Что даст нам силу?
„WAS GIBT UNS KRAFT?“ (Apokryph)
Durch scharfe Fruehlingssonne heiss erhitzet,
Brennt ganz Jerusalem. Es spiegelt sich
Der helle Schein von weissen Bauten wider,
Zurueckgeworfen an den goldnen Zierden
Des fuerstlichen Palastes, goldne Blitze
Auf jedem roemschen Speere feindlich zuendend,
Die Bronzenhelme der Centurionen
Mit goldnem Feuer kroenend – Glanz und Glut!
Es ruestet sich Jerusalem zur Feier.
Die Frauen waschen das Geschirr im Flusse,
Es klirren Kupferkruege, Sonnenstrahlen
Auf rotem Toepferton im Wasser spielen.
Die Kinder suchen nach den Fruehlingsblumen.
Die Maedchen kaemmen sich die langen Haare
Und flechten in die Zoepfe Schmuck und Baender,
Und halten Rat, wie schoener sich zu machen.
Viel Freude bringt das Fest – und viele Arbeit!
Man stickt und naeht, und baeckt, und kocht schon zeitig,
Es wird zum Fest gekauft und verkauft.
Allein der Aermste macht sich keine Sorgen,
Doch lieber wollte er mit schwerer Arbeit
Verdienen, als so „ohne Sorge“ bleiben.
Denn seine Not scheint schlimmer sein zu Festtag,
Das Alltagskleid, wie eine Todessuende
Sich dunkel unter hellen Trachten abhebt,
Der Hunger bleicht nicht das Gesicht – er roetet,
Man spricht von Krankheit leichter, als von Hunger.
Ein armer Zimmermann dort um die Ecke
Des Tempels oeffnet seine Werkstatt. Freilich,
An jener Werkstatt gabs nichts zu verschliessen:
Drei Waende, und die vierte – wird schon gehen.
Es liegt wie auf der Hand die ganze Arbeit.
Die Menschen auf der Strasse sehen ihn
Bei seinem Werk sich dort zusammenkruemmen,
Die Haare mit dem Bande fest gebunden,
Damit sie breite Stirn nicht ueberschatten,
Bedeckt mit feinen dichten Schweissestropfen.
Der Zimmermann bemerkt doch keine Menschen.
Die Augen achten nur auf Werk und Werkzeug,
Und sein Gedanke kreist um tausend Noeten:
Die gab es gestern, gibts genug fuer heute,
Wird`s morgen geben, und es nimmt kein Ende.
Was man auch sagen mag, die Not ist endlos –
Am Ende gar erstickt sie...Taeglich kommen
Noch mehr der Zimmerleute nach Jerusalem,
Aus Syrien gezogen scharenweise,
Am Tempel ganze Arbeit uebernommen,
Im fuerstlichen Palast und beim Pretorium,
So viele sind sie, flink, geschickt und kundig,
Und dazu noch so schmeichlerisch, so glatt...
Die Hiesigen bekommen selten Arbeit,
Und wenn schon doch, dann welche? „So auch gestern
Drei Kreuze angefertigt – schlimme Arbeit,
Bedauerliche Arbeit, Gott unliebe...
Es werden auch Unschuldige gekreuzigt...
Was tun? Der Hunger kennt ja keine Suende.
Die Kleinigkeit verdient fuer jene Kreuze.
So war auch Arbeit: eilig, sowieso.
Das ist nicht meine Schuld – das trockne Holz
Fuer mich ist teuer, laesst sich nicht bezahlen...
Ei, irgendwie drei Tage schon bestehen
Auch jene Galgen, bis die Feier endet,
Dann nimmt man die Gekreuzigten herunter,
Und moegen Kreuze danach auch verbrennen...
Ja, solche Arbeit!.. Einst war es doch anders.
Da schnitzte ich die Muster fuer Gemaecher,
Fuer`s Gotteshaus...Das ist lange her...
Jetzt was? Axtstiele, Flegel, Hackenpfluege...
Gar Kreuze...so was! Und die Kraft laesst nach,
Der Ruecken beugt sich, und die Haende bersten,
Und selbst Geschick vergeht...Jetzt koennte ich
Nicht mehr so schnitzen, wenns bestellt auch waere,
Das ist vorbei...Jetzt wenigstens durchkommen,
Das taeglich Brot auch ohne Kunst verdienen...
Ja, Brot fuer sich, nur Brot – und weiter nichts...
Verdammt sei solche Arbeit!“
Meister hackte
So heftig auf den Flegel, dass er brach.
Aus Aerger weggeworfen, nahm er dann
Ein andres Werkstueck. Durch den Schweiss geblendet,
Die Augen abgewischt und schlaegt er weiter.
Da ploetzlich auf ein Astloch stiess die Axt.
„Verdammt noch mal!“
Er warf die Axt beiseite,
Setzte sich nieder, muede sank der Kopf.
