Manche Nachdichtungsstuecke
Mein Onkel wuerdig so, wie keiner,
Als er der Krankehiet unterlag,
Verband mich dann zu Pflege seiner -
das Denken ward ihm gar nicht karg.
Es sei sein Beispiel Lehrgewinn
Aber, mein Gott, was fuer Stumpfsinn
Beim Kranken ganze Tag und Nacht
Zu sitzen auf dieser Wacht
Was fuer gemeines Hinterweben
Halbatmenden ja doch zu ruetteln
die Kissen ihm aufzuschuetteln
Arznei ihm traurig zu geben
Zu denken immer vor sich hin:
„Mein Gott, erbarm Dich ueber ihn!“
II.
So dachte unser junger Bursche
Mit Kutsche rasend durch den Staub
Es lag jawohl am Zeuseswunsche
Dass er zum Erben aller taugt.
Von Ruslan und Ludmila Freunde,
gestatten Sie mir voller Freude,
den Helden vorzustellen jetzt
ohne Umschweife ernst zuletzt.
Onegin, ein von mir Bekannter
geboren war an der Newa,
wie Sie wohl oder wo sichtbar
den Glanz von Ihnen jeder nannte.
Einst machte ich Spaziergang hier -
der Norden schadet aber mir...
III.
Nach einem ehrenvollen Dienste
geriet sein Vater in die Schuld -
drei Baelle jaehrlich warn Geringstes -
und er vertat sein ganzes Gut.
Das Schicksal doch bewahrte Eugen
Zuerst war es Madammes-Fuersorge
Dann war Monsieur daran komplett
Das Kind war aber suess und nett
Monsieur l’AbbE, armer Franzose,
Um nicht zu peinigen das Kind
Betreute es mit Nachsicht blind.
Ersparte ihm Episteldosen
Verwies ihm ab und zu Unartn
Und fuehrte es zum Sommergartn.
IV.
Es kam mit ihren Meutereien
Fuer Eugen aber Jugendzeit,
von holdem Kummer, Hoffnungsreihen
Es ward Monsieur nicht mehr gemeint.
Von Freiheit selber jetzt erkoren
Nach letzter Mode fein geschoren
Gar nichts am Dandy’s Kleid gefehlt,
sah Eugen endlich nun die Welt.
Gar tadellos war sein Franzoesisch,
in seinem Schreiben und im Mund
Mazurka war den Fuessen kund
Seine Verbeugung war ganz hoefisch,
Was wuenscht sich noch Gesellschaftsneid?
Der Kerl sei artig und gescheit.
V.
In diesem Leben haben alle
Wir etwas irgendwie gelernt
Und mit Erziehung mal zu prahlen,
als Wunder wird hier nicht erwaehnt.
Onegin war gemaess Ansichten
Von vielen anspruchsvollen Richtern
Gelahrter Kerl wenn auch Pedant
Ihm ward die Gabe anerkannt
Gar ungezwungen anzusprechen
Fast alles leicht in Plauderei,
Beim Streit, als ob er Kenner sei,
das Schweigen nicht einmal zu brechen
hervorzurufen Laechelnslicht
bei Damen durch ein Sinngedicht.
VI.
Latein ist nicht mehr Mode heute.
aber um ehrlich hier zu sein,
die Epigraphe mal zu deuten
Genuegte Eugen sein Latein,
von Juvenalis konnt er scherzen
am Briefesende vale setzen
und kannte,zwar nicht ohne Luecken,
aus Aeneis manche Stuecke.
Er hatte keine Lust zu wuehlen
im Staub von Geschichtenkram,
im Lebensbild von einem Stamm,
wenn auch Anekdotenfuelle
von Romulszeit bis zu dem Tag
ihm zu erzaehlen gut gelang.
VII.
Sein Leben wollte er nicht opfern
dem schoener Klaenge hohen Reich
wir konnten uns hierfuer erschoepfen
Choreen, Jamben - ihm war’s gleich.
