Kurzgeschichte-Die Unentschlossenheit oder

Thema: Kurzgeschichten | Erlebtes |  02.09.09


Kurzgeschichte - Die Unentschlossenheit oder sich trennen faellt schwer!


Zur Zeit, meine Frau ist fuer einige Wochen in Kur, raeume ich mein Arbeitszimmer im Erdgeschoss und ziehe in die erste Etage, unser Balkonzimmer. Da meine Tochter einen Sohn bekommen hat, wir somit in den Stand der Grosseltern erhoben wurden, ist beschlossen worden, mein damit ehemaliges Arbeitszimmer in ein Emil – Gaestezimmer umzuwandeln.
Nun da ich ja alleine bin kann ich den Umzug, vor allem sein Tempo, frei gestalten.
Aber das von dem ich dachte „haste schnell erledigt“ entwickelt sich zu einer „erinnerungs - Olympiade“.
Einige Teile waren schnell von unten nach oben transportiert, dann kamen aber die Kisten mit den alten Familienfotos und schon war ein Abend und eine halbe Nacht und ein Vormittag vertan.
Aus den Augen, also richtig verstaut, sind sie noch nicht werden mich also sicher noch einige Stunden kosten. Eine Kiste voller Fotoalben, in die ich sicher ueber zwanzig Jahre keinen Blick geworfen habe, auch sie hat einige Stunden meiner Zeit geraubt.

Gestern bin ich auf vier Kartons mit einem Sammelsurium Erinnerungsstuecke gestossen, irgendwann sind sie aus unserem Blickfeld verbannt worden. Sicher zu schade fuer den Muelleimer wanderten sie in alte Schuhkartons und werden nun zu Vergangenheitsprismen, die einzelne Erlebnisse oder Begebenheiten auf einen Gegenstand fokussieren. Erinnerungsstuecke meines ersten Kuraufenthalts in Bad Ems, vor ca. 35 Jahren, - wieder eine Stunde im Sessel den alten Erinnerungen nachhaengen.
Alte Briefe, noch mal Fotos sowie viele Kleinigkeiten, die niemandem etwas sagen wuerden, im Zusammenhang mit Erinnerungen zu kleinen Schaetzen werden und mich wieder einen halben Tag gefangen gehalten haben.
Da ich in meiner neuen Bleibe, oben, etwas weniger Platz habe wollte ich einige Dinge eigentlich im Keller unterbringen, aber diese Erinnerungen die mich wie ein Zeitraffer noch mal durch Jahre meines Lebens fuehren, in den Keller bringen, nein sie muessen mich in mein neues Zimmer begleiten.

Heute ging es weiter. Der Buecherschrank sollte eigentlich „Entruempelt“ werden aber Buecher, jedes einzelne ist doch ein Stueck von mir – Romane – Kochbuecher – Gartenbuecher – Woerterbuecher – Gedichte, Gedichte, Gedichte.
Ein Stapel fuer die Buecher, die mich begleiten, ein Stapel fuer die Buecher die... ja was, fuer den – Keller – Flohmarkt – die Papiertonne?
Nun zwei, drei mal bin ich den Stapel noch durchgegangen mit dem Ergebnis, dass es jetzt nur noch ein Stapel ist und jeder wird es sich denken koennen, sie alle werden mich begleiten.

Oben auf dem Buecherschrank stehen noch vier alte Karteikaesten. Bevor ich sie oeffne wollte ich erst meine bisherigen „Umzugserlebnisse“ niederschreiben denn es wird sicher noch laenger dauern. Auf jede Stunde Arbeit,- Tragen,- Verruecken kommen drei bis vier Stunden „Erinnerungsarbeit“ - eigentlich die schoenste Arbeit. Leider habe ich diese Arbeit bisher noch in keiner Stellenausschreibung gefunden.


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Foto: pixelio / Juergen Maul


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