Wie schmerzt der Ruecken, wie die Haende brennen,
Das ganze Leib tut weh... Erst jetzt begreift er,
Dass er zugrunde geht, dass ganze Kraft
Ihn hat verlassen... „Nun, ich stehe nicht auf,
So bleibe sitzen bis zur Nacht – und moege
Dann kommen, was da will. Ist mir egal.
Die Axt wird nicht geschaerft, und weder heute
Noch morgen schaff ich etwas. Doch egal,
Wenn auch Frau und Kinder Hunger leiden.
Die Kraft versagt. Ich habe sie verloren.
Was gibt mir Kraft, wenns keine Kraft mehr gibt?“
So sank er wie ein Baumstamm gebrochen,
Erstreckten sich die Haende, wie verwelkt,
Er liess sie kraftlos fallen.
So er sass
Und schaute nicht auf lautes Gedraenge,
Das durch die helle Fruehlingsstrasse stroemte
Und brachte Hohn, Laerm, Fluch und Lachen mit,
Wie Fruehlingsfluten aus dem Grunde heben
Schlamm, Schutt und Schmutz.
Es flutete die Menge,
Und ploetzlich blieb sie stehen.
Und ein Haeuflein,
Im Auflauf verdraengt, die enge Werkstatt
Auf einmal vollgestopft und traf den Meister,
So dass er sich besann. „Halt, was ist los,
Wohin ihr rennt?“ – so rief er zu den Menschen.
„Hast du geschlafen oder Kopf verloren?
Es soll ja heute noch gekreuzigt werden!
Da faehrt man die Verurteilten zum Tode,
Alt, Jung, die ganze Stadt Jerusalem
Laeuft ihnen nach, das Schauspiel zu sehen.
Nur du alleine sitzt hier wie versteinert.“
„So fuehrt man sie? Und wo denn?
Und warum Ihr bleibt hier stehen, waehrend man sie fuehrt?“ –
Fragt Zimmermann, als sei er noch bewusstlos.
„Seht auf den Dummen! – jemand rief. – Du, schau mal,
Gerade drueben, mitten auf der Strasse
Ist einer gleich zu Boden da gefallen.
Das schon zum dritten Mal.
Denn zweimal hoben
Ihn sie mit Fusstritten und Peitschen auf, –
Und diesmal bleibt er liegen. Menschen sagten,
Ein Kreuz ihm viel zu schwer zufallen sollte,
So knorrig, roh und schlecht behau`n dazu,
– Natuerlich, billig!
Schade um die Kosten,
Es scheint, auch Zimmermann die Arbeit scheute...“
So schwatzen sie, und Zimmermann hoert nicht,
Er sprang auf seinen Werktisch und von dort
Blickt auf die Strasse ueber Menschenkoepfe.
Dort, mitten im Gedraenge auf die Steine
Unter dem Kreuz in grauen Strassenstaub
Der Menschensohn gefallen. Auf dem Kreuz
Die Rinde schwarz verkohlt wie eine Asche,
Und nur die Enden hell erscheinen: gestern
Bekam das feuchte Holz die frischen Wunden.
Wie jene bleichen Wunden, das Gesicht
Des Dulders ist erblichen, und man sieht
Auf jener Stirn die roten Tropfen glaenzen, –
Der Schweiss in heisser Arbeitsstunde dennoch
Bricht nicht so dichte aus. Und die Augen
Unendlich traurig sind, als ob sie fragen:
„Wozu auch diese Qual muss ich erdulden?
Ich nahm auf mich schon alle euren Strafen,
Die Schlimmste noch empfange ich.
Doch das –
Wofuer, wer hat mich dazu noch verurteilt?“
„Steh auf, du! Wie lange wirst du schlafen?!“ –
Pretorianer schreien, und die Peitschen
Wie Schlangen schwangen sich. Und durch die Kleidung
Begannen rote Streifen durchzudringen.
„Das Kreuz ist schwer...ich kann nicht mehr...so lange...“,
– Es stoehnte der Unglueckliche und liess
Sein Haupt in den Strassenstaub sinken.
Ein Waechter hob die Peitsche auf – doch blieb
So stehen, jemand fiel ihm in den Arm.
„Wer bist du? Was du willst?“ – der Roemer bruellte.
„Ich bin ein Zimmermann. Und dieses Kreuz
Ich schwer gemacht – so muss ich es auch tragen.
Los! Fuer die Arbeit will ich keinen Lohn.“
Er nahm das Kreuz. Und niemand stoerte ihn.
Gebeugter Ruecken richtete sich auf,
Verwelkte Haende spannten sich von neuem,
Und sein erloschner Blick entflammte wieder
Mit grosser Traurigkeit, aufs neue tiefer.
Und schritt der Arbeiter des festen Ganges
Mit seinem Kreuz nach Golgatha, als waere
Er durch die schwere Arbeit nicht ermuedet.
13/XI 1903, Tbilisi
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С уважением
Соэль Карцев 23.10.2016 17:46 Заявить о нарушении