich gefangen. Mit den Haenden meine Augen verdeckt. Und dann wieder freigelassen. Damit ich sehen konnte. Und weisst du noch, als ich dich verloren habe? Ich habe es nicht bemerkt. Jetzt aber. Ich wusste, dass du nicht mehr kannst. Mich aushalten. Habe dir sehr weh getan. Ich wollte nicht. Es ist so passiert. Musste so sein. Mit dir. Ich wollte dich beschuetzen. Dich vor ihm verstecken. Damit er dich nicht mehr findet. Dort im Wald. Weisst du noch? Er hat dir sehr weh getan. Einmal. Als du alleine in dem Zimmer sassest. Hast die Staubflocken gezaehlt. Hast nicht bemerkt, wie er hereinkam. Hinter dir stand. Die ganze Zeit. Du hast geatmet. Er hat es bemerkt, dass du es bist. Die Haende um deinen Hals geschlungen. Du wusstest nichts. Spaeter dann. Als er gegangen ist. Hab dich dort gefunden. Die Haende ueber dem Kopf. Wolltest nicht hinschauen. Habe dir die Augen rausgerissen. Damit du es nicht siehst. Nie wieder. Hab gedacht, es ist besser so. Er wusste, wo du bist. Kam aber nicht mehr. Auch als du alleine sassest. Im Zimmer. Mit ausgerissenen Augen. Nur einmal, als er an dem Haus vorbeiging, schaute er wieder herein. Sah dich. Atmete die Feuchte ein, die von den Holzwaenden kam. Sein Gesicht hinter der Wand zwischen den Holzbalken. Augen auf dich gerichtet. Dann drehte er sich weg. Die dunklen, blauen Bauume hinter seinem Ruecken. In der Ferne. Dann ging er weiter. In den Wald hinein. Und kehrte nie mehr zurueck. Und weisst du? Dann warst du weg. Nicht mehr da. Habe dich gerufen. Stille. Im Haus.
Bin durch den Wald gerannt. Im Abendlicht. Die Bauume verflucht. So heiss war es. Wie im Sommer. Geschrien stumm. Ueber die Aeste und Stuempfe. Immer weiter. Und du, du bist nicht da gewesen. Nirgendwo. Bin fast erstickt. Habe dich gehasst. Geliebt noch mehr. Weiter gerannt. Dann kurz hingesessen. Blut abgewischt. Bin hingefallen. Aber nicht schlimm. Geschaut. Um mich herum. Nichts. Da war keiner. Du auch nicht. Wollte es dir nur sagen. Dass ich von dort nicht mehr zurueckkehrte. Aus dem Wald. Du warst aber im Haus und hast gewartet. Lange. Eine Nacht nach der andern. Ich habe dich beobachtet. Aus der Ferne. Wie du gelaechelt hast. Im Dunkeln. Und wartete. Bist im Haus alleine geblieben. Blind. Mit den Staubflocken. Im goldenen Licht. Als sie vor sich hintaenzelten.
Fuer dich.
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Ева Грискъане, 2012
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