Tschechow

Er war Arzt, so war auch seine Prosa
nuechtern und durchsichtig und genau;
weil sie war nicht Lila und nicht Rosa,
wurde seine Welt verschrien als grau.

Doch war diese Welt nicht ohne Farben:
Herbst und Sommer, roetlich gelb und gruen.
Nur der Mensch kratzt gierig seine Narben,
und in seinem Elend bleibt er kuehn;

Fuer das Glueck ist Ewigkeit die Stoerung,
und das echte Wort hat keinen Sinn;
keine Stadt war Moskau, nur Beschwoerung,
russisches Motiv: dahin! dahin...

Er war klug, und er verstand zu warten
auf das Glueck, das laechelnd ihn verliess;
ausgehauen wurde sein Kirschgarten,
parodiert war auch sein Paradies.

Seine schlauen Zeitgenossen wussten
auch in ihren Seelentiefen kaum,
was bedeuten kann sein schweres Husten:
so verblutet und erstickt der Traum.

Sein Gedanke wankte nicht, der herbe,
und er fragte nicht: kennst du das Land?
als er stummes Schicksal ueberwand,
deutsch und deutlich sagte er: ich sterbe.

28.07.1994.
 


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