Hasen - Brote
Es war die Zeit um 1955, fuer mich wahrlich eine sehr schoene Zeit.
Ich lebte mit meinen Eltern und meiner groesseren Schwester in Duelken, auf dem Firmengelaende einer Schuhfabrik. Unseren Vater der fuer jene Firma als Uebernehmer (Leder-Einkaeufer) taetig war, sahen wir nur am Wochenende. Denn von Montag bis Freitag war er auf Reisen um in verschiedenen Lederfabriken grosse Mengen Leder-Haeute fuer die Schuh-Produktion einzukaufen. Zur damaligen Zeit war er, wie wohl die meisten nur mit der Bahn auf Reisen weil ein Firmenwagen oder gar ein eigenes Auto noch eine ausgesprochene Seltenheit, ja eigentlich ein Traum war. Wurde es nun Freitag Nachmittag und ging langsam auf den Abend zu, wurden meine Schwester und ich immer unruhiger, stand uns doch ein besonderes Ereignis bevor.
Wenn Vater heimkehrte, immer mit einem Koffer und einer Aktentasche beladen wurde er sofort von uns umlagert. Denn nun sollten wir das bekommen worauf schon den ganzen Tag gewartet wurde. Aus seiner Aktentasche kramte er fuer jeden von uns ein in Butterbrot-Papier verpacktes, wie er sie immer nannte "Hasen-Brot" hervor. Es waren Brote die er sich sicherlich schon ein oder zwei Tage zuvor geschmiert hatte und die in der Zwischenzeit in der Aktentasche schon einen etwas trocken- unansehnlichen und verbogen Zustand angenommen hatten. Brote die heute sicher sofort im Muelleimer landen wuerden. Aber damals, allein der Name machte es fuer uns zu etwas ganz Besonderen. Genussvoll verspeisten wir die "Hasen-Brote" und keine Schokolade haette uns locken koennen.
( 1955 eine Zeit in der wir Kinder Schokolade wenn, dann nur in kleinen Stuecken und niemals in Tafeln bekamen )
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