Ach, hallo!..

»Ach, hallo!..« – und Verlegenheit huscht wie ein Schatten
durch den Raum und verfaengt sich in Mundwinkeln still.
Soll ich mir jetzt ein hoefliches Laecheln gestatten,
das, ich hoffe, verbirgt, was ich denke und will?..

Ich betrachte, noch etwas zerstreut und verlegen,
das vertraute Gesicht – dein Gesicht, lieber Gast.
Ich vermag nicht mehr viele Gedanken zu hegen,
doch in einem Gedanken ersticke ich fast:

Was bedeutet dein Laecheln? So strahlend, so ruhig,
so verdammt ueberfreundlich, so fremd, so vertraut?
Dieses Laecheln ist fast schon zu lang – und was tue ich?
Ich bin ratlos – und will, dass es keiner durchschaut...

Ich befuerchte, dein Laecheln soll etwas kaschieren.
Was bedeutet es, sag mir? Ich kann's nicht verstehn!!!
Gleichmut? Nachsicht? Begehren? Nur gute Manieren
oder etwas, was wir uns unmoeglich gestehn?

Leere Worte durchziehen wie Spinnengewebe
Zeit und Raum. Unser Tun stroemt ins Leere hinein.
Ist es wirklich die Welt, die ich atme und lebe?..
Wer von uns ist der Grund fuer die seltsame Pein?

Was passiert hinter leblosen, kalten Fassaden?
Etwas regt sich, noch heimlich und still – aber was?
Wir verlieren vielleicht den Verstand wie den Faden –
doch von diesem Verlust sag ich nichts, lieber Gast...

... Sei du selbst – schenk mir deine verstohlenen Blicke,
die ich manchmal erhasche, denn diese sind echt.
Liebend gerne geniesse ich die »Missgeschicke«,
komm mir naeher... noch naeher, es ist mir nur recht...

Luftbewegung im Nacken – nur Zufall? Dann Schritte,
deine leichte Beruehrung – vielleicht ungewollt?..
Ich verletze dich nicht, lieber Gast, nein, ich bitte:
Sei ein... Freund, sei du selbst, laechle nicht mehr so hold!

Nein, ich will keinen Sieg ueber dich, keine Beute,
sondern offene, zaertliche Freundlichkeit, denn
ich hab' ebenfalls Angst...
Ich hab' Angst, dass ich heute
meine Aengste vergesse, mein lieber Gentleman...


2004, 25.01.2007


Рецензии
Ganz schoen. Erinnert mich ein wenig an meinen russischen Text "Неизвестному читателю"
Und was Ihre "Missgeschicke" angeht, ich meine, s'ist ein Fatum aller, na, sag'n wir wenn nicht Schoepfer dann doch Schaffenden.
Wo ist denn Ihr Deutsch her?
Ich gedenke doch, dass keine Antwort auch eine Antwort ist.
Jhr
B.R.

Борис Рубежов Четвёртая Страница   14.11.2008 20:19     Заявить о нарушении
Ehrlich gesagt ist dieses Gedicht so uralt, dass es mir aus der heutigen Perspektive ziemlich fremdartig erscheint, als haette eine andere, unreifere Person diesen Text geschrieben. Aber ich freue mich sehr, dass Sie meine Zeilen mit ein paar netten Worten gewuerdigt haben. Dankeschoen! Eine kleine Bitte an Sie: Koennten Sie mir vielleicht den Link zum "Unbekannten Leser" geben? Ich habe Ihr Gedicht leider nicht finden koennen.

Deutsch habe ich erst in Russland als Fremdsprache gelernt. Inzwischen ist es zur Sprache geworden, die ich tagtaeglich spreche und in der ich denke.

Mit lieben Gruessen,
Anna

Логиня   15.11.2008 23:41   Заявить о нарушении
Jawohl, Liebe Frau L.:

Oh! Fuer einen echten Kuenstler hab' ich zu viel geschrieben! Auch nicht gefunden, leider! Obwohl mal schon den Inhalt meiner Seiten 1 bis 3 auch schon gemacht. Dennoch kein Problem: dank jhrer Nachfrage kann ich es noch einmal aus meinem Fonds erscheinen lassen. Die Adresse ist also:
http://www.stihi.ru/2008/11/16/2961

Und hier ist das ganze Gedicht:

Неизвестному читателю

Я заметил, приятель, и ты не заметить не мог:
Наши стены крепки, но порой не помогут и стены,
Неизвестный читатель является на огонёк,
Открывает замки и глядит на тебя откровенно.

У него ни имён, ни фамилий, ни отчества нет,
Отпечатки его не зальёшь специальным составом,
И глаза его смотрят сквозь наш застарелый сюжет,
Может, видят они, если мы поддаёмся лукавым?

Ни чернить незнакомца, ни зря проповедовать лесть –
Я бываю в долгу, но долги погашаются эти.
Неизвестный читатель, тебе моя слава и честь!
Это всё, что могу. Остальное найдёшь в интернете.

20.05.05.

Ihr

Борис Рубежов Четвёртая Страница   16.11.2008 17:26   Заявить о нарушении
Es ist wirklich beeindruckend, dass zwei Gedichte, die eigentlich ueber voellig unterschiedliche Sachen geschrieben worden sind, dennoch so viel Gemeinsames auf der emotionellen Ebene haben! Diese warme, nachdenkliche Beinahe-Intimitaet ist ja praktisch identisch. Ich danke Ihnen herzlichst fuer das Gedicht!

Liebe Gruesse,
Anna

Логиня   18.11.2008 23:28   Заявить о нарушении
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