Er schalt Homer und Pheokrit
Dafuer las aber Adam Smith,
war ein versierter Oekonom,
das heisst, er wusste viel davon
wodurch die Staaten recht gedeihen
und wie sie leben und warum
es ohne Gold geht, wenn rings um
sich Waren aneinander reihen
so dass ihn Vater nicht verstand –
der gab die Gueter meist zum Pfand.
VIII.
All das, was Eugen traun wusste,
aufzuzaehlen schaff ich nie,
was tiefer als die andern Kuenste
ihm innewohnte, als Genie,
das galt fuer ihn seit jungen Jahren
als Muehe, Plage, Wohlbehagen,
verlieh der Faulheit vom Tag
von irgendeinem Sinn Geschmack -
das war der Liebe tiefes Wissen.
Es ward gepriesen von Ovid,
der dadurch Not und Qual erlitt,
seinem Italien entrissen,
und in Moldawien allein
vollendet sein rastloses Sein.
IX.
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X.
Wie frueh zu heucheln Eugen pflegte,
zu hegen Hoffnung, Eifersucht,
Welch Truebsal er in sich erregte,
Wie gab den Glauben, schlug ihn in Flucht.
Er war ganz stolz und ganz geduldig,
aufmerksam und ganz gleichgueltig,
sein Schweigen war mit Schmalz gedehnt.
die Sprache - feurig eloquent.
Wie war er in den Briefen laessig!
Wenn ihm das Herz von Liebe schwoll,
Wie war er dann entsagungsvoll!
Wie war sein Blick doch schnell und zaertlich,
bald arrogant und bald verschaemt,
mit Traenen meist gelenkt verbraemt.
XI.
Wie konnte er jaeh neu erscheinen,
verwundern leicht Jungfraeulichkeit,
erschrecken sie mit Selbstverneinen,
ergoetzen sie mit Schmusfeinheit,
und ausnutzen jene Ruehrung,
der Unschuld heimliche Verfuehrung,
gewinnen durch Begier und Geist,
so dass Liebkosung es beweist,
verlangen und erbitten Beichte,
erhorchen Herzens ersten Klang,
bezeigen wilden Liebesdrang,
geheimes Rendezvous erreichen,
und dann in Stille, beim Zwielicht,
erteilen ihr den Unterricht.
XII.
Wie frueh gelang’s ihm anzufechten
der namhaften Koketten Herzn
Wenn er sich an den Gegnern raechte
Wie tief wollte er sie verletzn,
welch einen Spott liess er erschallen,
wie lockte er sie dann in Fallen,
Ihr aber, Gatten, ganz beglueckt,
wiest seine Freundschaft nicht zurueck.
Er war verehrt von Listgemahlen
schalkhaften Juengern von Foblas,
vom mit Argwohn erfuellten Greis
von majestaetischen Hahnreien,
ganz mit sich selber alleweil
zufrieden, wie mit Frau und Mahl.
XIII, XIV.
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XV.
Es kam so vor, dass meist zum Bette
man schon ihm manche Zettel trug.
Was sind es denn? - Einladungskette.
Drei Haeuser bitten um Besuch.
Hier wird ein Ball, dort fuer die Kinder
ein Fest gegeben. Wohin bringen
die Pferde heute meinen Herrn?
All das zu schaffen ist nicht schwer.
Gekleidet morgendlich einstweilen,
beim Hut gleich dem von Bolivar,
geht jetzt Onegin zum Boulevard
und schlendert dort umher im Freien,
bis sein Breguet, der aufbleibt,
ihm laeutet seine Essenszeit
XVI.
Beim Dunkel setzt er sich in Schlitten
„Nun drauflos!“ - ertoent der Schrei,
Versilbert von des Frostes Splittern,
huscht Eugens Biberpelz vorbei.
Er rast, um bei Talon am Tische
Kawerin sicher zu erwischen.
Hinein, zur Decke schiesst der Pfropf,
des Weines spritzt Kometenzopf
Es gibt vor ihm Roastbeef noch blutig,
und Trueffeln, Jugendzeitsgenuss,
der Frankreichskueche Ueberfluss,
Strassburger Kuchen schmeckhaft duftig,
und frischsten Kaes", den Limburg ass
und eine goldne Ananas.
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