Der Wundertaeter

Ueber die Liebe im Roman
„Der Wundertaeter“
Von Erwin Strittmatter


Ich heisse Stanislaus Buedner.
In meinem Leben war’s zu viel...
Einmal wurde in Deutschland geboren
Fiel ich auf meine Knie.

Die schoene Welt stieg mir zu Kopf,
Ich spuerte mehr als jemand noch.
Man kannte mich als Zaubertaeter
Und manche hielten fuer einen Retter.

Als ich noch jung war, erfuhr ich, dass
Mein Herz die schoenen Jungfrauen lieben konnte,
Und suessen Geschmack ersten Kusses, dort am Gras,
Ich sass an einem Bach mit Pfarrerstochter.

Sie war Marlen, gelehrt und fromm,
Sie roch nach tausend wilden Rosen.
Oft kam sie zum Vater in den Dom,
Ihre brennende Fragen zu loesen.

Sie zog mich an, so heiss, naiv...
Ich schwebte mit dem Dichtersschiff.
Doch waren wir verschiedener Klassen -
Und sie war von ihren Eltern ins Gef;ngnis schicken lassen.


Ich widmete ihr alle meine Gedichte,
Sie waren ein Grund fuer diese Einzelhaft.
Das war eine traurige Geschichte,
Die mein Herz erleben hat.

Nach einer Weile kam ich zum Pfarrer,
Versuchte um Marlens Hand anzuhalten.
Es war, als staende ich im Angesicht des Feindes.
Da kam zu mir das Gefuehl ersten Liebesleidens.

Ich wollte mich kreuzigen. - Warum?
Damit er mich ernstnahm. Darum
Bat ich um Hilfe meine Freunde. Gott sei dank!
Mein kopfloses Vorgehen war nur halb gemacht.

Nach dem Gefaengnis sah ich Marlen mit einem Kamel,
In ihrem Leuchten schimmerte er wie eine Forelle.
Dieser bucklige Student hiess Ingo
Aber fuer mich war er nicht mehr als der wilde Hund Dingo.

Maedchen wollte mich mehr nicht kennen,
Kuenftige Verlobte dieses Dromedars.
Es gelang mir ihr im Park ein Papierpaket zu geben,
Wo alle Liebe der Welt geschrieben war.

Die Liebe war eine Kraft,
Die mich immer wieder stiess,
Kleine Gedichte aufzuschreiben
und gluecklich und befreit danach zu sein,
als haette ich
einen Baum wachsen oder eine Blume erbluehen lassen.

Danach war ich unter die Studenten gegangen -
Die Liebe zu forschen war mein Verlangen.
Ich las viele Buecher, es waren Romane.
Seit jener Zeit verliebten sich in mich Herren und Damen.
Ich brauchte nicht mehr
Die Liebe von Marlen,
Honig im Munde, Galle im Herzen,
Voegel im Himmel, Flamme der Kerze.
Ich unternahm eine kleine spannende Reise -
Eine heisse Frau begegnete mir auf seltsame Weise.

Sie war eine Hurin, Mia Klaus,
Ich nannte die Suenderin Schatz, meine Maus.
Ich wollte, dass sie nur Meine war,
Aber sie stellte eine wahre Ausschweifung dar.

Danach verging eine Menge Zeit...
Es langweilte mir die Einsamkeit.
Ich sah auf die Liebe nicht wie ein Tor doch wie
Auf eine Krankheit und suchte Rettung in der Biologie.

Sie gab mir frueher Dichterskraefte
Und jetzt war sie nur Drang der Saefte,
Mit anderen Worten Vermehrungsreiz,
Der Paarungstrieb und einfach Balz.

Ein junges Rehemaedchen Lilian Poeschel
War mein letztes Lieblingsteufelchen.
Aber Stenotypistin war auf dem Wege
Eine harte Maedchenfuehrerin zu werden.
Meine Reime sind der Liebe gewidmet
Auf dem Liebeslatein voll von Lieblingslogik.
Vergessen Sie nicht auch ueber die Lieblingsgerippe:
Der Mann - aus Lehm, die Frau - aus einer Mannesrippe!


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